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Titel: B00DJ0I366 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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aus«, unkt sie.
    »Warte es ab.« Hanna stößt die Tür auf. »Ich habe einen Tisch bestellt und darauf bestanden, ein klein wenig abseits zu sitzen.«
    »Was soviel bedeutet, dass wir ein bisschen mehr als fünf Zentimeter Abstand zum nächsten Tisch haben«, seufzt Eleni.
    »Ich denke, du willst in Italien leben? Dann gewöhne dich dran!« Hannas Stimme klingt kein bisschen ironisch.
    Sie lassen sich nieder, ein Kellner bringt unaufgefordert zwei Aperol Sprizz und die Speisekarte auf Deutsch.
    »Zum Wohl!« Hanna hebt ihr Glas.
    Sie stoßen an. Eleni atmet tief durch. Der Alkohol schießt ihr sofort in Kopf und Glieder. Sie liebt das Gefühl, weil es sie daran erinnert, wie leicht sich der Schmerz von Zeit zu Zeit betäuben lässt und wie gut das tut. Sie sieht sich im Lokal um, das aus zwei großen Sälen besteht, in die man so viele Tische wie möglich hineingequetscht hat. In einer Vitrine liegen Fische und Muscheltiere auf Eis. Dazu Obst in einer großen Schale. Von der Decke hängen Netze und anderes Zeug, das die Anmutung hervorrufen soll, alle toten Tiere, die auf dem Teller liegen, wären vom Wirt eigenhändig aus dem Mittelmeer gefischt worden.
    »Was treibt dich nach Venedig, Schätzchen?«
    »Ich will, dass du in Hamburg ausstellst. Und zwar bald.«
    »Ach?« Eleni lächelt. »Bin ich in Deutschland so ein Dauerbrenner, dass du dich sogar ein zweites Mal hierherbemühst?«
    Hanna lächelt nicht. »Auf der Finissage habe ich lange mit Loredan gesprochen.«
    »Loredan!« Eleni macht eine wegwerfende Handbewegung. »Er geht mir mit seiner Emsigkeit zunehmend auf den Geist. Was ist?«, herrscht sie den Kellner an, der sich erwartungsvoll neben ihrem Tisch aufgebaut hat.
    Hanna beeilt sich, für sie beide zu bestellen. Als der Mann davongeht, sagt sie: »Hör zu, Eleni. Das ist jetzt wirklich wichtig.«
    Eleni runzelt die Stirn. Der Hut behindert sie, die Krempe ist so groß und weich, dass sie leicht abknickt und ihren Blick begrenzt. Sie sieht, wie Hanna in ihrer riesigen Handtasche kramt. Ihr wird ganz mulmig. Da stellt der Kellner ein Schälchen Meeresfrüchtesalat vor sie hin. Sie langt zu.
    »Hier.« Hanna reicht einen Ausdruck über den Tisch.
    Eleni legt die Gabel weg. Kauend greift sie nach dem Papier. Sie liest, stutzt, liest weiter. Als sie fertig ist, fahren die Muscheln und Garnelen, die sie so hastig vertilgt hat, in ihrem Magen Karussell.
    »Fuck.«
    »Nein. Du hast es in der Hand. Du musst hinfahren, Eleni!«
    »Ich? Nie wieder will ich …«
    »Warte!« Hanna hebt die Hand. »Du hast mich selbst darauf gebracht: auf Loredan und sein Interesse, eine Leiche in deinem Leben zu entdecken.«
    »Um den Preis zu steigern, der Mistkerl!«
    »Nicht nur. Ein Skandal macht nicht nur ihn reich, sondern auch dich. Aber gleichzeitig …«
    Unschlüssig dreht Eleni den Flyer in Händen. Sie will nicht nach Coburg. Nie mehr. Und schon gar nicht zu einer Ausstellung von Victoria May. Mein Gott!
    »Ich bin ein harter Knochen, Hanna, aber das überlebe ich nicht.«
    »Das werden wir sehen. Es ist deine einzige Chance, die Dinge selbst in der Hand zu behalten, ehe Loredan zuschlägt.«
    »Himmel, Hanna, ich traue ihm viele Schweinereien zu, aber er ist kein Mafioso.«
    »Er ist skrupellos, wenn es um die Kunst geht. Und damit ist er nicht allein!« Hanna zieht die Stola fester um ihre Schultern. Ihr Haar ist frisch gefärbt, rostrot fällt es in Spiralen auf ihre Schultern. Ihrer Haut jedoch sieht man den übermäßigen Zigarettenkonsum an. Selbst teure Kosmetik kann den jahrzehntelangen Raubbau nicht verbergen. »›Artes‹ hat etwas über dich gebracht.«
    »So?«, fragt Eleni gleichgültig.
    »Hier.« Hanna holt mehr Papier aus ihrer Tasche. »Loredan nennt dich unter seinen besten Pferden, die er im Stall hat.«
    »Er stapelt tief. Loredan vertritt ausschließlich sehr gute Künstler.«
    »Aber er erwähnt nicht alle. Dich wie nebenbei. Schließlich folgt noch ein Nachsatz.« Hanna kneift die Augenlider zusammen und hält die herausgerissenen Seiten weit von sich weg, um die Buchstaben entziffern zu können. »Somit freue ich mich … blablabla … zumal sich Eleni Tsiadis mit dem Gedanken trägt, in Italien vor Anker zu gehen.«
    »Was?«, fährt Eleni auf. Das amerikanische Paar, das soeben an dem Tisch neben ihnen platziert wurde, sieht neugierig zu ihnen herüber. »Ich habe keine Silbe zu ihm gesagt, dass ich hier bleiben will. Ich schwöre dir, Hanna, er kann das nicht wissen.« Ihr geht das

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