Azraels Auftrag (German Edition)
gerade noch, sich zur Seite zu beugen und musste sich übergeben.
Eleeya hatte die Verbindung erneut unterbrochen.
„Mika, das sind schon die ersten Auswirkungen, ich befürchte, dass sich Carlos’ Zustand schnell verschlimmern. Wir haben wahrscheinlich weniger als eine Stunde, um ihm zu helfen. Außerdem wird sich durch die starke Strahlenbelastung das Betäubungssekret viel schneller abbauen. Was dann geschieht, brauche ich dir nicht sagen“, seufzte Eleeya. „Ich habe jetzt endlich seine Position empfangen können. Carlos befindet sich in einem sehr belebten Gebiet, das kann ich von hier aus erkennen. Er wird nicht mehr lange alleine bleiben.“
„Wie groß sind die Viecher? Können die ihm gefährlich werden?“
„Das kann ich nicht erkennen. Ich kann nur die Signale untereinander vergleichen. Und wenn das stimmt, sind da ein paar dabei, die zweifellos drei bis vier Meter groß sind.“
„Carlos“, meldete sich Eleeya wieder. „Kannst du gehen?“
„Hm, nein, ich glaube nicht. Wie’s aussieht, sind meine Beine gebrochen. Zum Glück sehe ich nicht, wie meine Beine verdreht sind. Meinem Arm geht’s auch nicht so gut. Aber ihr wisst ja, besser arm dran, als Bein ab...“, kicherte Carlos in einer Art Galgenhumor, was sofort mit einem stechenden Schmerz im Brustraum quittiert wurde.
Es dauerte nur einen winzigen Moment, aber Carlos wurde sich darüber bewusst, dass die Schmerzen bald zurückkehren würden.
„Carlos, ich habe eine Idee“, sagte Eleeya. „Ich werde eine der Sonden so umgestalten, dass sie dich aufnehmen und zu uns zurückbringen kann. Das wird zwar nicht sehr bequem werden, aber ich denke, es reicht aus.“
„Eine Sonde?“ wunderte sich Carlos und dachte an die 500m durchmessenden Leuchterscheinungen. „Ist die nicht vielleicht ein bisschen zu groß?“
„Nein, ganz und gar nicht. Ich lasse die Sonde sich einfach zusammenziehen, dadurch verhärtet sich auch das Licht und kann dich tragen. Vertrau mir einfach!“
„Ja, mein Mädchen... das tue ich. Ich möchte nur noch bei Dir sein.“
Mit gesenktem Kopf saß er auf dem Waldboden und lächelte, als Eleeya Bild vor seinem geistigen Auge erschien.
Eleeyas Gedanken rasten. Ja, es stimmte schon, dass sie sich öfters mit Mika unterhalten hatte. Aber nie hätte sie es für möglich gehalten, das Carlos...
Blaue oder hellbraune Augen kannte sie, aber Carlos’ dunkle Augen erschienen ihr jedes Mal wie tiefe, geheimnisvolle Brunnen, in denen man sich verlieren konnte.
Und dann dieses schwarze Haar, aber am meisten irritierte sie seine kühle und unnahbare Art. So hatte sie sich immer ein höheres Wesen vorgestellt - so schön, so unantastbar, so weit entfernt! Nie dachte sie im Ernst, das jemand wie er...
„Carlos, ich bin bald bei dir“, war Eleeyas Stimme zu hören.
„Carlos, überprüf doch bitte mal, ob du irgendeine Waffe des Anzugs aktivieren kannst“, gab Mika durch.
Carlos nickte, als ob es jemand sehen könnte, und tastete mit der linken Hand nach dem rechten Oberarm. Sofort fühlte er die entsprechenden Vertiefungen in der glatten Anzugoberfläche und legte die Finger auf die Kontaktpunkte.
„Katana“, sagte er und gab damit dem Anzug den Sprachbefehl zur Aktivierung des Molekularschwertes. Um den rechten Arm flackerte eine Lichtzunge, die mit einem Knistern sofort wieder in sich zusammenbrachen.
„Nein, Mika, wie es aussieht hat der Anzug keine ausreichende Energie mehr. Ich weiß, dass er sich wieder auflädt, aber ich habe keine Ahnung, ob er nicht vielleicht doch zu stark beschädigt ist.“
Im selben Moment spürte Carlos ein Stechen in seinem rechten Bein und griff mit seiner Linken an die entsprechende Stelle.
Zu seiner Überraschung klatschte seine Hand gegen etwas Kleines, Glitschiges, dass empört quiekte und die Flucht ergriff.
„He, Leute, könnt ihr euch ein klein wenig beeilen? Ich glaube, dass ich schon Freundschaft zu einem kleinen Eingeborenen geschlossen habe. Der fand mich echt zum Fressen gut!“
Carlos bemerkte, dass seine Hochstimmung langsam verschwand. Er tastete nach seinem gebrochenen Bein und bemerkte eine feuchte, warme Vertiefung in seinem Unterschenkel.
„Carlos, es dauert etwa eine halbe Stunde, bis wir bei dir sind“, sagte Eleeya.
Sie stellte sich gerade vor, was passiert war und versuchte, den entstandenen Gedanken zu verbannen. Sie musste irgendwas tun, sonst würde Carlos keine zehn Minuten überleben.
Aber was? Ihre Gedanken rasten. Unweigerlich wollte sie
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