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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nichts dagegen zu haben schien, gesellte er sich nach einer Weile wieder zu ihm, um dem Schlosser bei seiner Arbeit zuzusehen.
    Der Mann hatte zwar schweres Gerät mitgebracht, versuchte aber zuerst, mit Hilfe eines Dietrichs und eines gebogenen Drahtes das Schloß zu öffnen. Nach einigen Minuten kapitulierte er, öffnete seine Werkzeugkiste und brach hintereinander drei Bohrer bei dem Versuch ab, das Schloß herauszubohren. Er sagte kein Wort, aber er schüttelte ununterbrochen den Kopf, und der Ausdruck griesgrämiger Verärgerung auf seinem Gesicht wich mehr und mehr dem eines fast ehrfurchtsvollen Staunens. Bremer schien mit seiner Einschätzung, was die Qualität der Tür und des Schlosses anging, ziemlich richtig gelegen zu haben. Es dauerte gute zehn Minuten, bis er endlich aufgab und das tat, was Bremer ihm von Anfang an geraten hätte: nämlich das mitgebrachte Schweißgerät zu benutzen. Der Hausmeister begann lautstark zu lamentieren, bis Sendig ihn mit ein paar halblauten, aber sehr scharfen Worten zum Verstummen brachte, und rauschte beleidigt von dannen; vermutlich, um den Hausbesitzer aus dem Bett zu klingeln und ihm sein Leid zu klagen.
    »Rufen Sie in der Zentrale an«, sagte Sendig, während sich die kleine blaue Acetylenflamme funkensprühend in den Stahl fraß. Das Teakholzfurnier verkohlte unter einer enormen Rauchentwicklung, so daß sie ein paar Schritte zurücktraten und der Schlosser zu husten begann. »Es sollte mich nicht wundern, wenn er eine Alarmanlage hat und Ihre Kollegen gleich hier auftauchen, um uns zu verhaften.« .
    Bremer trat schuldbewußt einige Schritte weiter zurück und zog das Funkgerät aus der Tasche. Sendigs Worte waren frei von jedem Tadel gewesen, aber das änderte nichts daran, daß er auf diese Idee auch von selbst hätte kommen können; bei der augenscheinlichen Paranoia, unter der Löbach gelitten hatte, lag sie praktisch auf der Hand.
    Er gab den Kollegen in der Funkleitzentrale Bescheid und trug ihnen gleichzeitig auf, Löbachs Namen durch den Computer laufen zu lassen - auch das zu spät, aber immerhin nicht so spät, daß Sendig ihn daran erinnern mußte. Sein Erlebnis von vorhin schien ihn doch mehr mitgenommen zu haben, als er selbst wahrhaben wollte. Normalerweise vergaß er solche Dinge nicht.
    Der Schlosser schaltete sein Schweißgerät aus, als Bremer zu ihm zurückkam. Er hatte nur ein winziges Loch in die Tür gebrannt, gerade so groß wie Bremers Daumennagel, in dem er nun mit dem Draht von vorhin und einem an einen Zahnarztschaber erinnernden Werkzeug herumstocherte. Es ve r ging noch eine geraume Weile, aber dann ertönte ein helles metallisches Klicken, und der Mann richtete sich triumphierend auf und hob die Hand, um die Tür aufzustoßen.
    »Nicht!« sagte Sendig. »Treten Sie zurück.«
    Der Schlosser wirkte mehr verwirrt als erschrocken, gehorchte aber sofort, und Sendig gab Bremer mit einem Kopfnicken zu verstehen, daß er dicht hinter ihm bleiben sollte. Clausens Kollege gesellte sich zu ihnen, hielt aber vorsichtshalber drei Schritte Abstand. Seine Hand lag auf dem Pistolengriff, und Bremer sah mit einem Gefühl leiser Besorgnis, daß er die Waffe bereits entsichert hatte.
    Seltsamerweise konnte er das verstehen. Auch ihm ging es nicht sehr viel besser. Er war beunruhigt. Das hier war alles, nur kein normaler Selbstmord. Trotzdem deutete er ein Kopfschütteln in Richtung des Jungen an, von dem er hoffte, daß Sendig es nicht bemerkte, und registrierte erleichtert, wie der junge Kollege die Hand wieder zurückzog.
    Sendig legte die Hand auf die Tür, riß sie hastig wieder zurück und zog ein Taschentuch aus dem Mantel, um sich vor der Hitze zu schützen, die das Metall offensichtlich gespeichert hatte. Mit einer schwerfälligen Bewegung, die ihr Gewicht verriet, schwang die Tür nach innen. Silbergraues Licht kroch ihnen entgegen. Sämtliche Lampen waren ausgeschaltet, aber die große Tür zu dem Balkon, von dem Löbach gesprungen war, stand weit offen, und auf der anderen Seite des Raumes glommen die roten und grünen Lichter einer Stereoanlage wie die leuchtenden Augen unheimlicher Insekten, die sie aus der Dunkelheit heraus anstarrten. Nach der hellen Neonbeleuchtung draußen auf dem Flur fiel es Bremer im ersten Moment schwer, mehr als Schatten zu erkennen, aber Sendig war nur einen Schritt hinter der Tür stehengeblieben und tastete bereits nach dem Lichtschalter. Es gab keinen Laut, aber unter der Decke glühten plötzlich gleich

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