Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
B00DJ0I366 EBOK

B00DJ0I366 EBOK

Titel: B00DJ0I366 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
Suppe darüber kalt werden.
    »Tja, Carsten, also werden wir dich hier wohl eine gute Weile nicht mehr zu sehen kriegen.«
    »Ja, vermutlich.«
    Jemand bestellt eine Runde Schnaps. Sie trinken. Einige haben schon viel intus. Winfried Lafontaine, ein früherer Kumpel aus dem Schwimmverein, der als Journalist bei der Tageszeitung arbeitet, juxt: »Okay, Sportsfreund. Wenn du deine Yukon-Paddeltour hinter dir hast, sag mir Bescheid. Das ist ein prima Beitrag fürs Reiseblatt.«
    Carsten nickt. Er schwitzt, zieht sich die Jacke aus. Die Fotos, die Körber ihm gegeben hat, fallen zu Boden. Lafontaine, der neben ihm sitzt, hebt sie auf: »Du hast was verloren!«
    »Ach, das! Die lagen auf dem Acker rum. Du hast vermutlich von dem Unfall gehört? Diese Künstlerin, Victoria irgendwie …«
    »Ich bin das goldene Spy-Eye von Coburg«, unkt der Journalist. Er greift nach den Fotos.
    »Behalte sie. Ich habe es nicht mit Kunst.«
    »Wie du meinst«, erwidert Lafontaine.

64
    Sam und Roman sind zu spät zum Hotel gekommen. Eleni Tsiadis ist abgereist.
    Ein verschlafener Mitarbeiter, den sie herausklingeln, benötigt eine gute Viertelstunde, um Herr der Lage zu werden, während er stirnrunzelnd Elenis Notiz liest, etliche Male das Geld nachzählt und Romans aufgeregte Fragen beantwortet.
    »Es hat keinen Sinn«, sagt Sam halblaut zu ihm. »Eleni ist weitergezogen. Lass uns fahren.«
    Sie treten hinaus auf den Schlosshof. Der Himmel bewölkt sich, es riecht nach Regen.
    »Und jetzt?« Roman bohrt seine Schuhspitze in den Kies. »Was sollen wir jetzt machen? Uns totstellen?«
    Sam blickt entmutigt an der Fassade des Hotels hoch. Es ist finster hier draußen, nur die Rezeption ist beleuchtet, ansonsten schläft wahrscheinlich jedes lebende Wesen in dem Gebäude. Was romantisch wirken soll, kommt ihr jetzt gespenstisch vor. Sie zieht die Schultern hoch. Wenn Victoria wirklich hier wohnt, hat sie Eleni gesehen?
    Wir haben uns da in etwas verrannt, denkt Sam. Das Ganze ist ein Fehlschluss. Niemand kann einen solchen Sturz überleben. »Gut, vielleicht ist Eleni Tsiadis in Wirklichkeit Deutsche und hat sich eine andere Identität gegeben. Aber sie muss nicht Grace sein. Wir haben uns vertan.«
    Roman sieht sie entsetzt an. »Bitte was?«
    »Es ist so unwahrscheinlich. Es kann tausend andere Erklärungen geben, warum Eleni etwa im selben Alter wie Grace ist, warum sie so gut Deutsch spricht, warum sie ihr Gesicht nie komplett zeigt und warum sie solche Legenden um ihre Herkunft strickt. Es muss trotzdem nicht zwingend bedeuten, dass sie meine Tante ist.« Dass sie meine Mutter ist, denkt Sam weiter, aber das Wort kann sie nicht in den Mund nehmen. Die beiden Silben sind schwer wie ein 10-Tonnen-Felsblock.
    Roman stöhnt auf. Er lehnt sich an seinen Wagen. Irgendwie haben beide keine Lust, ins Auto zu steigen und davonzufahren. Es ist, als kleben wir an diesem Hotel, weil wir hoffen, dass jemand zur Tür rauskommt und uns die Auflösung des Rätsels verklickert, denkt Sam.
    »Du vergisst ihre Bilder«, sagt Roman.
    »Ihre? Die von Eleni?«
    »Die von allen drei Frauen.«
    »Allen Dreien?«
    »Die nur zwei sind.«
    »Jetzt habe ich ein Problem mit der Logik.« Sam lehnt sich an Roman. Ihr Kopf sucht eine bequeme Stelle an seiner Schulter. Er riecht nach Schweiß, nach seinem Auto und ein bisschen nach Prosecco. Sie mag den Geruch. Sie will jetzt ihre Augen schließen und sich einfach aus allem ausblenden. Abhauen und erst nach der Vernissage zurückkommen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragt sie träge.
    »Keinen Schimmer«, erwidert Roman. »Fahren wir zu Blanca. Hoffentlich hat sich die Journaille dort nicht inzwischen eingenistet. Am besten, du und deine Großmutter, ihr zieht ins Hotel, bis es am Samstag mit der Ausstellung losgeht.«
    »Wir könnten bei Luna unterkriechen.«
    Er schiebt sie ein Stück von sich weg. Dann küssen sie sich. Romans Lippen sind weich und schmecken nach Salz.
    Irgendwann fängt es an zu regnen.

    *

    Die letzten Tage vor der Vernissage vergehen langsam und schnell zugleich. Blanca und Sam sind noch in der Nacht nach Elenis Verschwinden zu Luna gezogen. Roman hat das Internet durchforstet, um etwas über Elenis Verbleib herauszufinden, er hängt sich an seine Kontaktleute und führt Hunderte von Telefonaten – ohne Ergebnis.
    »Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.« Frustriert sitzt er an Lunas Küchentisch. »Statt dessen ist Rosen aktiv.«
    »Inwiefern?« Blanca wischt sich die Hände an der Schürze ab.

Weitere Kostenlose Bücher