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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Von dieser größeren Furcht angetrieben, näherte ich mich mit meiner Taschenlampe den schattenhaften Pfoten und sah, wie sie unter der vollen Kraft des elektrischen Strahls verschwanden. Dann kletterte ich wie rasend die Leiter hinauf, die Taschenlampe zwischen den Zähnen, und hielt erst wieder an, nachdem ich mein »Lager« oben erreicht hatte.
    Ich wage nicht, mir vorzustellen, was mein schließliches Ende sein wird. Ich kam als ein Suchender, jetzt aber weiß ich, daß etwas mich sucht. Ich könnte nicht fortgehen, selbst wenn ich es wollte. An diesem Morgen versuchte ich zu dem Tor zu gelangen, um mir meine Vorräte zu holen, entdeckte aber, daß sich die Dornhecken fest in meinen Pfad hineinwanden.

    Dasselbe war in jeder anderen Richtung der Fall - hinter dem Haus und rings um das Haus.
    Stellenweise hatten sich die braunen, dornigen Ranken zu erstaunlichen Höhen aufgerichtet und bildeten eine undurchdringliche Hecke. Die Dorfbewohner stehen mit all dem in Verbindung. Als ich hineinging, entdeckte ich meine Vorräte in dem großen Eingangsflur, ohne das geringste Anzeichen, wie sie hierhergekommen waren. Es tut mir jetzt leid, daß ich den Staub weggekehrt habe. Ich werde ihn wieder ein bißchen verstreuen und feststellen, welche Abdrücke zurückbleiben.
    Am Nachmittag las ich einige der Bücher in der großen, schattigen Bibliothek im hinteren Teil des Erdgeschosses, und mir kamen gewisse Vermutungen, die ich nicht zu äußern wage.
    Nie zuvor hatte ich den Text der Pnakotic Manuscripts oder der Eltdown Shards gesehen, und ich wäre nicht hierhergekommen, hätte ich gewußt, was sie enthalten. Ich glaube, jetzt ist es zu spät - denn der entsetzliche Sabbat ist nur mehr zehn Tage entfernt. Man spart mich für diese Nacht des Grauens auf.
    21. April Ich habe mir neuerlich die Porträts angesehen. Bei einigen sind Namen angebracht, und mir ist eins von ihnen aufgefallen: das Porträt einer böse aussehenden Frau, das vor zwei Jahrhunderten gemalt wurde und das mir Rätsel aufgegeben hat. Es trug den Namen Trintje van der Heyl Sieght, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß mir der Name Sieght schon einmal in einem wichtigen Zusammenhang begegnet ist. Damals trug er nicht diese entsetzliche Bedeutung, aber jetzt hat er sie.
    Ich muß mir den Kopf nach einem Fingerzeig zermartern.
    Die Augen auf diesen Bildern verfolgen mich. Ist es möglich, daß einige deutlicher aus ihren Leichentüchern aus Staub und Verfall und Moder hervortreten? Die schlangen- und schweinegesichtigen Hexenmeister starren mich unheilvoll aus ihren geschwärzten Rahmen an, und eine Unmenge anderer anmaßender Gesichter beginnen, aus den verschatteten Hintergründen hervorzuspähen. Sie alle tragen eine grauenhafte Familienähnlichkeit, und das Menschliche daran ist fürchterlicher als das Nichtmenschliche. Ich wünschte, sie erinnerten mich weniger an andere Gesichter -Gesichter, die ich in der Vergangenheit gekannt habe. Sie waren ein verfluchtes Geschlecht, und Cornelis von Leyden war der schlimmste unter ihnen. Er war es, der die Barriere niederriß, nachdem sein Vater den anderen Schlüssel gefunden hatte. Ich bin mir sicher, daß V-
    - lediglich ein Bruchstück der entsetzlichen Wahrheit kennt und daß ich also in der Tat unvorbereitet und ohne Verteidigung bin.
    Was war mit dem Geschlecht vor dem alten Claes? Was er 1591
    tat, wäre ohne generationenlanges böses Erbe oder irgendein Verbindungsglied mit dem Draußen nie möglich gewesen. Und was ist mit den Abkömmlingen dieser monströsen Ahnenreihe?
    Sind sie über die Welt verstreut, erwarten sie ihre gemeinsame Erbschaft des Grauens? Ich muß mich an den Ort erinnern, an dem mir einst der Name Sieght so ganz besonders auffiel.
    Ich wünschte, ich könnte sicher sein, daß diese Bilder immer in ihren Rahmen blieben. Seit mehreren Stunden sehe ich zeitweilige Erscheinungen wie die früheren Pfoten und Schattengesichter und Schattengestalten, die aber große Ähnlichkeit mit einigen der uralten Porträts zeigen. Irgendwie kann ich niemals gleichzeitig einen flüchtigen Anblick der Erscheinung und des Porträts, dem sie ähnelt, erhaschen - die Lichtverhältnisse sind stets ungeeignet für das eine oder das andere, oder aber Erscheinung und Porträt befinden sich in verschiedenen Räumen.
    Vielleicht sind die Erscheinungen, wie erhofft, bloße Traumgebilde, Hervorbringungen meiner Phantasie, aber ich kann mir dessen jetzt nicht sicher sein. Einige sind weiblich und von

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