Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
Vom Netzwerk:
Glücklicherweise hatten in dem Leichenwagen zwei Särge Platz. Keine Eile - Ed Plummer und Ethan Stone waren mit den Schaufeln vorausgegangen, um das zweite Grab auszuheben.
    In der ganzen Prozession gab es drei Mietdroschken und jede Anzahl privater Gespanne - es hatte keinen Sinn, die Menge von den Gräbern fernzuhalten.

    Dann drang ein verzweifelter Schrei aus dem Zimmer, in dem sich Sophie und die Leichen befanden.
    Die Menge war wie gelähmt, und das Gefühl kehrte wieder, das aufgekommen war, als Luella geschrien hatte und in Ohnmacht gefallen war. Steve Barbour und Diakon Leavitt schickten sich an hineinzugehen, aber ehe sie noch das Haus betreten konnte, kam Sophie weinend herausgestürzt und stieß hervor: »Das Gesicht am Fenster!... Das Gesicht am Fenster!...«
    Zur selben Zeit kam eine wildblickende Gestalt um die Hausecke gebogen und lüftete das Geheimnis von Sophies dramatischem Aufschrei. Es war offensichtlich der Eigner des Gesichts - der arme verrückte Johnny. Er begann, auf und ab zu springen, deutete auf Sophie und kreischte: »Sie weiß es!
    Sie weiß es! Ich habe es ihrem Gesicht angesehen, als sie sie anschaute und mit ihnen sprach! Sie weiß es und läßt es zu, daß man sie in die Erde versenkt, daß sie kratzen und nach Luft scharren... Sie werden aber mit ihr reden, und sie können sie hören... sie werden mit ihr reden und ihr erscheinen... und eines Tages kommen sie zurück, um mit ihr abzurechnen!.
    Zenas Wells zerrte den kreischenden Tölpel zu einem Holzschuppen hinter dem Haus und sperrte ihn ein. Sein Schreien und Klopfen war in einiger Entfernung zu hören, aber niemand schenkte ihm weiter Beachtung. Der Zug formierte sich, und mit Sophie in der ersten Mietdroschke legte er langsam die kurze Strecke vom Dorf bis zum Friedhof von Swamp Hollow zurück.
    Presbyter Atwood sprach die passenden Worte, als Thomas Sprague zur Ruhe gebettet wurde, und bis er geendet hatte, hatten Ed und Ethan Thorndikes Grab auf der anderen Seite des Friedhofs fertig ausgehoben. Die Menge wandte sich nun dorthin. Diakon Leavitt hielt eine blumige Rede, und das Hinabsenken wiederholte sich. Die Leute hatten begonnen, sich in Grüppchen zu entfernen, und das Klappern der abfahrenden Wagen war zu vernehmen, als die Schaufeln wieder ihre Tätigkeit aufnahmen. Als die Erde auf die Sargdeckel donnerte, zuerst auf jenen Thorndikes, fielen Steve Barbour die seltsamen Regungen auf, die über Sophie Spragues Gesicht huschten. Er konnte sie nicht alle sehen, aber hinter jenen, die er bemerkte, schien sich ein schiefer, halbunterdrückter Blick vagen Triumphs zu verbergen. Er schüttelte den Kopf.
    Zenas war nach Hause zurückgelaufen und hatte den
    verrückten Johnny aus dem Holzschuppen befreit, ehe Sophie nach Hause kam. Der arme Kerl eilte sofort verzweifelt zum Friedhof. Er kam an, ehe die Schaufler mit ihrer Arbeit fertig waren. Zahlreiche der neugierigen Trauergäste lungerten noch immer herum. Die überlebenden Zuschauer erinnern sich nur schaudernd, was er in Spragues teilweise zugeschüttetes Grab schrie, und wie er mit denHänden in der lockeren Erde von Thorndikes frisch aufgeschüttetem Grab auf der anderen Seite des Friedhofs herumwühlte. Jotham Blake, der Dorfpolizist, mußte ihn gewaltsam in den Ort zurückführen, und seine Schreie lösten ein entsetzliches Echo aus.
    An dieser Stelle hört Fred Peck gewöhnlich zu erzählen auf.
    Was sonst, fragt er, gibt es noch zu erzählen? Es war eine düstere Tragödie, und es ist kaum verwunderlich, daß Sophie nachher seltsam wurde. Und mehr bekommt man nicht zu hören, falls die Stunde bereits so weit fortgeschritten ist, daß der alte Dalvin Wheeler nach Hause geschwankt ist. Falls er aber noch da ist, mischt er sich mit diesem verdammt ins Ohr gehenden und heimtückischen Flüstern ein. Manchmal haben diejenigen, die ihn hören, später Angst, am Haus mit den verschlossenen Fensterläden oder am Friedhof vorbeizugehen, vor allem in der Dunkelheit.
    »He, he... Fred war damals noch ein Grünschnabel und erinnert sich kaum mehr an die Hälfte dessen, was vorging! Sie möchten wissen, warum Sophie die Läden ihres Hauses verschlossen hält und warum der verrückte Johnny noch immer zu den Toten spricht und vor Sophies Fenstern herumbrüllt?
    Gut, Sir, ich bin mir nicht sicher, ob ich alles weiß, was es da zu wissen gibt, aber ich höre, was ich höre.«

    An dieser Stelle spuckt der Alte seinen Kautabak aus und neigt sich vor, um den Zuhörer zur

Weitere Kostenlose Bücher