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Titel: B00B5B7E02 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cain
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Football-Spiels eingeteilt waren, bewerteten sämtliche Spieler positiver. Diese Ergebnisse lassen eine sehr wichtige Schlussfolgerung zu: Introvertierte mögen Menschen, die sie unter freundlichen Rahmenbedingungen kennenlernen; Extravertierte ziehen diejenigen vor, mit denen sie konkurrieren.
    Eine ganz andere Studie, in der Roboter Schlaganfallpatienten bei Reha-Übungen unterstützten, förderte erstaunlich ähnliche Resultate zutage. 7 Introvertierte Patienten reagierten besser und länger auf Roboter, die darauf programmiert waren, beruhigend und sanft mit ihnen zu reden, indem sie zum Beispiel sagten: »Ich weiß, es ist schwierig, aber denken Sie daran, dass es zu Ihrem Besten ist« und: »Sehr gut, machen Sie so weiter.« Extravertierte hingegen gaben sich mehr Mühe bei Robotern, die auf eine fordernde, aggressivere Weise Sätze sagten wie: »Sie können das besser, das weiß ich!« und: »Konzentrieren Sie sich auf Ihre Übungen!«
    Diese Untersuchungsergebnisse deuten daraufhin, dass Greg und Emily es mit einer interessanten Herausforderung zu tun haben. Wenn Greg Menschen sympathischer findet, die sich energisch oder konkurrierend verhalten, und Emily besser mit unterstützenden, kooperativen Menschen klarkommt, wie können sie dann einen Kompromiss bei ihrem Dilemma finden – und es liebevoll tun?
    Eine faszinierende Antwort liefert eine Studie, die an der Business School der Universität von Michigan durchgeführt wurde. 8 Dabei ging es nicht um Ehepaare mit gegensätzlicher Mentalität, sondern um Verhandlungspartner aus unterschiedlichen Kulturkreisen – in diesem Fall Asiaten und Israelis. 76 MBA-Studenten aus Hongkong und Israel sollten sich vorstellen, dass sie in ein paar Monaten heiraten und mit einer Catering-Firma die Vorbereitungen für den Hochzeitsempfang regeln wollten. Das »Gespräch« fand per Video statt.
    Einigen Studenten wurde ein Video mit einem freundlichen Geschäftsführer präsentiert, der lächelte; die anderen bekamen ein Video mit einem reizbaren und unfreundlichen Manager zu sehen. In beiden Fällen war die Botschaft der Catering-Firma jedoch identisch: Da sich auch ein anderes Paar für denselben Hochzeitstermin interessierte, war der Preis nach oben gegangen, und das war ihr letztes Wort.
    Die Studenten aus Hongkong reagierten ganz anders als die Israelis. Die Asiaten tendierten weitaus mehr dazu, das Angebot des freundlichen statt des unfreundlichen Geschäftsführers anzunehmen: Nur 14 Prozent waren bereit, bei dem unfreundlichen Geschäftsführer abzuschließen, 71 Prozent ließen sich auf das Angebot des lächelnden Managers ein. Die Israelis hingegen nahmen das Angebot des einen wie des anderen Geschäftsführers mit gleich hoher Wahrscheinlichkeit an. Mit anderen Worten: Für die asiatischen Verhandlungsführer zählte der Stil ebenso wie die Fakten, während sich die Israelis stärker auf die inhaltliche Information konzentrierten. Sie ließen sich weder von der Zurschaustellung freundlicher noch feindseliger Emotionen beeindrucken.
    Die Erklärung dieses krassen Unterschieds hat damit zu tun, wie die beiden Kulturen Respekt definieren. Wie in Kapitel 8 deutlich wurde, drücken viele Asiaten Respekt aus, indem sie Konflikte herunterspielen. Israelis hingegen, sagen die Forscher, »halten eine Meinungsverschiedenheit nicht für ein Zeichen mangelnden Respekts, sondern für ein Signal, dass das Gegenüber interessiert ist und sich leidenschaftlich für die Sache engagiert«.
    Man könnte dasselbe von Greg und Emily sagen. Wenn Emily leiser wird und bei Streitigkeiten mit Greg ihren Affekt dämpft, glaubt sie – wie ein asiatischer Verhandlungsführer –, sie sei respektvoll, indem sie sich Mühe gibt, ihre negativen Emotionen nicht zu zeigen. Aber Greg denkt, dass sie sich ihm entzieht oder, noch schlimmer, dass es ihr völlig gleichgültig ist. Wenn Greg seinem Ärger Luft macht, geht er seinerseits davon aus, dass Emily so fühlt wie er: nämlich dass dies ein gesunder und ehrlicher Ausdruck ihrer tiefen Beziehung ist. Doch Emily scheint es, als wäre Greg auf einmal gegen sie.
     
    In ihrem Buch Wut: Das missverstandene Gefühl erzählt Carol Tavris die Geschichte von einer bengalischen Kobra, die gern die vorübergehenden Dorfbewohner beißt. 9 Eines Tages überzeugt ein Swami – ein Mann, der Meisterschaft über sich selbst erlangt hat – die Kobra davon, dass es falsch ist, andere zu beißen. Die Kobra gelobt, von nun an damit aufzuhören, und hält

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