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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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Händler ihre Ware feilboten, und das nach einer so furchtbaren Schlacht wie vor wenigen Stunden. Einige Statuen waren zerschlagen worden – die, die das Bild der Königin getragen hatten. Ich senkte den Blick, als wir vorbeiglitten. Die zerschlagenen Statuen waren zu symbolisch für das, was ich die Nacht zuvor gesehen hatte.
    Von der anderen Seite des Justizpalastes drangen Schreie, furchtbare Schreie an mein Ohr. »Was ist da los?«, flüsterte ich atemlos.
    »Wollt Ihr zusehen?«, fragte Alastair mit einem galanten Lächeln. Bevor ich etwas erwidern konnte, führte er mich ein paar Meter weiter. Kaum konnte ich um die Ecke sehen, drehte ich mich mit einem erstickten Aufschrei weg.
    Köpfe rollten über den Meeresboden und trieben im Wasser – die Köpfe der gestern noch tapfer kämpfenden Palastwache.
    »Was seid Ihr nur für ein Monster?«
    »Ein konsequentes«, antwortete Alastair ungerührt. »Kommt jetzt.«
    »Wie könnt Ihr nur morden? Wie viele Frauen weinen nun um ihre Ehemänner? Wie viele Kinder verlieren durch Eure Hand ihre Väter?«, fassungslos blickte ich ihn an.
    »Ich habe nicht nachgezählt, aber vielleicht lasse ich Todeslisten erstellen. Ich war nie ein besonderer Familienmensch, Ashlyn.«
    Ich setzte erneut zum Sprechen an, doch er fuhr mir über den Mund. »Kein Wort mehr! Schweigt, bis ich Euch erneut die Erlaubnis erteile zu sprechen, sonst stirbt ein Marianer für jedes Wort, das Ihr unerlaubt sprecht! Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Ich presste die Lippen aufeinander.
    Oh Gott, River, ich bitte dich, komm und hol mich hier raus. Ich habe das Gefühl, mit jedem Atemzug mich selbst zu verlieren … River …!
    Wir kamen wieder am Palast an, traten ein, nahmen dieses Mal aber einen ganz anderen Weg. Alastair wirkte wie immer selbstsicher. Ich verstand, dass er sich seit Jahren im Palast bewegte, im Zentrum der Macht, die er so begehrte und ersehnte. Kein Wunder, dass er alles erschreckend gelassen nahm.
    »Sieh dir das an«, forderte er mich auf und wechselte nun ebenfalls in die respektlosere Anrede. Normalerweise hätte ich ihn sofort zurechtgewiesen, doch die Angst, weitere Marianer in Gefahr zu bringen, hielt mich davon ab.
    Alastair machte eine ausholende Geste.
    Wir befanden uns nun in einem großen Raum, ähnlich leer wie der Thronsaal, nur kreisrund und von mehreren weißen Säulen gestützt. Auch hier war Hellblau die vorherrschende Farbe, aber dieses Mal waren die Wände und die Decke tatsächlich gestrichen und bemalt.
    Ich hatte noch nie solche Gemälde gesehen; sie gaben realistisch die hohen, scharfen Wangenknochen der Marianer wieder, ohne jedoch die feine, elegante Art zu verlieren, die auch oberirdische Künstler wie Botticelli geprägt hatten.
    Tatsächlich erinnerten mich die Bilder doch sehr an das Werk »Die Geburt der Venus«, von der Gestaltungsidee und Farbwahl her zumindest.
    »Die Geschichte Azulamars oder eher Atlantis’ ist in diesem Zimmer aufgezeichnet«, erklärte Alastair, machte ein paar Schritte vorwärts und legte seine Hand behutsam auf die Malerei.
    »Hier siehst du den Gott der Unterwelt Hades, wie er sich in Demeters Tochter Persephone verliebt … Und im nächsten Bild die Zwietracht zwischen den Göttern …« Wir schritten an den Wänden entlang. »Hier schließlich ist abgebildet, wie der Gott Hades die Insel Atlantis unter Wasser zog, um seine sich dort befindende geliebte Persephone näher bei sich zu haben. Doch sein Plan schlug fehl.«
    Ich nickte, um ihm zu bedeuten, dass ich die Geschichte kannte.
    Wir kamen beim nächsten Bild an.
    »Du weißt sicher mittlerweile, wie die Viorev-Steine aus den Tränen Persephones entstanden. Und auch, dass der göttliche Atem es uns Marianern möglich machte, unter Wasser zu leben. Die Götter haben uns in jeder Hinsicht unterstützt, sie brachten uns die Fertigkeiten bei, die wir benötigten, um leuchtende Städte zu erschaffen, um uns gegen die gefährlichen Tiere des Meeres durchzusetzen. Wir entwickelten uns Jahr für Jahr weiter und siedelten schließlich weiter aus, bis es zwölf Städte, verteilt in allen Meeren der Welt, gab. Wir waren glücklich. Wir sind es immer noch, das Meer ist unsere Heimat geworden.«
    Er sprach nun auf eine ganz andere Weise, so, als hätte er diesen Text vor langer Zeit auswendig gelernt.
    In meinem Geiste sah ich ihn als Knaben vor mir, dem Kleinkindalter kaum entwachsen, doch schon mit dem schwarzen Haarschopf, die Kiemen so markant auf seinen Wangen, wie er den

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