Azraels Auftrag (German Edition)
ihre Augen mit Tränen. Sie drückte Mikas Hand fester.
„Ich hätte viel mehr wissen müssen. Ich hätte nicht so blind in alles hereinstolpern dürfen. Ich bin dran schuld, dass wir den Auftrag nicht ausgeführt haben!“
„Das ist Unsinn, Eleeya. Absoluter Blödsinn!“ konterte Mika mit sanften Worten. „Und abgesehen davon, wer sagt dir dann, dass der Auftrag nicht ausgeführt wurde? Ja, genau – was ist, wenn von dem großen Superguru genau dies von dir als Wächter erwartet wurde?“
Eleeyas Augen weiteten sich.
„Ja, meinst du?“
Mika erkannte, dass er von diesem Gedanken nicht mehr abweichen durfte.
„Also, ich bin davon absolut überzeugt! Denk doch einfach mal nach. Deine Kumpels haben dir doch mehrmals gesagt, dass du alles weißt und kannst, was dafür notwendig ist. Und das wir drei nur als Einheit funktionieren. Das haben wir doch, und zwar sehr gut, oder nicht?“
„Mhhhm.”
„Ich kann mich genau erinnern, dass Azrael mehrfach gesagt hat, er könne und dürfe nicht mehr erzählen. Alles liegt nun bei uns. Wir würden im richtigen Moment schon genau das Richtige tun!“
Wieder wurden ihre Augen glasig, aber ihr Lächeln schien entspannter zu sein.
„Also, Eleeya, ich weiß, das wir nicht versagt haben. Du hast nicht versagt! Das war großartig! DU warst großartig!“
Mit diesen Worten sah er lange in Ihre Augen.
„Danke, Mika. Das ist lieb von dir“, flüsterte sie. „Ja, so könnte es vielleicht gewesen sein.”
Doch als sie seinen strengen Blick bemerkte, korrigierte sie sich lächelnd: „Ja, du hast recht, genau so war es!“
Wieder streichelte Mika über ihre unverletzte Wange. Tränen flossen über seine Hand.
Nach einer langen Pause zuckte Eleeya heftig zusammen.
„Mika...“, wisperte sie leise, „wie sagst du immer? Das war dann wohl das ? Nein, warte. Es heißt: das war‘s dann wohl!“
Mika wusste nicht was er sagen sollte, obwohl er ahnte, was sie meinte.
„Ich verstehe nicht ganz, was du meinst“, sagte er mit zittrigerer Stimme.
„Mika, ich gehe nun nach Hause!“ flüsterte sie lächelnd. „Ich kehre jetzt Heim. Zurück an den Ort, von dem ich gekommen bin.“
Wieder zuckte sie mehrmals krampfartig zusammen.
Mika blickte sie mit großen Augen an. Auch er fühlte sich den Tränen nahe.
„Eleeya, jetzt rede nicht so einen Unsinn. Wir kriegen das hin. Wir rufen Azrael, oder sonst wen...”
„Nein, Mika, es ist keiner mehr da. Ich spüre niemanden mehr. Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist etwas geschehen. Es antwortet keiner. Niemand ist mehr da! Es scheint, als wäre ich der Letzte. Der letzte der Wächter.“
Damit drückte sie wieder Mikas Hand.
„Und auch der letzte Wächter wird nun gehen! Mika, du musst alleine zurechtkommen. Ich weiß, du kannst das. Dein Anzug hat genug Energie. Wenn du in Richtung Sonnenuntergang gehst, kommst du nach zweihundert Kilometern in ein Gebiet, in dem wieder Pflanzen wachsen. Du wirst dann etwas finden, was essbar ist.“
Wieder zuckte sie zusammen.
„Vielleicht nicht... etwas so Tolles wie mein Hühnchen TengiTaki, aber es sollte reichen.“ Eleeya versuchte zu grinsen.
„Eleeya...”
„Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr verärgert.”
Mika schüttelte stumm den Kopf. Er spürte, dass sein Blick verschwommener wurde.
„Mika“, rief Eleeya aufgeregt, „... ich,... ich werde gerufen. Vielleicht ist ja doch noch jemand da!“
Mika beugte sich tiefer über Eleeya.
Er wollte noch etwas sagen, brachte aber kein einziges Wort heraus. Stumm küsste er sie auf die Stirn. Mika spürte, dass Eleeya seine Hand drückte, doch dann merkte er, dass der Druck nachließ.
Das Gefühl, dass Mika befiel, war kein Schrecken. Eine Mischung aus tiefster Beklemmung und Wut stieg in ihm auf.
Doch als er sich wieder aufsetzte, blickte er in Eleeyas leblose Augen, und eine tiefe Ruhe kehrte in Mika ein.
Sekunden verstrichen und wurden zu Minuten, ohne dass Mika sich bewegte.
Er saß einfach nur stumm da und hielt Eleeyas Hand.
Eleeya war nach Hause gegangen.
Wie aus weiter Ferne vernahm er hinter sich ein Rauschen, das langsam lauter wurde.
Schon lange war kein Tageslicht mehr vorhanden. Die schnelle Rotation des kleinen Mondes und die heftigen Aufheiz- und Abkühlphasen sorgten für einen rasanten Wetterwechsel.
Nur noch wenige Wolken waren am Himmel zu erkennen und ließen das Licht der Sterne einfallen, welches die Landschaft der Polregion nachzeichnete.
Einige Windturbulenzen kamen auf und
Weitere Kostenlose Bücher