Azathoth - Vermischte Schriften
darunter ein
geheimnisvoller Eurasier, möglicherweise aus Chochinchina, dessen späteres Wiederauftauchen im Jahr 1903, bar jeder Erinnerung und mit bizarren Verstümmelungen, in der Presse große Aufmerksamkeit fand.
Mr. Typers Tagebuch - ein Buch von etwa 6x3 1/2 Zoll Größe, aus widerstandsfähigem Papier und einer merkwürdig haltbaren Bindung aus dünnem Metallblech - wurde am 16.
November 1935 im Besitz eines der dekadenten Dorfbewohner von Chorazin entdeckt, und zwar von einem Staatspolizisten, der ausgesandt worden war, um den Gerüchten vom Einsturz der leerstehenden vander- Heyl-Villa nachzugehen. Diese war bei dem heftigen Sturm vom 12.. November wirklich eingestürzt, offensichtlich eine Folge des Alters und der Vernachlässigung.
Die Zerstörung war eigenartig gründlich, und mehrere Wochen lang konnte keine genaue Durchsuchung der Ruinen
vorgenommen werden. John Eagle, der dunkelhäutige, affengesichtige, indianerähnliche Dorfbewohner, der das Tagebuch in seinem Besitz hatte, erklärte, daß er das Buch an der Oberfläche des Schuttberges gefunden hatte, in den Resten dessen, was vermutlich das Vorderzimmer im Obergeschoß gewesen war.
Das Innere des Hauses ließ sich nur noch schwerlich identifizieren, wiewohl ein riesiges und erstaunlich festes Ziegelgewölbe im Keller (dessen uralte Eisentür wegen des merkwürdig verzierten und auf perverse Weise Widerstand bietenden Schlosses aufgesprengt werden mußte) intakt blieb und rätselhafte Baumerkmale aufwies. Erstens waren die Wände mit noch immer unentzifferten Hieroglyphen bedeckt, die grob in das Ziegelmauerwerk eingeritzt waren. Eine weitere Merkwürdigkeit war eine riesige kreisförmige Öffnung auf der Hinterseite des Gewölbes, die durch eine Bodensenkung blockiert war, die offensichtlich vom Einsturz des Gebäudes herrührte.
Am rätselhaftesten jedoch war die anscheinend in jüngster Zeit erfolgte Ablagerung einer stinkenden, schleimigen, pechschwarzen Substanz auf dem verfliesten Boden, die sich in einer meterbreiten Linie erstreckte, deren eines Ende die verschüttete Kreisöffnung bildete. Die Leute, die das Gewölbe öffneten, erklärten, daß die Stelle wie das Schlangengehege eines Zoos roch.
Das Tagebuch, das offensichtlich allein zu dem Zweck angelegt worden war, die Erforschung des gefürchteten vander-Heyl-Hauses durch den verschwundenen Mr. Typer zu
beschreiben, ist inzwischen von Schriftsachverständigen für echt erklärt worden. Das Schriftstück zeigt gegen Ende Anzeichen einer wachsenden Nervenzerrüttung und wird stellenweise beinahe unleserlich. Die Bewohner von Chorazin - deren Beschränktheit und Wortkargheit alle Erforscher des Gebietes und seiner Geheimnisse erstaunt - erklären, sich an nichts zu erinnern, was Mr. Typer von anderen unvorsichtigen Besuchern des gefürchteten Hauses unterschieden hätte.
Der Text des Tagebuchs wird hier buchstabengetreu ohne jeden Kommentar wiedergegeben. Wie man ihn interpretieren und was man daraus anderes schließen kann als die geistige Zerrüttung des Schreibers, muß jeder Leser für sich selbst entscheiden. Nur die Zukunft kann weisen, welcher Wert ihm bei der Lösung des generationenalten Geheimnisses zukommen mag. Man kann hinzufügen, daß die Genealogen Mr. Typers verspätete Erinnerung in der Sache Adriaen Sieght bestätigen.
Das Tagebuch Kam hier gegen 6 Uhr abends an. Mußte die ganze Strecke von Attica angesichts eines drohenden Sturms zu Fuß gehen, denn niemand wollte mir ein Pferd oder einen Wagen leihen, und mit einem Auto kann ich nicht umgehen.
Dieser Ort ist noch schlimmer als erwartet, und ich fürchte das Bevorstehende, obwohl ich mich gleichzeitig danach sehne, das Geheimnis zu erkunden. Nur allzu schnell ist die Nacht da - die alte Walpurgisnacht des Sabbatgrauens -, und nach jener Zeit in Wales weiß ich, was zu erwarten ist. Was immer kommt, ich werde mit keiner Wimper zucken. Von einem unergründlichen Drang angetrieben, habe ich mein ganzes Leben der Suche nach unheiligen Geheimnissen gewidmet. Aus keinem anderen Grund bin ich hierhergekommen, und ich will nicht mit dem Schicksal rechten.
Bei meiner Ankunft war es sehr dunkel, obwohl die Sonne noch keineswegs untergegangen war. Die Sturmwolken waren die dichtesten, die ich je gesehen hatte, und ohne die Blitze hätte ich den Weg überhaupt nicht gefunden. Das Dorf ist ein hassenswerter Ort, wo sich die Füchse gute Nacht sagen, und seine wenigen Bewohner sind nicht besser als Idioten. Einer von
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