Azathoth - Vermischte Schriften
töte, töte« in einem rasch zunehmenden monotonen Klang wiederholten. Mir wurde klar, daß ich zu weit gegangen war und daß meine Reaktion eine akut wachsende Manie ausgelöst hatte, die ihn, noch ehe der Zug die Station erreichte, zum Mord treiben würde.
Mit dem allmählich größer werdenden Radius der Drehungen des Verrückten war der Spielraum des Kabels, das vom Kopfstück der Batterie führte, immer geringer geworden. Nun erweiterte er ihn in einem alles vergessenden ekstatischen Delirium zu vollständigen Kreisen, so daß sich das Kabel um seinen Hals zu wickeln begann und an der Verbindung mit der Batterie auf dem Sitz zerrte. Ich fragte, was er tun würde, wenn das Unausweichliche geschah und die Batterie zu Boden gezerrt würde, um dort vermutlich zu zerschellen.
Dann trat die plötzliche Katastrophe ein. Die Batterie, die von der letzten Bewegung orgiastischer Raserei des Verrückten über den Sitz gezerrt worden war, fiel wirklich zu Boden, aber ohne gänzlich zu zerbrechen. Statt dessen wurde der Aufprall vom Rheostat aufgefangen, was mein Auge in einem nur allzu flüchtigen Augenblick erhaschte, so daß der Schalter sofort auf volle Belastung gerissen wurde. Und das Wunder war, daß es wirklich Strom gab. Die Erfindung war kein bloßer Wahnsinnstraum.
Ich sah einen blendenden Blitz wie eine Aurora, hörte einen Aufschrei und ein Aufheulen, entsetzlicher als die vorhergehenden Schreie während dieser verrückten,
fürchterlichen Reise, und spürte den abstoßenden Geruch brennenden Fleisches. Mehr konnte mein überreiztes Bewußtsein nicht mehr ertragen, und ich sank bewußtlos zu Boden.
Als mich die Zugwache in Mexico City wiederbelebte, hatte sich vor der Tür meines Abteils eine Menge angesammelt. Auf meinen unwillkürlichen Aufschrei hin nahmen die Gesichter der Herbeidrängenden einen neugierigen und zweifelnden Ausdruck an, und ich war erleichtert, als die Wache alle bis auf den adretten Arzt ausschloß, der sich den Weg bis zu mir gebahnt hatte. Mein Aufschrei war nur eine natürliche Reaktion, aber sie war durch etwas mehr ausgelöst worden als durch den schockierenden Anblick auf dem Waggonboden, den ich vorzufinden erwartet hatte. Vielleicht sollte man sagen, von etwas weniger, denn in Wahrheit befand sich auf dem Fußboden überhaupt nichts.
Es war auch niemand drinnen gewesen, sagte der Mann von der Zugwache, als er die Tür öffnete und mich bewußtlos im Innern fand. Für dieses Abteil war nur meine Fahrkarte verkauft worden, und ich war die einzige Person, die man darin gefunden hatte. Nur mich und meinen Koffer, sonst nichts. Ich war die ganze Strecke von Queretaro an allein gewesen. Zugwache, Arzt und Neugierige tippten sich auf meine verzweifelten und beharrlichen Fragen vielsagend auf die Stirn.
War das alles ein Traum gewesen oder war ich wirklich verrückt? Ich erinnerte mich an meine Besorgnis und die überreizten Nerven, und mich schauderte. Ich dankte dem Mann von der Zugwache und dem Arzt, bahnte mir den Weg durch die neugierige Menge, sank in ein Taxi und ließ mich zur Fonda Nacional bringen, wo ich, nachdem ich Jackson in dem Bergwerk telegraphisch unterrichtet hatte, bis zum Nachmittag schlief, um meine Nerven wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Ich ließ mich um ein Uhr wecken, um rechtzeitig die Schmalspurbahn zum Bergwerksgebiet zu erreichen, aber als ich aufstand, fand ich ein Telegramm unter der Tür. Es stammte von Jackson und enthielt die Mitteilung, daß man Feidon am Morgen tot in den Bergen gefunden hatte, die Nachricht hatte das Bergwerk gegen zehn Uhr erreicht. Die Unterlagen waren alle in Sicherheit, und das Büro in San Francisco war entsprechend informiert worden. So war die ganze Reise mit ihrer nervösen Hast und der qualvollen Gemütsbelastung vergebens gewesen!
Da ich wußte, daß McComb trotz der Entwicklung, welche die Ereignisse genommen hatten, von mir einen persönlichen Bericht erwartete, sandte ich eine weitere Depesche ab und nahm doch die Schmalspurbahn. Vier Stunden später langte der Zug ratternd und rüttelnd in der Station des Bergwerks Nr. 3 an, wo mich Jackson herzlich begrüßte. Die Angelegenheiten des Bergwerks nahmen ihn so in Anspruch, daß ihm meine Erschütterung und mein elendes Aussehen gar nicht auffielen.
Die Geschichte des Direktors fiel kurz aus, und er erzählte sie mir, als er mich zu der Hütte auf dem Hügel über dem arrastra, wo Feidons Leichnam lag, führte. Feidon, erklärte er, war stets ein merkwürdiger,
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