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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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Wand stieß, herabglitt und auf dem Boden des Zimmers sitzen blieb.
    Ich versuchte, mein Schluchzen zu unterdrücken, doch es fiel mir schwer.
    Sein Ring hatte die Haut meiner Wange aufgerissen, doch viel schlimmer war, dass ich seinen Blick gesehen hatte, als er mich schlug. Er war bereit, mir seine Macht und Überlegenheit zu demonstrieren. Kompromisslos.
    Verächtlich blickte Alastair zu mir herab.
    »Du bist eine Rebellin«, sagte er leise. »Aber glaube mir, ich habe bisher jeden Willen gebrochen. Selbst die Königin lag vor mir auf den Knien. Du magst stolz und willensstark sein, aber glaube nicht, dass du auch nur die geringste Chance gegen mich hast.«
    Der Schmerz ließ meine Wunde pulsieren, während ich am ganzen Körper zitterte.
    Ich wagte es nicht, noch einmal zu widersprechen.
    Alastairs Gesicht wurde noch eine Spur unnachgiebiger. Sein schwarzer Umhang schien zu flattern und zu wogen, als er von oben auf mich zuglitt. Aus Angst, erneut geschlagen zu werden, presste ich meinen Rücken fest gegen die Wand, doch er beugte sich nur herab. Seine Hand grub sich schmerzhaft fest in mein Haar.
    »Du
wirst
mir gehören, Ashlyn. Mit jeder Faser deiner Seele wirst du das. Und wenn nicht, dann werde ich dir zeigen, was Schmerzen bedeuten. Noch ist River nicht tot. Und wenn es so weit ist, dass er sterben wird, wird dein Verhalten entscheiden, ob ich ihn foltern lasse oder nicht.«
    Er richtete sich wütend auf, nach Fassung ringend, ebenso wie ich.
    Kein Wort kam mehr über meine Lippen.
    Mit rauschendem Umhang wandte er sich um.
    »Schafft sie in ihre Zelle«, verlangte er mit düsterer Stimme – dann war er verschwunden.

R IVER E RZAHLT
    Ich war wieder ein Kind. Ein vierjähriger Junge, nicht mehr und nicht weniger.
    Mir wurde das erst richtig bewusst, weil ich nach oben sah, um über die Küchentheke hinweg durchs Fenster zu schauen. Ich sah meine Mom. Die Abendsonne setzte ihr kupferfarbenes Haar in Flammen. Und obwohl die Sonne in ihrem Rücken stand, konnte ich ihre feinen, sanften Gesichtszüge sehen, die viel weicher als die meines Vaters waren. Meine Mutter, Monique, trug nicht die scharfen, narbenartigen Kiemen, nein, ihre Haut war glatt wie Seide. Sie trug einen Viorev-Stein an einer Kette um ihren Hals.
    In ihren frechen blaugrünen Augen konnte ich lesen, dass sie mich am Fenster gesehen hatte. Im nächsten Moment schloss sie die Tür auf, stellte die Einkaufstüten ab, machte zwei Schritte vorwärts und schon hatte sie mich in die Arme geschlossen.
    »Hallo, mein Schatz«, sagte sie, mein Haar liebevoll zerzausend. »Ist alles in Ordnung?« Ich antwortete nicht, sondern drückte sie nur fest an mich.
    Als ich meine Augen wieder öffnete, merkte ich, dass ich nun wieder der erwachsene River war. Sehnige, lange Arme, die Haare wild zerzaust, und nun sogar größer als meine Mutter. Ich richtete mich groß auf, sie blickte zu mir auf.
    »River«, sprach sie meinen Namen aus, wie damals, als sie noch gelebt hatte. »River, ich bin stolz auf dich.«
    »Warum?«, flüsterte ich. »Warum? Ich habe Ashlyn nicht helfen können. Alastair – er ist ein Verräter …«
    »Sch, River. Nicht. Lass die Selbstvorwürfe dich nicht zerfressen. Du magst diese Schlacht verloren haben, den Krieg aber noch lange nicht«, erwiderte sie.
    Die Worte »Krieg« und »Schlacht« aus ihrem Mund zu hören, war ungewöhnlich. Hatte sie sie jemals gesagt, als ich noch ein Kind gewesen war?
    Bevor ich ihr antworten konnte, legte sich ein weißer Nebelschleier über das Bild vor meinen Augen, bis es vollständig verblasst war.
    Ich verhielt mich ganz ruhig. Am liebsten hätte ich mich an sie geklammert, doch ich konnte es nicht. Ich wusste, dass es mir nicht gelingen würde, mich an ihr festzuhalten.
    Und schon tauchte das nächste Bild in meinem Kopf auf.
    Dieses Mal war ich von Anfang an Beobachter. Es war ein frühherbstlicher Abend, die Winde schlichen heulend um die Häuserecken, klamme Kälte breitete sich um mich herum aus. Ich lehnte an einem Baum, der sein rotgoldenes Laub bereits zur Hälfte abgeworfen hatte. Füße verursachten ein raschelndes Scharren.
    Es war mein Vater, der mich auf den Schultern huckepack trug.
    Mich – den fünfjährigen Jungen von einst.
    Kälte durchfloss mich, als mir klar wurde, was sogleich passieren würde. »Halt!«, wollte ich schreien. »Sieh nicht hin!«
    Den kleinen River, das Kind, das ich einst war, ihn wollte ich warnen. Denn ich wusste, der Anblick meiner toten Mutter würde mich

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