Azathoth - Vermischte Schriften
Lumley und H. P. Lovecraft
Anmerkung des Herausgebers: Alonzo Hasbrouch Typer aus Kingston, New York, wurde zum letzten Mal am 17. April 1908
gegen Mittag im Hotel Richmond in Batavia gesehen und erkannt. Er war der einzige Nachkomme einer uralten Familie aus dem Bezirk Ulster und zum Zeitpunkt seines Verschwindens 53 Jahre alt.
Mr. Typer wurde privat unterrichtet und besuchte
anschließend die Universitäten Columbia und Heidelberg. Er verbrachte sein ganzes Leben als Lernender, seine
Forschungsgebiete schlössen viele dunkle und allgemein gefürchtete Grenzbereiche menschlichen Wissens mit ein. Seine Schriften über Vampirismus, Ghule und Poltergeistphänomene wurden privat gedruckt, nachdem sie von vielen Verlegern abgelehnt worden waren. Nach einer Reihe besonders bitter geführter Auseinandersetzungen trat er im Jahr 1900 aus der Society for Psychical Research aus.
Zu verschiedenen Zeiten unternahm Mr. Typer ausgedehnte Reisen, manchmal verschwand er für längere Zeiträume. Man weiß, daß er viele unbekannte Orte in Nepal, Indien, Tibet und Indochina besucht hat und den Großteil des Jahres 1899 auf den geheimnisvollen Osterinseln verbrachte. Die ausgedehnte Suche nach dem Verschwundenen erbrachte keine Ergebnisse, und sein Erbe wurde unter entfernte Verwandte in New York City aufgeteilt.
Das hiermit vorgestellte Tagebuch wurde angeblich in den Ruinen eines geräumigen Landhauses in der Nähe von Attica, N.
Y., das schon Generationen vor seinem Einsturz einen merkwürdig unheimlichen Ruf hatte, gefunden. Das Gebäude war sehr alt, älter als die allgemeine Besiedlung des Gebiets durch die Weißen, und war die Heimstatt einer merkwürdigen und verschlossenen Familie namens van der Heyl gewesen, die 1746 aus Albany unter dem merkwürdigen Schatten des Verdachts, Hexerei betrieben zu haben, hierhergezogen war. Der Bau stammte möglicherweise aus der Zeit um 1760.
Von der Geschichte der van der Heyls ist nur wenig bekannt.
Sie hielten sich von ihren Nachbarn fern, beschäftigten Neger als Bedienstete, die sie direkt aus Afrika holten und die kaum Englisch sprachen, und erzogen ihre Kinder privat und auf europäischen Hochschulen. Diejenigen unter ihnen, die in die Welt hinauszogen, verschwanden schnell aus dem Blick, jedoch erst, nachdem sie einen schlimmen Ruf erlangt hatten, weil sie sich mit Gruppen eingelassen hatten, die Schwarze Messen abhielten, und mit Kulten von noch dunklerer Tragweite.
Um das gefürchtete Haus erhob sich eine Streusiedlung, bewohnt von Indianern und später von Renegaten aus dem umliegenden Gebiet, das den zweifelhaften Namen Chorazin trug. Über die einzigartigen Erbanlagen, die später unter den Dorfbewohnern von Chorazin auftraten, haben Ethnologen mehrere Monographien verfaßt. Unmittelbar hinter dem Dorf, in Sicht des Hauses der van der Heyls, befindet sich ein steiler Hügel, der von einem merkwürdigen Ring uralter, aufrecht stehender Steine gekrönt ist, die von den Irokesen immer mit Furcht und Abscheu betrachtet wurden.
Ursprung und Natur der Steine, deren Entstehungsdatum, nach den archäologischen und klimatologischen Beweisen zu urteilen, sagenhaft früh sein muß, sind noch immer ein ungelöstes Problem.
Von etwa 1795 an wissen die Sagen der einströmenden Pioniere und der späteren Bevölkerung viel zu berichten von seltsamen Rufen und Gesängen, die zu gewissen Jahreszeiten von Chorazin sowie dem großen Haus und dem Hügel der aufrecht stehenden Steine ausgingen. Doch gibt es Grund zu der Annahme, daß dies um 1872 aufhörte, als der gesamte vander-Heyl-Haushalt - mit allen Dienstboten - plötzlich verschwand.
Von da an war das Haus verlassen, denn es ereigneten sich andere Katastrophen, darunter drei unerklärliche Todesfälle, fünf Fälle von Verschwinden und vier Fälle plötzlichen Wahnsinns, als spätere Besitzer und interessierte Besucher versuchten, es zu bewohnen. Das Haus, das Dorf und ausgedehnte landwirtschaftliche Nutzflächen ringsum fielen an den Staat und wurden mangels auffindbarer vander-Heyl-Erben versteigert. Seit ungefähr 1890 haben die Besitzer (der verstorbene Charles A. Shields und sein Sohn Oscar S. Shields aus Buffalo) den ganzen Besitz verfallen lassen und alle Neugierigen gewarnt, das Gebiet zu betreten.
Von denjenigen, die sich, wie man weiß, dem Haus während der letzten vierzig Jahre genähert haben, waren die meisten Erforscher des Okkulten, Polizeibeamte, Zeitungsleute und recht seltsame Gestalten aus dem Ausland,
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