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Titel: B00DJ0I366 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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gehören zusammen. Daran besteht kein Zweifel.«
    »Klingt nachvollziehbar.« Luna blättert durch die Ausdrucke. »Ebenso wie die Sache mit Elenis Deutschkenntnissen. Ihr Alter. Alles passt. Sogar das Geheimnis, das sie um ihre Herkunft macht.«
    Sam seufzt. »Es ist total unwahrscheinlich, ich weiß.«
    »Nehmen wir an, es ist genau so, wie du jetzt denkst. Wie kommt deine Familie ins Spiel?«
    Sam zuckt die Achseln. »Mein Großvater hätte Grace nie losgelassen. Er hätte, wenn er es gewusst hätte, alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie zurückzuholen.«
    Die beiden Freundinnen sehen einander an. Schließlich streicht Luna sich eine Strähne hinters Ohr.
    »Grace wäre ihrem Vater nie entkommen. Nur durch … ihren Tod.«
    Sam nickt. Das muss sie erst mal verdauen. Ihr Kopf brummt. Gierig trinkt sie ein paar Schlucke Rotwein. »Doch Victoria hätte sowas nie gemacht.«
    »Sowas?«
    »Das Verschwinden ihrer Schwester zu decken.«
    »Warum nicht?«, fragt Luna. »Irgendwie hätten beide etwas dabei gewonnen. Grace ihre Freiheit, und Victoria wäre endlich die unliebsame schwesterliche Konkurrenz losgeworden.«
    Es ist so ungeheuerlich, dass Sam es nicht glauben kann. Trotzdem spürt sie tief drinnen: Es könnte wahr sein.
    »Das könnte der Grund sein, warum sie Grace totgeschwiegen haben«, flüstert sie.
    »Dein Großvater wäre mit diesem Stillschweigen sicher nicht einverstanden gewesen, oder?«
    »Vermutlich nicht. Doch er starb bald. Ein Jahr nach Grace. Wenn … nun, falls es zutrifft, was wir denken, lebt sie noch.«
    »Und dein Großvater starb vor Kummer, meinst du? Weil er Grace verloren hat?«
    Sam nagt an ihrer Unterlippe. »Er kippte zu Hause bei meinen Eltern vom Stuhl. Herzinfarkt. Er war sofort tot. Niemand außer Victoria hat es mitgekriegt. Ich war ein Kleinkind. Und mein Vater war nicht zu Hause.«
    »Wir müssen deine Mutter damit konfrontieren. Sie fragen, ob sie ihrer Schwester geholfen hat, ein neues Leben anzufangen.«
    Siedend heiß wird Sam klar: Wenn sie und Luna sich eine solche Geschichte zusammengereimt haben, waren Loredan und sein protegierter Journalist ebenfalls dazu imstande. Weshalb eben jener Hendrik Rosen bei Sam aufgekreuzt ist.
    »Loredan hat Rosen hierher geschickt. Um mich in die Zange zu nehmen. Auf der Finissage in Venedig hat er mich gefragt, ob ich eine Verwandte von Eleni Tsiadis bin. Er weiß es, Luna. Er weiß, dass Eleni Grace ist.«
    »Und?«
    »Ich glaube, Loredan als Elenis italienischer Agent verspricht sich etwas von einem Skandal. Er hat einen jungen Typen, der geil auf Karriere ist, bei ›Artes‹ untergebracht. Der soll eine Geschichte lancieren. Erst ein Interview, in dem Eleni wie nebenbei vorkommt, als kleiner Vorgeschmack. Im nächsten Monat platzt die Blase.«
    Luna blinzelt, sie kommt nicht ganz mit.
    »Du meinst …«
    »Es könnte Eleni Tsiadis’ Marktwert enorm steigern. Als Agent verdient er mit. Wie lange verkaufen sich Elenis Bilder noch? Sie ist über 60. Solange sie lebt, kann er sie auspressen wie eine Zitrone.«
    »Solange sie lebt«, murmelt Luna. »Oder wenn sie stirbt. Dann einen Skandal aufzudecken, ohne dass sie die Chance hat, sich dazu zu äußern, wäre vermutlich um einiges gewinnbringender.«
    Sam starrt Luna an.
    »Täubchen abschießen!« Sie sagen es beide gleichzeitig.

56
    Eleni stellt die Laptoptasche ab und gibt dem Boy, der sie und ihr Gepäck in die Suite gebracht hat, 20 Euro. Er legt die Hand an die Mütze und geht davon.
    Eleni lässt sich auf das Bett fallen. Sie liebt das Gabrielli Sandwirth wie kaum ein anderes Hotel in Europa. Direkt unter ihrem Fenster vollzieht sich gerade ein Farbenspiel, das zu sehen sich die halbe Welt sehnt. Auf der Lagune Venedigs spiegelt sich die untergehende Sonne. Wenn sie auf die Dachterrasse gehen würde, könnte sie den rot glühenden Feuerball hinter den Schloten von Mestre versinken sehen, drüben auf dem Festland, dem stinkenden, schmutzigen, gewöhnlichen Italien. Doch hier, ein paar Stockwerke unter ihr, auf der Riva degli Schiavoni, da klicken die Fotoapparate, werben die Gondolieri um Kundschaft, da glitzert das brackige Wasser golden und violett und blau und rot gleichzeitig. Was für eine Stadt!
    Aber Eleni ist außerstande, die Dachterrasse zu erklimmen, selbst mit dem Fahrstuhl nicht. Die Reise von Florenz zurück nach Venedig hat sie alle Kraft gekostet. Die Schmerzmittel machen sie müde und träge. Sie braucht ein gutes Glas Rotwein und dazu einen Croque-Monsieur,

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