Azraels Auftrag (German Edition)
Fleisch!“
Eleeya dämmerte es, was er meinte. Zwar hatte sie von ihren besonderen Essgewohnheiten in seinen Erinnerungen erfahren, hatte aber damals bewusst darauf verzichtet, näher hinzuschauen.
Nun wusste sie, was er mit Steak meinte.
Sie spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Ihr Magen klopfte. Reflexartig hielt sie die Hand vor den Mund und wirbelte herum. Sie musste noch ein paar Mal würgen, schaffte es aber, sich nicht zu übergeben.
Langsam drehte sie sich wieder um und sagte: „Widerlich. Du isst Tiere!“
Dabei schüttelte sie heftig den Kopf.
Mika sah Carlos an und schüttelte verständnislos den Kopf.
„Ihr beide seid ja pervers!“ zeterte sie weiter.
Jetzt zuckte auch Carlos die Schultern und deutete auf Mika.
„Jaa, OK, schon guut“, leierte Mika herunter, „Anne war auch Vegetarier, ich kenne mich mit Tofu bestens aus. Ist ja auch viel gesünder!“
Gequält verzog er den Mund.
„Meine Schwester auch“, fiel Carlos ein. „Sie sagt, es kommt immer darauf an, wie man es zubereitet. Eigentlich kann man richtig leckere Sachen davon machen.“
„Carlos, halt den Mund!“
„Ja, SIR!“
Nach ein paar Sekunden fuhr Mika fort: „OK, OK – Ihr habt ja recht. Ich kann mich außerdem leicht jeder Situation anpassen. So, und was gibt es denn nun Leckeres hier? Soja mit Hähnchengeschmack?“
„Was ist ein Hähnchen?“ wollte Eleeya wissen.
„Ein Hähnchen, das ist ein...“, fing Mika mit der Erklärung an. Doch dann unterbrach er sich selbst. „Och, nichts weiter. Nur so ein kleines... Dingsda.“
Carlos blickte Mika verzweifelt an und schüttelte den Kopf. Das konnte noch heiter werden!
NG0082, äußerer Spiralarm
Die Einheit des Schwarms begann, erste Änderungen zu vernehmen. Nichts Konkretes, noch waren keine Details zu erkennen. Nur eine vage Ahnung breitete sich in jedem einzelnen Individuum aus. Diese Informationen wurden vom Schwarm aufbereitet und standen wiederum jedem Individuum zur Verfügung. Erst zögernd, dann deutlicher trafen die neuen Erkenntnisse ein. Der Schwarm fokussierte sämtliche Sinne in diese Richtung.
Loorn8 befand sich auf einem gewöhnlichen Forschungsflug. Seit nunmehr fünf Einheiten war es zusammen mit seinem Zögling „ Neun“ in den äußeren Randbereichen unterwegs, sonst war niemand an Bord des Nests.
Die Gedanken von Loorn8 gingen zurück zu seinem Zögling. Es drehte sich in ihrer Sitzmulde um und sah Neun an.
Neun steckte in seiner Schlafröhre. Der gesamte Körper befand sich innerhalb der weichen, kokonartigen Röhre. Nur die vier Handlungsarme ragten heraus.
Sie hielten sich am Rand der Muldenöffnung fest, um im Gefahrenfall, oder falls sich Beute nähern sollte, den gesamten Leib blitzschnell hervorschnellen zu lassen, so wie es seit Hunderttausenden von Jahren in den Genen seiner Vorfahren verankert war.
Stolz blickten die acht Fixations-Augen des Elter auf sein Junges. Wieder gingen ihre Gedanken sechs Einheiten zurück, als es den Wurf der Loorn in das Lege-Kokon einwob. Mehr als vierhundert Eier gingen der Reife entgegen.
Es war Loorn8´s erste Vermehrung, und würde wahrscheinlich auch die Letzte sein.
Nachdem seine Nachkommen geschlüpft waren, suchte es zusammen mit dem Schwarm, der jederzeit mit ihnen verbunden war, das vielversprechendste Junge aus. Jedes Wesen verfügte über zwei Nervenknotenballungen. Zum einen gab es ein rudimentäres Gehirn, das so genannte Handlungshirn. Dieses Gehirn ermöglichte den einfachen Arbeitern der Gemeinschaft, ihre Arbeiten zu bewältigen. Die entsprechenden Informationen waren zum größten Teil aufgrund genetischer Übertragung seit der Geburt vorhanden. Das zweite Gehirn wurde nur bei auserwählten Yaara aktiviert. Ein Teil des Schwarmbewusstseins wurde auf dessen Individualhirn übertragen. Die restlichen Jungen blieben, ausgestattet mit rudimentären Funktionen ihres Handlungsgehirns, einfache Drohnen, die der Gemeinschaft und dem Schwarm dienten. Ihr Individualhirn blieb brach liegen.
Nur ein einziges Individuum wurde mit seinen gesamten Einzigartigkeiten als Nachfolger des entsprechenden Clans herangezogen, um das Fortbestehen zu gewährleisten.
Neun würde sein Nachfolger sein!
Zwischenwelt, einen Tag später
„Gut, das reicht. Und denke beim nächsten Mal daran, wenn der Steuerhebel ganz nach links gedrückt wird, bedeutet dies, schnellste Kurskorrektur in diese Richtung.“ Mika zeigte mit der Hand nach links. „Da hin... LINKS. Nicht das
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