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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Minderheit bilden mochte, das stabile Element, auf dessen Zuverlässigkeit man bauen konnte und dessen Mitarbeit die Provinz am festesten mit dem Imperium des Senats und des römischen Volkes verbinden würde. Es war zugleich unsere Pflicht und unser Vorteil, ihm den Schutz zu bieten, der Bürgern Roms zustand, selbst (und an dieser Stelle warf ich Balbutius und Asellius einen sarkastischen Blick zu) wenn es einige Mühe kostete durchzugreifen und Würfelspiel und Hahnenkämpfe im Lager Calagurris kurz unterbrochen würden.
    Daß die Gefahr für die Stadt und die Bewohner Pompelos keine Einbildung war, stand für mich nach Studien
    unzweifelhaft fest. Ich hatte zahlreiche Schriftrollen aus Syrien, Ägypten und den kryptischen Städten Etruriens7 gelesen und hatte ausführlich Zwiegespräche mit dem blutrünstigen Priester der Diana Aricina in seinem Tempel in den Wäldern, die an den Lacus Nemorensis8 grenzten, gehalten.
    Entsetzlich Verhängnisvolles konnte am Sabbat aus den Bergen herabbeschworen werden, Verhängnisse, die man auf einem Territorium des römischen Volkes einfach nicht dulden durfte, und Orgien von der Art zuzulassen, wie sie bekanntlich am Sabbat gefeiert werden, wäre kaum mit den Gepflogenheiten jener vereinbar, deren Vorväter zur Zeit des Konsuls A.
    Postumius so viele römische Bürger wegen Ausübung der Bacchanalien hatten hinrichten lassen - ein Vorfall, der auf ewige Zeiten in Erinnerung gerufen wurde durch das Senatus Consultum de Bacchanalibus, in Bronze graviert und für jedes Auge sichtbar. Rechtzeitig unter Kontrolle gehalten, ehe die Ausbreitung der Riten womöglich etwas auslöste, womit das Eisen eines römischen Pilums nicht mehr fertig wurde, würde der Sabbat die Stärke einer einzigen Kohorte nicht überfordern.
    Nur Teilnehmer sollten festgenommen werden, und wenn man 7 D.h. Norditalien. Für die Menschen des Altertums wie der heutigen Zeit waren und sind die Etrusker ein Geheimnis: niemand kann mit Sicherheit sagen, woher sie kamen (Herodot 1.94 hat möglicherweise recht, wenn er anmerkt, daß sie vielleicht eine Kolonie waren, die von Lydien in Kleinasien ausgeschickt wurde, vielleicht im 8. vorchristlichen Jahrhundert); ihre Sprache - die wir noch nicht entziffert haben - gehört nicht zur indoeuropäischen Sprachenfamilie.
    8 Dieser Tempel, dessen Ruinen noch immr erhalten sind, liegt rund 18
    Meilen südöstlich von Rom.

    die große Anzahl bloßer Zuschauer verschonte, ließe sich die Verstimmung bei dem sympathisierenden Teil der
    Landbevölkerung weitgehend in Grenzen halten. Kurzum, sowohl aus prinzipiellen wie aus politischen Gründen war entschlossenes Handeln angezeigt, und ich konnte nicht daran zweifeln, daß Publius Scribonius in Anbetracht der Würde und Verpflichtungen des Volkes von Rom seinen Plan aufrecht halten würde, die Kohorte zu entsenden und mich mit ihr, aller Einwände zum Trotz, die Balbutius und Asellius - die wahrhaftig mehr als Provinzbewohner denn als Römer sprachen
    - in wachsender Zahl noch vorbringen mochten.
    Die sinkende Sonne stand jetzt schon sehr niedrig, und die ganze Stadt schien in einen unwirklichen und unheilvollen Glanz getaucht. Dann bekundete der Prokonsul P. Scribonius seine Zustimmung zu meinen Worten und teilte mich der Kohorte in der vorübergehenden Funktion eines Centurio primipilus zu. Balbutius und Asellius beugten sich dem, der eine bereitwilliger als der andere.
    Als die Dämmerung an den wilden Herbsthängen niedersank, schwebte ein getragenes, schauriges Gedröhn fremdartiger Trommeln in gräßlichen Rhythmen von ferne herab. Einige wenige Legionäre zeigten sich furchtsam, aber scharfe Befehle stellten die Ordnung her, und die ganze Kohorte nahm bald auf der offenen Ebene östlich des Zirkus Aufstellung. Libo selbst, aber auch Balbutius bestanden darauf, die Kohorte zu begleiten.
    Es bereitete jedoch große Schwierigkeiten, einen einheimischen Führer zu finden, der den Weg zu den Bergen weisen konnte.
    Schließlich erklärte sich ein junger Mann namens Vercellius, der Sohn reinrassiger römischer Eltern, bereit, uns zumindest über die Ausläufer hinaus zu führen. Wir marschierten in der einsetzenden Dämmerung los, die schwache Silbersichel des Neumonds zitterte über den Wäldern zu unserer Linken.
    Das, was uns am meisten in Unruhe versetzte, war die Frage, ob der Sabbat überhaupt abgehalten wurde. Berichte vom Anmarsch der Kohorte mußten die Berge erreicht haben, und selbst die Tatsache, daß eine

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