Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
Angst. Ich habe das Gefühl selbst verrückt zu werden.«
»Dann glaube es eben nicht. Aber ich werde Gregory Aames nie wieder vertrauen, und du tätest gut daran, es auch nicht zu tun«, antwortete er knapp.
»Wie soll das Ganze denn bitte geschehen sein?«, verlangte ich zu wissen.
River schluckte, und mir wurde klar, dass dort sein wunder Punkt lag – in seiner Vergangenheit.
Es dauerte, bis er weitersprach.
»Ich war damals etwa vier oder fünf Jahre alt, und wir lebten nur wenige Meilen von hier entfernt in der Wohnung, die früher meiner Mutter allein gehört hatte. Genau erinnere ich mich nicht mehr, aber plötzlich stand Gregory Aames vor der Tür.«
»Woher kanntest du ihn denn?«, fragte ich verwirrt. Die ganze Geschichte ergab keinen Sinn für mich.
»Gregory Aames war der Mann der Schwester meiner Mutter, also ihrSchwager, und somit eine Art angeheirateter Onkel für mich. Wir sahen ihn selten, fast nie, aber an diesem Abend war er plötzlich da. Er schäumte vor Wut und vor Hass, behauptete, Baltimore hätte seine Frau umgebracht. Ich war noch zu klein, um alles zu begreifen, aber Fakt ist, dass er wusste, dass mein Vater und ich Marianer waren. Er zog eine Waffe, bedrohte uns, aber wir konnten ihn überwältigen.
An diesem Tag begann unsere große Flucht. Wir reisten von Stadt zu Stadt, von Hotel zu Hotel, nur um Gregorys mörderischer Wut zu entkommen. Er hatte seinen Handlanger Skelter beauftragt, uns so lange zu jagen, bis er uns gefunden hatte, doch meine Eltern konnten ihn immer wieder geschickt in die Irre führen.«
»Warum seid ihr nicht zur Polizei gegangen?«
»Weil er einflussreich war. Die Polizei von ganz Melbour und Santa Monica stand unter seinem Einfluss. Jeder hätte korrupt sein können! Und selbst wenn wir jemanden gefunden hätten, der es nicht war … Dann hätte Gregory mit seinem Wissen über uns Marianer kommen können, und man hätte uns eingesperrt und Experimente mit uns durchgeführt …« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Nein, so ging es nicht. Wir mussten fliehen.
Eines Tages bewohnten wir in der Nähe von Seattle eine kleine Wohnung. Mein Vater und ich waren zusammen einkaufen gewesen, und als wir nach Hause kamen, lag dort meine Mutter auf dem Boden.«
An diesem Punkt war es für River nicht mehr möglich, weiterzusprechen. Er schwieg, kämpfte mit sich selbst, während ich versuchte, die Tausend wirren Gedanken in meinem Kopf halbwegs zu ordnen.
Noch mal von vorn: Gregory Aames’ Frau – und damit die Mutter von Eric – war die Tante von River, bevor sie getötet wurde. Angeblich von Rivers Vater. Gregory hatte daraufhin begonnen, die ganze Familie zu verfolgen.
»Sie lag da, sah aus, als schliefe sie nur. Ich weiß noch, dass die ganze Wohnung immer noch nach ihrem Parfum duftete … Meine Mutter sah wie ein Engel aus – wären da nicht die Würgemale um ihren Hals gewesen. Man sah, dass sie sich gewehrt hatte. Sie hatte so viele blaue Flecken … Mein Vater presste seine Handfläche auf meine Augen, packte mich und trug mich aus der Wohnung, um einen letzten Fluchtversuch zu unternehmen.
Wir kamen bis nach San Francisco, als in den Nachrichten gesendet wurde, dass Mr. Gregory Aames angeblich Meeresmenschen entdeckt hätte. Seitdem machte nicht nur Skelter Jagd auf uns, sondern auch ein ganzes Team von Meeresexperten. Mein Vater brachte mich in eine unterirdische Grotte nicht weit von hier, bevor er selbst gefasst und in ein Labor verschleppt wurde.« Rivers Stimme klang so todtraurig, dass ich bereits wieder bedauerte, ihm nicht sofort geglaubt zu haben. Aber – wie konnte ich ihn jetzt noch zum Essen zu uns nach Hause einladen? Wie nur?
»Wie hast du überlebt?«, fragte ich zaghaft.
»Baltimore fand im Labor einen Meeresbiologen, der bereit war, ihm zu helfen – Giles. Giles hatte Mitleid mit meinem Vater, konnte ihn aber nicht freilassen. Als Baltimore spürte, dass er durch die Experimente sterben würde, gab er Giles seine Kette, um die ich mit Tyler gekämpft habe, und flehte ihn an, sich um mich zu kümmern und mich keinesfalls in die Hände von Gregory fallen zu lassen, der seine beinahe sadistischen Experimente im Rahmen eines persönlichen Rachefeldzuges an meinem Vater durchführte. Giles versprach es ihm und holte mich aus der Grotte. Gleichzeitig kündigte er bei Gregory, nachdem mein Vater gestorben war, und zog mit mir in eine andere Stadt.
Vier Jahre blieben wir dort, dann kamen wir zurück nach Melbour – auf Drängen
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