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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zweiter Rausschmeißer stand nur einen Schritt hinter ihm, aber er hatte die Lage bereits richtig eingeschätzt und er kannt, daß es wohl kaum nötig sein würde, sich zu zweit auf Mark zu stürzen.
    »Es ist okay«, sagte Mark mühsam. »Ich bin in... in Ordnung. Ihr könnt mich loslassen.«
    Er wurde nicht losgelassen, aber der Druck auf seinen Arm ließ weiter nach; wenigstens trieb der Schmerz ihm jetzt nicht mehr die Tränen in die Augen. Dafür traf ihn ein harter Stoß in den Rücken, der ihn vorwärtstaumeln ließ.
    Mark hatte sich immer gefragt, wie eine solche Situation wohl sein mochte; sein größtenteils wohlbehütetes Leben im Internat hatte ihn vor Gewalttätigkeiten jeder Art bewahrt, aber natürlich hatte er sich solche Situationen vorgestellt. Die Wahrheit war ganz anders - nicht annähernd so dramatisch, aber dafür ging es sehr viel schneller. Binnen Sekunden wurde er von beiden Rausschmeißern zum Ausgang gezerrt, während hinter ihnen Musik und Tanz bereits wieder einsetzten, als wäre überhaupt nichts geschehen. Nicht einmal eine Minute, nachdem er den Betrunkenen niedergeschlagen hatte, fand er sich der Länge nach auf dem Bauch vor dem Eingang der Diskothek liegend.
    25. Kapitel
    Nicht eingreifen, hatte Sendig gesagt. Ganz gleich, was passiert, er darf Sie nicht bemerken. Sie beobachten ihn, weiter nichts.
    Im Moment fiel es Bremer nicht ganz leicht, diesem Befehl Folge zu leisten. Vor einer Minute hatte er beobachtet, wie Mark Sillmann in hohem Bogen aus dem HADES geflogen war, und das im wortwörtlichen Sinn; er hatte bereits die Hand nach dem Türgriff ausgestreckt, aber dann war das Mädchen herausgekommen und hatte sich um Mark bemüht, und Bremer hatte sich im letzten Moment wieder an Sendigs Befehl erinnert. Er fragte sich, was im HADES vorgefallen sein mochte. Nach allem, was er über den jungen Sillmann wußte, war er kein Schläger, nicht einmal jemand, der sich so leicht auf einen provozierten Streit einließ.
    Bremer zog die Hand wieder zurück, aber es dauerte einen Moment, bis er sich soweit entspannte, daß er sich ganz im Sitz zurücksinken lassen und beobachten konnte, was weiter geschah. Mark erhob sich unsicher auf die Füße und tastete mit den Händen über seinen Körper, als müsse er sich davon überzeugen, daß noch alles da war, machte aber trotzdem einen unverletzten Eindruck.
    Bremer blieb allerdings aufmerksam. Sillmann und das Mädchen standen eine ganze Weile vor dem Eingang des HADES und debattierten sichtlich aufgeregt miteinander. Bremer hätte seine rechte Hand dafür gegeben, zu wissen, worüber die beiden sprachen. Vor allem das Mädchen.
    Ihr Anblick erschreckte ihn jetzt kaum weniger als vorhin, als er sie auf dem Videoband gesehen hatte. Es war vollkommen unmöglich. Seine Logik und sein Verstand sagten ihm, daß es einfach nicht sein konnte. Aber seine Augen behaupteten das Gegenteil.
    Die beiden begannen langsam die Straße hinunterzugehen. Bremer überlegte gerade, ob er aussteigen und ihnen zu Fuß folgen oder abwarten, bis sie die Kreuzung erreichten, und i hnen mit dem Wagen nachfahren sollte, als zwei Dinge gleichzeitig geschahen: Fünfzig Meter hinter ihm wurde ein Wagen angelassen, und im gleichen Moment meldete sich das Funkgerät.
    Bremer erschrak regelrecht. Sendig hatte ihm eingeschärft, nicht den Polizeifunk zu benutzen - die Gefahr, abgehört zu werden, war zu groß -, aber sie hatten vor einer halben Stunde miteinander telefoniert und sich auf eine Frequenz geeinigt, die selten benutzt wurde, auch keine Garantie, nicht abgehört zu werden, aber immerhin eine Möglichkeit für Sendig, im Notfall Kontakt zu ihm aufzunehmen. Bremers Hand verharrte über dem Hörer, berührte ihn aber nicht. Das Gerät piepste dreimal, dann waren zehn Sekunden Pause, dann noch zweimal, dann war Ruhe. Das vereinbarte Zeichen.
    Bremer warf einen raschen Blick zu Sillmann und dem Mädchen hinüber - sie gingen weiter in Richtung Kreuzung, bewegten sich aber nicht sehr schnell -, dann stieg er aus dem Wagen und ging mit schnellen Schritten zu der Telefonzelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    Sendig meldete sich, noch bevor das Freizeichen das erste Mal zu Ende getutet hatte. »Verdammt, Bremer, wo bleiben Sie so lange?«
    So lange? Bremer hatte allerhöchstens zehn Sekunden gebraucht, um die Zelle zu erreichen und die Nummer von Sendigs Autotelefon zu wählen. Aber Sendig ließ ihm gar keine Zeit, zu antworten, sondern fuhr bereits kurzatmig und in

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