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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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mich tief beunruhigt. Als ich nervös in einem Buch in der Bibliothek blätterte, stieß ich auf eine vollständigere Form des Namens, der meine Erinnerung so sehr herausgefordert hat:
    »Trintje, Frau von Adriaen Sieght.«
    Das Wort Adriaen führt mich an den Rand der Erinnerung.
    Mitternacht Das Grauen ist entfesselt, aber ich darf nicht schwach werden. Der Sturm ist mit höllischer Wut
    losgebrochen, und dreimal haben Blitze auf dem Hügel eingeschlagen, doch die hybriden, entstellten Dorfbewohner haben sich im Kromlech versammelt. Ich kann sie im Licht der nahezu ununterbrochen zuckenden Blitze erkennen. Die großen Standbilder ragen erschreckend empor und haben eine stumpfgrüne Leuchtkraft, die sie erkennen läßt, selbst wenn kein Blitz herabzuckt. Die Donnerschläge sind ohrenbetäubend, und jeder einzelne scheint eine entsetzliche Antwort aus einer unbestimmten Richtung zu erhalten. Während ich schreibe, haben die Wesen auf dem Hügel zu singen und zu heulen und zu schreien begonnen, in einer heruntergekommenen, halb äffischen Version des uralten Rituals.
    Regen stürzt herab wie eine Flut, doch sie hüpfen herum und stoßen Schreie aus in einer Art teuflischer Ekstase. »lä, Shub-Niggurath! Die Ziege mit den Tausend Jungen!« Das
    Schlimmste jedoch geht im Haus vor sich. Selbst in dieser Höhe höre ich noch die Geräusche aus dem Keller: das Herumtappen und Murmeln und Gleiten und die gedämpften Laute aus dem Inneren des Gewölbes...
    Erinnerungen kommen und gehen. Der Name Adriaen Sieght pocht merkwürdig an die Pforte meines Bewußtseins. Dirck van der Heyls Schwiegersohn... sein Kind, die Enkelin des alten Dirck und Abaddon Coreys Urenkelin.
    Später Barmherziger Gott! Endlich weiß ich, wo ich den Namen sah. Ich weiß es und bin von Grauen erfüllt.
    Alles ist verloren...
    Der Schlüssel hat begonnen, sich in meiner linken Hand, die ihn nervös umfaßt hält, warm anzufühlen.
    Zuweilen wird die vage Schwingung oder das Pulsieren so deutlich, daß ich beinahe spüren kann, wie sich das lebendige Metall bewegt. Es ist zu einem entsetzlichen Zweck aus Yian-Ho hierhergekommen, und mir - der allzu spät das dünne Rinnsal des Blutes der van der Heyls erkennt, das von den Sieghts in meine eigene Ahnenreihe tröpfelte - ist die entsetzliche Aufgabe zugefallen, diesen Zweck zu erfüllen...
    Mein Mut und meine Neugierde schwinden. Ich kenne das Grauen, das hinter dieser Eisentür liegt.
    Und wenn schon Claes van der Heyl mein Vorfahr war - muß ich wirklich seine namenlose Sünde sühnen? Ich will nicht - ich schwöre, ich will nicht!... (die Schrift wird hier unleserlich)... zu spät - ich kann nicht anders als - schwarze Klauen materialisieren sich - werde zum Keller gezerrt...

Die elektrische Hinrichtungsmaschine
    Adolphe de Castro und H. P. Lovecraft

    Für jemanden, der niemals von der Gefahr bedroht war, zum Tode verurteilt zu werden, habe ich einen ziemlich merkwürdigen Abscheu, vom elektrischen Stuhl zu reden. Ich glaube wahrhaftig, daß mich dieses Thema in größeren Schauder versetzt als so manchen, der vor Gericht um sein Leben kämpfen mußte. Der Grund liegt darin, daß ich das Ding mit einem Vorfall in Verbindung bringe, der vierzig Jahre zurückliegt - der allerseltsamste Vorfall, der mich knapp an den Rand des schwarzen Abgrunds des Unbekannten brachte.
    Im Jahre 1889 arbeitete ich als Buchprüfer und Ermittler für die Tlaxcala Mining Company in San Francisco, die mehrere Silberund Kupferbergwerke im San-Mateo-Gebirge in Mexico betrieb. Im Bergwerk Nr. 3 waren einige Schwierigkeiten aufgetreten, die von einem griesgrämigen, verschlagenen stellvertretenden Direktor namens Arthur Feidon ausgingen. Am sechsten August erhielt die Firma ein Telegramm mit der Mitteilung, daß Feidon verschwunden war und alle
    Förderberichte, Wertpapiere und privaten Aufzeichnungen mitgenommen und die gesamte Firmenkorrespondenz und Buchhaltung in heillosem Chaos zurückgelassen hatte.
    Diese Entwicklung war ein schwerer Schlag für die
    Gesellschaft. Am späten Nachmittag ließ mich Präsident McComb in sein Büro kommen und erteilte mir den Auftrag, die Papiere zu beschaffen, koste es, was es wolle. Dem standen jedoch schwerwiegende Hindernisse entgegen. Ich hatte Feidon nie gesehen und konnte mich nur anhand ziemlich unscharfer Photos orientieren. Überdies war für den nächsten Donnerstag meine Hochzeit angesetzt - in nur neun Tagen -, so daß ich naturgemäß nicht darauf brannte, mich eiligst nach

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