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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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automatisch den Blick und sah die Wand neben der Tür an. Ein dezent teurer Klingelknopf, aber kein Namensschild. Dafür jedoch in Kopfhöhe das runde Videoauge einer kleinen Kamera.
    Der Hausmeister starrte abwechselnd seine schmerzende Hand und den zerbrochenen Stechbeitel an. »Seit fünf... fast sechs Jahren. Ja, sechs Jahre. Ich erinnere mich jetzt. Hatte einen Fünf-Jahres-Vertrag, der im letzten Sommer verlängert wurde.«
    »Dr. Löbach, sagen Sie. Ein Arzt?«
    »Glaube ich nicht. Ich weiß nicht viel über ihn. Hat wenig gesprochen und so gut wie keinen Kontakt zu den anderen Mietern hier im Haus gehabt. Ich glaube, er war Physiker oder so was. Hatte jedenfalls 'ne Menge Geld. Der Daimler unten vor dem Haus, das war seiner.«
    »Der Wagen, auf den er -«
    »Dem er aufs Dach gesprungen ist, ja«, bestätigte Schraiber. Er stand auf, musterte die Tür noch einmal lange und kopfschüttelnd, dann fügte er in gedankenverlorenem Ton hinzu: »Hat ihn immer vor dem Haus geparkt, obwohl wir eine Tiefgarage unten haben. Ich hab' ihm ein paarmal geraten, den Wagen nicht immer auf der Straße unten stehenzulassen. So ein Schlitten kostet einen Haufen Geld, und heutzutage ist nicht einmal diese Gegend hier, was sie mal war. Aber er hat ja nie auf mich gehört.«
    »Haben Sie schon die Nachbarn befragt?« Bremer wandte sich in bewußt sachlichem Ton an Clausens Partner und bekam ganz genau die Antwort, die er erwartete.
    »Noch nicht. Polizeihauptmeister Clausen meinte -«
    »Dann tun Sie es«, unterbrach ihn Bremer. Fünf Schritte hinter ihm schlössen sich die Aufzugtüren mit einem hellen „Blink", und der Lift setzte sich wieder in Bewegung. Bremer hatte eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, wen er diesmal abholen würde. »Die übliche Prozedur - wer war der Mann, was hat er getan, mit wem hat er verkehrt, hat er sich in letzter Zeit auffällig verhalten... Sie kennen das ja.«
    Er schwieg gerade lange genug, um seinen Worten mit einem flüchtigen Lächeln ein bißchen von ihrer Schärfe zu nehmen, ehe er mit einem Nicken zu der Löbachs Apartment gegenüberliegenden Tür hinzufügte: »Fangen Sie dort drüben an.«
    Während Clausens Kollege plötzlich seinen Diensteifer wiederentdeckte und ging, um seinem Befehl nachzukommen, sah sich Bremer die Tür zu Löbachs Apartment noch einmal genauer an. Wären die verräterischen Kratzer rings um das Schloß nicht gewesen, hätte man sie für eine ganz normale Wohnungstür halten können. Selbst das Schloß machte einen harmlosen Eindruck. Trotzdem - jetzt, wo er wußte, wonach er zu suchen hatte, fiel ihm doch die eine oder andere Kleinigkeit auf. Die Tür schloß so präzise, daß zwischen Blatt und Zarge nicht einmal ein Haar hineingepaßt hätte. Der Knauf bestand aus massivem Stahl und war wahrscheinlich mit der Tür verschweißt, so daß jeder Versuch, ihn mit einem Werkzeug aufzubrechen, das merklich leichter (und leiser) als ein Vorschlaghammer war, aussichtslos sein mußte. Und es gab kein Schließblech; Zylinder und Tür waren vollkommen plan, und somit gab es auch keinen Ansatzpunkt für einen Hebel oder ein entsprechendes anderes Werkzeug.
    Bremer hob die Hand und klopfte leicht mit dem Knöchel gegen die Tür. Sie war so hart, wie er vermutet hatte, und gab nicht das mindeste Echo. Clausen hatte recht gehabt - es war eine Safetür, und eine verdammt gute dazu. Die Arbeit eines Profis. Löbach mußte entweder vollkommen paranoid gewesen sein - oder einen verdammt guten Grund gehabt haben, sich zu schützen. Bremer war nicht ganz sicher, welcher Möglichkeit er den Vorzug geben sollte.
    »Ich hab' ein Schweißgerät unten im Keller«, sagte Schraiber. »Wenn Sie mir unterschreiben, daß die Polizei für den Schaden aufkommt, hole ich es. Wir kriegen sie schon auf.«
    »Das wird nicht nötig sein«, antwortete Bremer. »Wir haben einen Schlosser bestellt.«
    »Der kann auch nichts anderes tun als ich«, sagte Schraiber eingeschnappt. »Außerdem muß ich erst die Hausverwaltung um Erlaubnis fragen. Hier kann schließlich nicht jeder rummachen, wie er will.«
    Dein Glück, dachte Bremer. Allmählich begann ihm dieser Wichtigtuer ziemlich auf die Nerven zu gehen. Er ersparte sich eine Antwort, sah den Mann nur einen Moment lang durchdringend an und drehte sich genau im richtigen Moment wieder zum Aufzug, um die Türen auseinandergleiten und Sendig höchstpersönlich herausspazieren zu sehen. Er trug Smoking, Rüschenhemd und eine weinrote Fliege unter einem

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