Azraels Auftrag (German Edition)
Detail, was er zu tun hatte.
Neue, unerwartete Futterquellen, die ein Einzelner entdeckte, waren im selben Moment allen Krabblern gemeinsam bekannt, und sofort machten sich, unabhängig voneinander, bestimmte Drohnen auf den Weg, um diese neuen Vorräte im Speicher zu lagern.
Durch irgendeine unsichtbare Eigenschaft war alles miteinander verbunden. Es war ein einfaches, schönes und überschaubares Leben im Staat. Man lebte, und tat einfach das, was notwendig war.
Doch keine Aufzeichnung und keine Sage berichtet von dem Vorgang, der damals alles veränderte.
Manche Individuen mögen es rückwirkend als Mutation bezeichnen, doch die CHRA nennen es allgemein das ERWACHEN.
Niemand vermochte mehr zu sagen, ob sich dieser Wandel innerhalb einer Sekunde oder über mehrere zehntausend Jahre erstreckte.
Aber eines war gewiss:
ER erkannte mit einem Mal, das er existierte!
Vorher gab es nichts, jetzt war er da. Er erkannte SICH, war sich seiner bewusst! Seiner SELBST! Es gab ihn, ja, er war DA! ER EXISTIERTE!
Wer war er? Was war das alles um ihn herum? Ist da noch jemand? Wer redete da? Er horchte in sich hinein – und, ja, er wusste, wer da redete. Er kannte sie! Er kannte jeden Einzelnen von ihnen, alle 25 Millionen, dreihundertachtunddreißigtausend, und auch die restlichen 218, 219, 224, OHH, Schmerzen, 204, 203...! Es war ein stetig sich ändernder Prozess. Und Er kannte den Namen jedes einzelnen Wesens.
Alle waren ein Teil von ihm. Das war klar. Doch wer war er ? Erneut horchte er in sich hinein, doch da war keine Antwort. Wer war er ? Wie wurde er genannt? WIE?
Sekunden oder Jahre vergingen, bis er erkannte, dass er keine Antwort erhalten würde. Doch das war nicht weiter schlimm, er würde sich selbst einen Namen geben.
Wie sollte er sich nennen? Die ersten hundert Jahre dachte er angestrengt darüber nach, doch dann wusste er es:
Ab dem heutigen Tag war er YAA.
Und er fühlte sich glücklich!
Das Kontinuum
„Erster“, flüsterte ich mit körperloser Stimme. Meine Stimme durchquerte den Raum, der eigentlich keine Ausdehnung hatte, so wie ihr es versteht. Da ich flüsterte, konnte meine Stimme auch nur von denen vernommen werden, die ich ansprechen wollte.
„Der Quantenfluss der YANG-Komponenten übersteigt mittlerweile die zweiundzwanzigste Marke! Das kann doch nicht normal sein. Wie lange sollen wir denn noch zuschauen und stillhalten?“
Talan ging vor mir auf und ab und sah mir in die Augen. Für einen kurzen Bruchteil meinte er, ein Raunen vernommen zu haben, doch meine Mimik blieb unbewegt.
„Nun, wir werden am Plan festhalten. Du hast schon genug Unruhe ins Spiel gebracht“, sagte er und änderte wieder seine Richtung, behielt mich aber im Auge. Er wartete nur darauf, dass er auf irgendeinen Widerstand von mir stoßen würde.
„Wir Wächter “, begann er und betonte die Worte besonders eindringlich, „wir werden den Auftrag so durchführen, wie die Vorsehung es beschreibt!“
Ein gefährliches Glitzern lag in seinen Augen. „Das meinst du doch auch, Azrael, oder?“
Obwohl meine Kiefern fest zusammengepresst waren, gelang es mir, ein Grinsen aufzusetzen.
„Erster“, flüsterte ich, „ich halte es nicht mehr aus. Ich spüre, dass irgendetwas mich gleich zerreißen wird. Ich kann nicht länger mit ansehen, wie diese ignoranten Idioten den Auftrag Wort für Wort übernehmen, ohne den eigentlichen Sinn zu erkennen, der dahinter steckt.“
„Ruhig, Azrael – bleib ganz ruhig“, war die geflüsterte Antwort. „Noch nicht, warte noch. Wir sind noch nicht in der Position, die eine endgültige Auseinandersetzung erlaubt. Warte noch, warte, bis sich der Quantenfluss auf der vierundzwanzigsten Stufe befindet. Und glaube mir, er wird es bald sein. Ich kenne Eleeya. Ich weiß, dass sie richtig handeln wird. Sie denkt, sie sei gescheitert. Wenn sie nur wüsste! Noch ahnt sie nicht einmal, dass ihr persönlicher Auftrag derzeit nicht zu Ende ist. Und es sind genau diese Schmerzen und Fehlschläge, die sie nun erleben muss, damit sie sich weiter entwickeln kann. Und dann, Azrael, dann zeigt sich das wahre TAO!“
Talan hielt vor mir an und starrte mir provozierend in die Augen, dann legte er den Kopf auf die Seite.
„ War da etwas?“ dachte er. „Nein, da war nichts. Wahrscheinlich war es nur das Rauschen des Windes.“
Talan ahnte noch nicht, wie Recht er damit hatte, und dass der Wind bald ein Sturm werden würde!
Vor meiner Haustür
Vor
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