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und das Zögern bei der Kontaktaufnahme noch nicht stigmatisiert ist. Seien Sie ein Vorbild für Ihr Kind, indem Sie Fremde entspannt und freundlich begrüßen und Ihre eigenen Freunde zu sich einladen. Laden Sie auch Kinder aus seiner Klasse zu sich nach Hause ein. Vermitteln Sie Ihrem Kind auf sanfte Weise, dass es im Beisein anderer unangebracht ist, zu flüstern oder Ihnen am Hosenbein zu zupfen, wenn es etwas braucht, sondern dass es laut sprechen sollte. Achten Sie darauf, dass seine Begegnungen mit anderen angenehm sind; suchen Sie Kinder aus, die nicht übermäßig aggressiv sind, und Spielgruppen, die einen freundlichen Eindruck machen. Lassen Sie Ihr Kind mit jüngeren Kindern spielen, wenn ihm das Selbstvertrauen gibt, und mit älteren Kindern, wenn es von ihnen Anregungen bekommt.
Wenn es sich mit einem bestimmten Kind nicht auf Anhieb versteht, forcieren Sie es nicht, denn seine ersten Erfahrungen im Umgang mit anderen sollten positiv sein. Sorgen Sie dafür, dass es sich unbekannten sozialen Situationen so allmählich wie möglich nähert. Wenn es beispielweise zum Geburtstag eingeladen ist, besprechen Sie mit dem Kind vorher, wie die Feier abläuft und wie es seine Altersgenossen begrüßen könnte (»Erst sage ich: ›Herzlichen Glückwunsch, Joey‹, und dann sage ich: ›Hallo, Sabrina.‹) Kommen Sie möglichst früh. Es ist viel einfacher, zu den ersten Gästen zu gehören – so hat Ihr Kind das Gefühl, dass andere von da ab sein »Terrain« betreten –, als zu einer schon bestehenden Gruppe dazuzustoßen.
Wenn Ihr Kind aufgeregt ist, bevor das neue Schuljahr beginnt, fahren Sie, wenn möglich, schon vorher mit ihm zur Schule, damit es sein Klassenzimmer besichtigen und im Idealfall seine Lehrer einzeln kennenlernen kann wie auch andere freundlich aussehende Erwachsene, wie Schulleiter, Hausmeister und andere Mitarbeiter der Schule. Sie können ganz subtil vorgehen: »Ich habe dein neues Klassenzimmer noch nicht gesehen, wollen wir nicht einmal vorbeifahren und es uns anschauen?« Finden Sie zusammen heraus, wo die Toilette ist und wann man sie benutzen darf, wie man von der Klasse zur Cafeteria gelangt und wo der Schulbus nach Unterrichtsschluss wartet. Arrangieren Sie Spielnachmittage im Sommer mit passenden Kindern aus seiner Klasse.
Sie können Ihrem Kind auch simple Strategien des Zusammenlebens beibringen, die ihm durch unangenehme Augenblicke hindurchhelfen. Ermutigen Sie es, einen selbstbewussten Eindruck zu machen, auch wenn es sich nicht so fühlt. Drei einfache Regeln reichen aus: lächeln, eine gerade Haltung einnehmen und Augenkontakt aufnehmen . Lehren Sie es, in einer Menge von Menschen nach freundlichen Gesichtern Ausschau zu halten. Der dreijährige Bobby ging nicht gern in die städtische Vorschule, denn in der Pause verließ die Klasse die sicheren Begrenzungen des Klassenzimmers und spielte zusammen mit den Kindern aus den höheren Klassen auf der Dachterrasse. Bobby war so eingeschüchtert, dass er nur bei Regen zur Schule gehen wollte, weil man dann nicht auf die Dachterrasse konnte. Seine Eltern besprachen mit ihm, mit welchen Kindern er gern spielte, und brachten ihm bei, sich von einer lärmenden Gruppe größerer Jungen nicht den Spaß verderben zu lassen.
Wenn Sie meinen, dass Sie das nicht schaffen oder dass Ihr Kind zusätzliche Unterstützung braucht, fragen Sie einen Kinderarzt oder eine Beratungsstelle nach möglichen Hilfen in Ihrer Nähe. Es gibt Kurse, in denen Kinder lernen, sich in eine Gruppe zu integrieren, auf fremde Gleichaltrige zuzugehen und nonverbale Signale, wie Körpersprache und Mimik, zu deuten. Das kann Ihrem Kind helfen, mit dem klarzukommen, was für viele introvertierte Kinder der komplizierteste Teil ihres Soziallebens ist: dem Schulalltag.
An einem Dienstagmorgen im Oktober steht in der fünften Klasse einer öffentlichen Schule in New York das demokratische System der Gewaltenteilung auf dem Lehrplan. Die Kinder sitzen im Schneidersitz auf einem Teppich in einem hell erleuchteten leeren Teil des Klassenzimmers, während ihnen die Lehrerin auf einem Stuhl mit dem Lehrbuch auf dem Schoß die Grundzüge des Konzepts erläutert. Dann ist es Zeit für die Gruppenarbeit, bei der das Gelernte angewendet werden soll.
»Der Klassenraum sieht nach dem Mittagessen immer so unordentlich aus«, sagt die Lehrerin. »Unter den Tischen klebt Kaugummi, überall liegt Brotpapier herum, und auf dem Fußboden sind Käsereste verstreut. Ihr findet
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