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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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an dem die Sonne aufging und ihre Strahlen blass und fahl selbst Azulamar erreichten. Und trotzdem gab mir das keine Hoffnung. Denn ein Teil tief in mir wusste, dass ich die Sonne selbst nie wieder auf meinem Gesicht spüren würde. Nie, nie wieder den trockenen, warmen Schein, der meine Augenlider schon so oft liebkost hatte.
    Ich wusste auch, dass die Glut des Sonnenaufgangs oder das blutige Rot des Abends für immer nur in meiner Vergangenheit leben würde.
    Wie jeder Mensch hatte ich unzählige Male die Sonne auf- oder untergehen sehen. Und doch erinnerte ich mich nicht mehr, wie der Anblick wirklich war. Mir klangen Worte von Malern in den Ohren, von Künstlern, Poeten, Dichtern. Von Menschen, die versucht hatten, die Schönheit eines Tages auf der Erde in Bilder und Verse zu bringen. An diese Worte konnte ich mich erinnern, jetzt, wo ich in der kalten, nassen Ewigkeit tief im Meer gefangen war, aber nicht wirklich an das Gefühl, das man verspürt, wenn einem bewusst wird, dass man die Chance besitzt, jeden Tag neu geboren zu werden.
    Alastair hatte gelacht, den Weg zurück nach Azulamar, leise, aber auf eine Art und Weise, die mir die Hoffnung geraubt hatte.
    Als seine Gefolgsleute ihm hatten helfen wollen, hatte er etwas lauter gelacht.
    »Ich sagte doch, ihr Wille ist gebrochen. Es ist nicht notwendig, dass mehr als ein Mann darauf achtet, dass sie sich nicht wehren kann«, hatte er wie im Scherz erklärt, und unter dem Gelächter der Wasserflüsterer hatte er mich in den Justizpalast gebracht, der östlich vom Schloss lag.
    Nun war ich dort, seit einigen Stunden, und immer noch in der gleichen Haltung wie seit dem Zeitpunkt, an dem er mich endlich allein gelassen hatte.
    Da meine Gedanken sich sowieso noch überschlugen, hielt ich sie unter einer festen Kontrolle. Ich wollte nicht nachdenken. Denn dann würde ichnach einer Lösung suchen, aber keine finden. Diese Enttäuschung konnte ich mir ersparen. Masochismus war nie eine meiner Veranlagungen gewesen.
    Meine Hände schlossen sich immer fester um die stählernen Gitterstäbe, die über meinem Kopf angebracht waren.
    Mein Gefängnis lag unter der Erde, sodass die höheren Gebäude Azulamars für mich so aussahen, als würden sie wie Wolkenkratzer in den Himmel ragen.
    Der Himmel … der Himmel war für mich weiter entfernt denn je. Beinahe hätte ich bitter gelächelt. Die Hölle war nämlich nun näher als jemals zuvor. Azulamar brauchte keine Sonne, um zu leuchten. Jedes Gebäude sonderte einen klaren Glanz ab, dessen Schönheit so unwirklich wie der Garten Eden war. Es gab Blumen hier unten, die der Kampf nicht zerstört hatte, und keine dunklen Gassen, denn das Licht Azulamars erreichte alles. Aber die Gesänge der Stadt waren verstummt. Wohl für immer.
    Ich hatte es in den letzten Stunden aufgegeben zu weinen. Von meinen Tränen blieb hier unten nichts übrig, außer vielleicht ein noch tiefer sitzender Schmerz, der mir meine ausweglose Lage noch bewusster machte. Hätte ich geweint, hätte ich mir die Tränen nun weggewischt, denn Alastair war auf dem Weg zu mir. Mittlerweile hatte ich begriffen, dass ich mit ihm auf irgendeine Art und Weise verbunden war. Und immer, wenn er sich meiner Zelle näherte, glühte irgendetwas in mir auf. Es war so, als wäre unser Schicksal ein und dasselbe.
    Mein Blut begann zu brennen, und schon hörte ich ihn an der Tür. Man öffnete sie, und er trat ein.
    »Habt Ihr eine angenehme Aussicht?«, fragte er spöttisch.
    Endlich ließ ich von dem kleinen Fenster meiner Zelle ab, drehte mich fröstelnd herum und sah Alastair an. »Es könnte nicht besser sein«, erwiderte ich tonlos.
    »Das freut mich«, erwiderte er, als wüsste er nicht, dass ich diese Worte keineswegs ernst gemeint hatte, »denn Ihr werdet diese Aussicht noch einige Zeit haben, fürchte ich.«
    »Bis Ihr mich tötet?«, vermutete ich und entrang mir ein Lächeln.
    Alastair machte eine vage Geste. »Nun, River wird Euch garantiert nicht hier rausholen.«
    »Was macht Euch dessen so sicher?«, fragte ich und strich mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Meine Menschenkenntnis, vielleicht.«
    »Nicht Eure maßlose Selbstüberschätzung?«, höhnte ich trocken.
    Alastair lachte. »Ihr scheint aber ebenfalls in der Tugend der Selbsteinschätzung nicht besonders bewandert zu sein.«
    »Sagt Euch das auch Eure Menschenkenntnis?«, fragte ich.
    »Nein. Das sagen mir Eure Augen.«
    Wie auf Kommando senkte ich meinen Blick. »Bitte, lasst mich

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