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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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achtzehnten Geburtstag in einer Stadt wie Berlin vielleicht angemessen war: laut, fröhlich und lang und ohne irgendwelche Pläne für den nächsten Tag oder auch nur die nächste Stunde. Aber das war nur die Theorie. Die Praxis sah anders aus. Es verging kein Moment, in dem er nicht an seinen Vater dachte, und die Furcht hatte ihn den ganzen Abend über begleitet.
    Sie - und ein fast verzweifelt unterdrückter, aber doch beharrlich nagender Zweifel. Von allem war vielleicht das das Schlimmste, was sein Vater ihm angetan hatte: Er begann sich zu fragen, ob er vielleicht recht hatte. Beate hatte sich seltsam benommen. Ihre Scherze auf dem Weg nach Hause waren ein bißchen zu penetrant gewesen, und auch ihr Auftreten am Morgen war vielleicht nicht normal.
    Und wenn? dachte er trotzig. Selbst wenn es so wäre - welche Rolle spielte es eigentlich? Vielleicht zählte für sie tatsächlich zuerst sein Geld und dann er, aber selbst wenn es so sein sollte - zumindest im Augenblick war es ihm gleich. Er empfand jedenfalls etwas für sie, auch wenn er selbst noch nicht genau wußte, was es war, und irgendeine Garantie auf die ewige, reine Liebe hatte niemand. Selbst wenn sein Vater recht haben sollte, machte das sein Benehmen nicht entschuldbar. Es machte es eher schlimmer. Er hatte verdammt noch mal wie jeder andere das Recht, seine eigenen Fehler zu machen und daraus zu lernen.
    Er hatte sich zur Bar durchgedrängelt, bestellte zwei frische Getränke und versuchte, sie zu ihrem Tisch zurückzubalancieren, ohne mehr als die Hälfte davon zu verschütten. In einer so hoffnungslos überfüllten Diskothek wie dem HADES erforderte diese Aufgabe fast seine ganze Aufmerksamkeit, so daß er erst wieder zu Beate aufsah, als er den Tisch fast erreicht hatte. Sie war nicht mehr allein. In das Gedränge rings um den kleinen Tisch hatte sich eine weitere Gestalt gemischt, die heftig gestikulierend auf Beate einredete und sie bereits so weit in eine Ecke gedrängt hatte, wie es überhaupt nur ging.
    Auch ohne den Höllenlärm ringsum hätte Mark kaum verstanden, worüber die beiden sprachen, aber das war auch nicht nötig. Jede Spur von Heiterkeit - ob nun aufgesetzt oder echt - war von ihrem Gesicht verschwunden. Sie stand in eindeutig abwehrender Haltung da und bewegte immer wieder den Kopf, um den zudringlichen Händen ihres Gegenübers auszuweichen.
    Mark maß den Burschen mit einem raschen, prüfenden Blick, während er sich seinen Weg durch die Menge so schnell bahnte, wie er konnte. Er war ein gutes Stück größer als er und mußte zwanzig Pfund schwerer sein, und bei der sportlich durchtrainierten Statur unter seiner Windjacke hätte Mark normalerweise zweimal überlegt, sich mit ihm anzulegen. Aber er sah auch noch mehr: Die Bewegungen des Burschen waren unsicher und fahrig, und sein Gesicht wirkte aufgedunsen. Der Kerl war hoffnungslos betrunken - was ihn wahrscheinlich nicht weniger gefährlich machte, aber möglicherweise etwas langsamer.
    Mark erreichte endlich den Tisch und setzte die beiden Gläser mit einem hörbaren Knall ab. Das Geräusch erfüllte seinen Zweck: Beates Gesicht wandte sich mit einem Ruck in seine Richtung und mit einer guten Sekunde Verzögerung auch das des Burschen, der vor ihr stand.
    »Probleme?« fragte er.
    Beate schüttelte hastig den Kopf. Die Erleichterung in ihrem Blick hatte nicht lange vorgehalten. Spätestens jetzt, wo Mark dem anderen direkt gegenüberstand, mußte ihr wohl auch auffallen, daß der Bursche ungefähr doppelt so groß war wie er. »Es ist okay«, sagte sie hastig. »Ein... ein Mißverständnis.«
    »Ein Mißverständnis, so?« sagte Mark. Sein Blick blieb fest auf das Gesicht des anderen gerichtet. Die Augen des Burschen waren trüb vom Alkohol, aber Mark bemerkte trotzdem das tückische Funkeln darin; der Kerl war nicht nur vollkommen betrunken, er war auch ein Schläger. Niemand, mit dem er sich normalerweise abgegeben hätte, und erst recht niemand, gegen den er eine Chance hatte, wahrscheinlich nicht einmal in diesem Zustand.
    »Was willst du?« fragte der Betrunkene. Er sprach schleppend, und als er redete, zerplatzten kleine Speichelblasen in seinem Mundwinkel. Sein Atem roch durchdringend nach Alkohol.
    »Die Frage ist, was du willst«, antwortete Mark. Eine innere Stimme riet ihm, daß es besser - und wahrscheinlich auch gesünder - war, jetzt die Klappe zu halten. Er konnte die A g gressivität des anderen beinahe riechen. Der Kerl war auf Streit aus, und er wußte,

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