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Azraels Auftrag (German Edition)

Azraels Auftrag (German Edition)

Titel: Azraels Auftrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Oswald
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Stunden für den Abstieg benötigen würde. Daher war es ihm vollkommen klar, dass ihn die Turbulenzen des schnellen Tag- und Nachtwechsels in jedem Fall mitten in der Wand erreichen würden. Aber er hätte nicht damit gerechnet, dass es so schwierig sein würde. Die Instrumente seines Anzugs hatten ihm zwar den Weg gezeigt. Er hatte aber nicht damit gerechnet, wie stark die Kräfte waren. Stellenweise musste er mit Händen und Füßen an der steilen Wand Halt suchen und darauf achten, dass er nicht abrutschte.
    Mika tastete sich mit dem Rücken ans Massiv gepresst an einem schmalen Grad entlang, als ihn plötzlich eine starke Böe erfasste.
    „Hoa“, schrie er auf und kämpfte mit dem Gleichgewicht. „Verdammt noch mal...!“
    Eine weitere stärkere Böe ergriff ihn. Mika stolperte zur Seite und fuchtelte mit den Armen nach einem möglichen Halt. Doch da war nichts. Mikas Augen weiteten sich, als er erkannte, dass er sich nirgends mehr festhalten konnte, als eine dritte, noch kräftigere Turbulenz ihn wieder gegen die Wand drückte.
    Mika rutschte aus, seine Füße hingen bereits über dem Grad, aber im letzten Moment konnte er sich gerade noch mit den Armen abstützen und so Halt finden.
    Keuchend blieb er auf der Kante des Grads sitzen und starrte geradeaus ins Leere.
    „Verdammt, ich bin zu alt für diesen Mist“, fluchte er.
    Doch dann glaubte er seinen Augen nicht mehr trauen zu können. Oder war es eine Fehlfunktion des Helmdisplays?
    In einer Entfernung von weniger als zwanzig Metern begann plötzlich die Luft zu flimmern. Immer stärker wurde das Wabern, bis plötzlich eine Kontur erkennbar wurde.
    „Na, und ich erst“, war eine Stimme im Helm zu vernehmen.
    Vor Mika begannen sich die Umrisse eines Objekts zu bilden. Seine Gedanken überschlugen sich. Das war doch einfach nicht möglich, oder vielleicht doch?
    Fünfzehn Meter vor ihm schwebte ein Typhoon. Aber nicht der, den er kannte.
    „Eleeya?“
    In einem tiefen Rot, fast schon Schwarz zeigte sich eine nahtlos glänzende Oberfläche.
    Eleeya, bist du es?“
    „Hmhm, ja, ich bin es. Und wie ich sehe, kann man dich für keine Minute aus den Augen lassen, ohne dass du dich in Schwierigkeiten bringst.“
    „Eleeya, ich fasse es nicht“, brüllte Mika. „Hey, Eselsohr, wie hast du den das geschafft? Mädchen, ich bin ja so froh, dass es dir gut geht.“
    „Ja, mir geht es doch genauso. Aber ich werde dich erst mal von deinem Hochsitz retten.“
    „Wie willst du denn das machen? Ich kann von hier aus den Leitergriff nicht erreichen“, sagte Mika, den Rest verschluckte er, als er bemerkte, wie seine gesamte Umgebung plötzlich zu flimmern anfing. Den Bruchteil einer Sekunde später saß er in einer sehr vertrauten Umgebung.
    „Ich dachte, ich müsste erst den Leiterstutzen angreifen, damit der Typhoon mich erkennt?“
    „Nun, weißt du, ich hatte reichlich Zeit, und da habe ich mir gedacht, dass ich einiges Besser machen kann als vorher“, grinste ihm Eleeyas Gesicht von allen drei Displays entgegen.
    Mikas Mund klappte nach unten, denn das Gesicht, das ihm entgegenblickte, war nicht das, was er erwartet hatte. Eleeyas Aussehen hatte sich verändert. Als er sie zuletzt auf dem Hochplateau sah, war sie in etwa achtzehn Jahre alt, doch nun wirkte sie wie Anfang bis Mitte Dreißig. Ihr weißes Haar, stufig geschnitten, reichte gerade mal bis an ihr Kinn.
    Mika begann er zu lächeln. Zugegeben, sie war älter, doch in seinen Augen wirkte sie nun wesentlich attraktiver.
    „Schön, dich zu sehen, Eselsohr. Gut siehst du aus!“
    Mit einem verschmitzten Grinsen antwortete Eleeya: „Du hättest auch nur irgendetwas anderes sagen sollen, dann wärest du jetzt wieder draußen. Immerhin hatte ich gut fünfzehn Jahre Zeit, mich für diesen Moment zurechtzumachen.“
    Nun fiel Mika auch auf, dass sie nicht mehr das bekannte, silbrig schimmernde Oberteil trug. Was er sah, war ein schwarzer, eng anliegender Overall aus einer Art Leder, das, ähnlich wie die Oberfläche des neuen Typhoon dunkelrot glänzte.
    „Hoa, neues Outfit“, stellte Mika fest. „Steht dir gut!“
    „Danke. Gut, dass du mich daran erinnerst, ich habe auch so etwas Ähnliches für dich.“
    Mit diesen Worten spürte Mika, dass mit seiner Montur eine Veränderung vor sich ging. Den gesamten Anzug durchliefen ein paar wellenartige Bewegungen, dann war es auch schon vorbei.
    „Wieso denn das? Der Alte war doch noch gut“, fragte Mika und besah sich das neue, dunkelrot glänzende

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