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Titel: B00DJ0I366 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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sie wird gleich den Zimmerservice anrufen. Nur noch ein paar Minuten so daliegen, nur ein paar Minuten …
    Florenz war ein Traum. Loredan, eilfertig wie stets, hat all seinen Einfluss in die Waagschale geworfen, damit sie die Uffizien besuchen konnte. Allein. Spät am Abend. Schade, dass sie nicht wirklich bei der Sache gewesen ist an jenen beiden Abenden. Sie war zu müde. Von der Reise. Von der Verwirrung. Loredan überschlägt sich in letzter Zeit mit Wohltaten. Es soll ihr recht sein, schließlich ist sie von ihm abhängig. Denn sie will in Italien bleiben. Am liebsten würde sie gleich von diesem Bett aus alles regeln, die Wohnung in London räumen lassen, das Atelier auch, alles verkaufen und neu anfangen in Venedig. In der durchlauchtesten aller Städte: der Serenissima!
    Während der Himmel draußen dunkler wird, violett, dunkelblau und schließlich schwarz, nimmt Eleni noch eine Schmerztablette und wartet darauf, dass sie wirkt. Na gut, in Venedig fressen einen im Sommer die Mücken auf, le zanzare, wie sie auf Italienisch heißen, mörderische, blutgierige Viecher. Eleni kann diesen Überlebenskünstlern sogar etwas abgewinnen. In London kriecht jetzt der Nebel um die Häuser. Sie ist ihres britischen Lebens so überdrüssig.
    Als sie sich endlich aufrafft und zum Telefon greift, um den Zimmerservice anzurufen, klingelt der Apparat.
    »Hanna?«, lacht Eleni ungläubig. »Du?«
    »Ich stehe in der Lobby deines Hotels.« Hannas Stimme ist so rauchig wie immer, ein vertrautes, kratziges Fauchen.
    »Venedig lässt dich nicht los, wie?«
    »Ich lade dich zum Abendessen ein.«
    »Liebste, ich bin vor einer Stunde aus Florenz gekommen, mit dem Zug, ich bin durchgeschüttelt und durchgerüttelt, ich …«
    »Mach dich schick, Eleni. Ich warte auf dich in der Lobby.«
    »Du bist …«
    »Bitte, Eleni!« Hannas Stimme klingt fast flehentlich.
    »Na gut. Gedulde dich eine Viertelstunde.«
    »Kein Problem. Es gibt in Venedig keine appetitanregendere Pracht als die Lobby des Sandwirth.«
    Eleni lacht rau. »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    Sie humpelt ins Bad. Trotz der Schmerzblocker tut ihr die Hüfte verdammt weh. Sie hat sich mit der Reise übernommen, hätte sich mehr Zeit nehmen müssen. Was für ein Blödsinn, Florenz in vier Tagen. Das machen die Amerikaner, die ziehen sich ganz Italien in vier Tagen rein. Für sie selbst ist das nichts mehr. Sie ist zu alt und zu gebrechlich. Eleni betrachtet ihr ebenmäßiges Gesicht im Spiegel. Sie ist immer noch schön. So fühlt sie sich auch. Schon als junges Mädchen fanden alle sie schön. Und weiblich. Sie bekam viele Komplimente. Bis heute macht sie selbst gern welche. Sie schätzt Frauen, die ein wenig Aufwand betreiben, um etwas aus sich zu machen. Für Jeansträgerinnen, die schnell einen Sweater über ein Top stülpen, hat sie wenig Verständnis.
    Eleni wäscht sich das Gesicht und tupft Font de Teint auf ihre Haut. Sie schminkt sich die Augen und wählt einen rostbraunen Lippenstift. Sie schlüpft in einen schokoladenbraunen Hosenanzug, setzt den großen Strohhut mit der überbreiten Krempe auf, verlässt ihre Suite und fährt mit dem Lift nach unten.

    *

    »Eleni, du siehst umwerfend aus!«
    »Du auch, Hanna!«
    Die Galeristin, die einen karierten Rock trägt, eine rote Bluse und dazu eine Stola um die Schultern geworfen hat, lächelt.
    »Komm! Ich habe ein Taxi bestellt. Wir gehen essen.«
    Eleni liebt Taxifahren in Venedig. Die schnellen Boote lassen Gondeln und Vaporetti links liegen, brausen, mächtige Wellen aufwerfend, durch die Kanäle und sind ruckzuck am Ziel.
    Hanna lässt das Boot an der Rialtobrücke halten.
    »Wohin soll es gehen?«, fragt Eleni, nachdem der Taxista ihr beim Aussteigen behilflich war und sich mit einer formvollendeten Verbeugung von den beiden Damen verabschiedet hat.
    »Alla Madonna. Berühmt für seine Fischgerichte.«
    »Na gut.«
    »Es ist nicht weit, Eleni.«
    »Schon okay.« Sie will vor ihrer Freundin nicht jammern. Eleni beklagt sich nie über ihr Leiden. Sie weint selten, allenfalls in der Stille eines Hotelzimmers, dem sie ein paar negative Moleküle hinterlässt, die den nächsten Bewohner traurig stimmen. Vor anderen jammert sie nicht. Sie nicht.
    Das Alla Madonna liegt in einer engen Gasse, ein altmodisches Neonschild wirft fahles Licht auf den Eingang. Von außen sieht das Lokal aus wie eine Hafenkaschemme. Eine Katze streunt an Elenis Beinen vorbei. Sie scheucht das Vieh mit ihrem Stock weg.
    »Sieht ja elegant

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