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Azraels Auftrag (German Edition)

Azraels Auftrag (German Edition)

Titel: Azraels Auftrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Oswald
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wurde, die mehrmals um ihn geschlungen war. Azrael blickt verschmitzt auf Eleeya herab.
    „So, Schwesterchen, hör gut zu - denn ich“, und damit deutete er in einer übertriebenen Geste auf sich selbst, „... ich erkläre dir jetzt mal, wie das Ganze so funktioniert.“
    Eleeya schaut hoch. „Mhhhm...“
    Dann wurde Azrael plötzlich ernster. „Also, Eleeya, alles, was du siehst, wird von einer gewaltigen Kraft durchströmt. Pass auf, stell dich gerade hin...“
    Eleeya postierte sich neben Azraels Abbild und stellte sich in übertriebener Karikatur in Pose.
    „Und nun?“
    Azrael betrachte sie prüfend. Dann zuckten seine Ohren und seine rechte Hand schoss nach vorne.
    „Autsch“, schrie Eleeya auf, als sie einen Klaps auf ihrem Hintern spürte. „Ich dachte, du kannst mich nicht anfassen?“
    „Schwesterchen, dafür langt´s noch alle mal. Und jetzt streng dich an und schau genau hin. Stehe ich etwa so da, als ob ich die Windeln voll hätte?“
    Eleeya blickte finster zurück und korrigierte ihre Haltung.
    „Na also. Jetzt noch mal!“
    Eleeya stellte sich erneut hin und schob das Becken weiter nach vorne.
    „Besser so? Is’ so richtig?“
    „Ja, so ist gut, und nun mach‘ mir nach. Hebe deine Arme, genau so.”
    Eleeya machte es nach.
    „... und nun... atme... ein... und aus. Stell dir vor, dass du durch deinen Bauchnabel einatmest“, hörte sie Azraels Stimme. „Und schau nicht mich an! Sieh gerade aus.... und beim Ausatmen verlässt die verbrauchte Luft deinen Körper durch eine Öffnung in der Mitte deines Kopfes.“
    Azrael bewegte die Hände nach unten, als ob sie durch eine zähe Masse glitten.
    „Ja, gut so. Stell dir vor: strahlende, goldene Luft durchströmt dich, erfüllt dich mit der Kraft und verlässt dich wieder. Halte sie nicht fest, nimm sie einfach auf, lass sie durch dich strömen, und lass sie gehen. Klammere dich an nichts fest. Nimm einfach an, was kommt. Nichts bleibt, alles ist im Fluss. Die Luft, die du atmest, ist rein, golden und klar...“
    „Azrael?“ war zögernd zu hören.
    „... ja, was ist?“
    „Azrael, ich hab' Hunger“, warf Eleeya mit quengelnder Stimme ein.
    „Oh man, ich fass’ es nicht“, grunzte Azrael und brach seine Bewegung ab. „Bin ich deine Amme oder was?“
    Doch dann sah Azrael auf das kleine Mädchen herab, den Kopf gesenkt, die Ohren ganz nach hinten an den Kopf angelegt. Mit riesigen blauen Augen sah sie zu ihm auf.
    „Na gut. Dann iss was. Zehn Minuten Pause.“
    Ein Strahlen huschte über ihr Gesicht, das unmittelbar darauf wieder verschwand.
    „Azrael, was kann ich denn hier essen...?“
    Azrael verdrehte die Augen und stöhnte. Er reckte die rechte Hand nach oben und ließ dann die ausgestreckte, flache Hand im Handgelenk leicht nach vorne abknicken. Ein kurzes Blitzen entstand in der Luft, dann war die flüchtige Erscheinung auch schon vorüber.
    Im selben Moment waren die scheinbar lückenhaften Pseudo-Erinnerungen aktiv und Eleeya wusste von den unterschiedlichsten Obst- und Gemüsesorten, die hier wuchsen. Sie kannte den Platz der kühlen Quelle, die gurgelnd einen kleinen Teich füllte. Sie erinnerte sich an den Ort der magmabeheizten Becken, in dem man verschiedene Sachen erwärmen konnte genauso deutlich wie an die Nistplätze der großen Vögel, die jeden Tag neue Eier ablegten, ohne sich jemals zum Brüten niederzulassen.
    „Danke, Azrael...“
    „Ja, is’ schon gut. Aber dann geht’s weiter.“ Das Abbild von Azrael setzte sich wieder auf den Boden und begann, gelangweilt mit dem kleinen Stock auf dem Boden zu kratzen.
     
    Zwischenwelt, vier Jahre später
     
    Das Licht wechselte. Der vor zwanzig Minuten herabprasselnde Wolkenbruch hatte nicht wirklich zu einer Abkühlung beigetragen. Die beiden Sonnen brannten gnadenlos, um in kürzester Zeit die gesamten Niederschlagsmengen wieder in Wasserdampf zu verwandeln. Dichte Nebelschwaden hingen in der Luft, und Eleeyas kinnlanges Haar klebte an ihrer Stirn. Das Band aus dünnen Schnüren, welches sie um ihren Kopf gewickelt hatte, hielt die widerspenstigsten Strähnen aus dem Gesicht. Sie trug ein ärmelfreies, kurzes Kleid, das entfernt an ihre alten Tücher erinnerte.
    Mehrere braun-grüne Schnüre aus einem nicht näher zu bestimmenden Pflanzenmaterial hielten es einigermaßen in Form. Die hauchdünnen Flügel hingen schlaff herab. Eleeya hatte die Unterlippe vorgestülpt und prustete die Luft nach oben aus.
    „Anstrengend, hmm?“ fragte Azrael das zirka

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