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Azraels Auftrag (German Edition)

Azraels Auftrag (German Edition)

Titel: Azraels Auftrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Oswald
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Loorn9 seinen Körper bis auf Bodennähe herab, so dass die Gelenke der vier Handlungsarme in spitzem Winkel nach oben ragten. Sprungbereit wiegte es den zweigeteilten Körper nach vorne und zwitscherte: „Nun, dann fällt dies ja auch auf meinen Lehrer zurück!“
    Loorn8 sagte kein Wort.
    Mehrere Sekunden Stille folgten, nur das Rauschen der Energieerzeuger lag in der Luft.
    Unsicherheit beschlich Loorn9. War es zu weit gegangen? Hatte es Elter erzürnt?
    Doch dann erklang auch schon das befreiende, zirpende Aneinanderreiben der hinteren Handlungsarme.
    Elters Lachen entspannte mit einem Schlag die gesamte Situation: „Neun, Neun, ich denke, ohne dich wäre es sehr einsam und langweilig!“
    Loorn9 berührte zärtlich Elters Fühler. „Nein, langweilig wäre es ohne dich. Langweilig - und einsam. Ich könnte mir nicht vorstellen, was ich ohne dich täte!“
    Loorn9 ahnte nicht, wie bald sich diese Frage beantworten würde!
     
     
    Zwischenwelt, 500 Meter über Grund
     
    „So langsam habe ich das Gefühl, als ob ich nie etwas anderes geflogen wäre“, sagte Mika.
    „Ist das nun gut oder schlecht?“ hakte Carlos nach.
    Eleeya merkte nicht, wie sie zunehmendes in den Mittelpunkt eines bevorstehenden Scherzes rückte.
    „Nun, du weißt ja, wie viele kleine Macken der alte Typhoon hatte.“
    Keine Reaktion.
    „Und mit der Zeit lernt man auch, mit größeren Macken umzugehen. Weißt du, irgendwann wird das alles ganz normal!“
    „Ja, klar, ich verstehe dich nur all zu gut. Aber weißt du, mir hat mal jemand gesagt, dass die meisten Fehler nicht aufgrund technischer Mängel entstehen. Die meisten Fehler entstehen zwischen den Ohren.“
    Mika nickte.
    „Und je größer diese sind, desto gravierender die Fehler. Schon klar!“
    Ein gewaltiger Ruck durchzog die Maschine, übergangslos ging der Typhoon in einen Steilflug über und beschleunigte.
    Mika begann zu lachen: „OK, Eleeya, ist ja schon gut, war nicht so gemeint.“
    „War es doch...“, ergänzte Carlos feixend.
    Die Anzüge waren unmittelbar in die Schutzstarre übergegangen, bevor Mika eine Kurskorrektur einleiten konnte.
    Bewegungslos beobachtete er die Anzeige im Display: Mach 3, Mach 4...
    „Eleeya, du weißt, wir fliegen nicht hoch! Es dauert nicht mehr lange, dann klatschen wir ins Wasser!“
    Keine Reaktion erfolgte.
    „Eleeya“, meldete sich Mika, deutlich beunruhigter als vorher, „das war Carlos’ Idee, nicht meine.“
    „WAS? Stimmt doch gar nicht!“
    Die Höhenanzeige im Helmdisplay änderte sich so rasch, dass die letzten Ziffern nur noch als undeutliche Schlieren zu erkennen waren.
    4000 m, 3600 m, 3200 m...
    „Eleeya, lass gut sein, ich verspreche, mich zu bessern!“
    2800 m, 2200 m...
    In das Säuseln des Flüsterwind Antriebs hatten sich bereits jammernde Kaskaden gemischt. Rasend schnell nahm die Geschwindigkeit zu.
    „Eleeya, komm, mach keinen Quatsch und zieh die Kiste hoch!“ rief Mika.
    Das Display änderte permanent seine angezeigte Geschwindigkeit und Höhe.
    Die überwältigende Beschleunigung war eine Sache, doch sie fand im Moment nicht dieselbe Beachtung wie die rasend schnell abnehmende Höhe: 1800m, 1600m, 1400m...
    „Eleeya, ich kenne den Vogel mittlerweile ganz gut. Wenn du nicht sofort hochziehst, klatschen wir auf. Das war’s dann!“
    1200 m, 900 m, 600 m...
    „ELEEYA!“
    500 m, 300 m, 100 m...
    „ELEEEYAAAA!“
    Mit nahezu fünffacher Schallgeschwindigkeit schlug der Typhoon auf die Wasseroberfläche des fremden Meeres auf. Wassermassen stoben auf und bildeten eine gigantische Wasserfontäne, die immer höher stieg. In vierhundert Metern Höhe schien sie sich zu stabilisieren. Gleichzeitig hatten die explosionsartigen Energien wie in Zeitlupe eine Senke geformt, die sich nun umstülpte um einen immensen Wasserberg zu formen. Schockwellenartig breitete sich die Flutwelle aus. Der Einschlag eines riesigen Meteors konnte nicht schlimmer sein.
    Doch zu diesem Zeitpunkt befand sich das Objekt, das die Detonation der Wassermassen auslöste, bereits mehrere hundert Meter unter Wasser.
    „Woah!“, keuchte Mika. „Was war denn das? Warum leben wir den überhaupt noch?“
    Carlos blickte nach oben aus dem Cockpit heraus. Ein Schwall sprudelnder Luftblasen umspielte den Typhoon. Die Displays zeigten etwas sehr ungewöhnliches an, und zwar ein Minuszeichen vor der Höhenangabe.
    Minus zweihundertfünfzig Meter, minus zweihundertfünfundfünfzig Meter! Deutlich war zu erkennen, dass der Sinkprozess sich

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