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Titel: B00DJ0I366 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Als der Barmann die Gläser gebracht hat, stößt sie mit dem Stock ihre Tasche von dem freien Stuhl. Hendrik Rosen stürzt sich sofort auf den Boden, um die vielen Kleinigkeiten einzusammeln.
    »Das ist so lieb von Ihnen«, säuselt Eleni, während sie die Schlaftabletten in Rosens Drink fallen lässt und mit dem Spieß kräftig rührt. »Ich selbst kann mich nicht mehr bücken. Leider.«
    Der Barmann kommt an den Tisch. »Ich mache jetzt Feierabend. Wenn ich Ihnen die Flasche hierlasse?« Er hat dunkle Ringe unter den Augen.
    »Sicher, natürlich«, antwortet Eleni hoheitsvoll.
    In ihrer Tasche ist so viel Krempel, dass Rosen eine Weile beschäftigt ist, bis er alles aufgesammelt hat. Endlich haben die Pillen sich aufgelöst. Der Scotch in Rosens Glas sieht dunkler aus als ihrer. Sie nimmt ihren Drink in die Hand und prostet ihrem Gegenüber zu.
    Das Mittel wirkt schnell. Der Journalist ist nervös, er kippt sich den Scotch zu schnell hinter die Binde und sackt nach kurzer Zeit, in der er verzweifelt versucht, Smalltalk zu machen, zusammen.
    »Hallo?«, ruft Eleni. Doch der Barmann ist gegangen. Eleni stemmt sich hoch und spült Rosens Glas sorgfältig aus. Sie lässt Hendrik Rosen in dem Sessel sitzen, gießt ihm einen neuen Scotch in das ausgespülte Glas und schüttet den restlichen Flascheninhalt in den Ausguss.
    Eleni schnappt sich ihren Stock und hastet zu ihrem Zimmer. Die Rezeption ist nicht mehr besetzt, also sucht sie die Nummer der Coburger Taxizentrale im Netz, bestellt einen Wagen und schleppt ihr Gepäck zum Fahrstuhl.
    Im Erdgeschoss schafft sie es kaum, den Koffer zu ziehen, an dessen Griff die sperrige Hutschachtel hängt, während sie gleichzeitig die Laptoptasche über der Schulter baumeln hat und sich schwer auf den Stock stützt. Sie lässt den Betrag für eine Nacht mit einer kurzen Notiz auf dem Rezeptionstresen liegen. Ein Notfall in der Familie, schreibt sie. Unerwartete und unverzügliche Abreise nötig.
    Als sie durch den Hoteleingang geht, öffnen sich die Glastüren automatisch vor ihr. Draußen ist es kühl und unerwartet feucht. Eine Luft, die sie lange nicht gerochen hat. Nicht wie die allgegenwärtigen Abgase in London oder die stickige, salzige Luft in Venedig. Eine Frische, die sie vermisst hat. Merkwürdig.
    Sie sieht die Scheinwerfer eines Wagens um die Ecke kommen. Der Kies knirscht unter den Reifen.
    Das Taxi hält vor ihr.
    Sie gerät ins Straucheln, weil die Hand, die sich auf den Stock stützt, plötzlich gefühllos wird. Taubheit macht sich in ihren Gliedern breit. Hat sie es auf die Spitze getrieben? Das Schicksal zu oft ausgetrickst? Und jetzt schlägt es zurück?
    Der Fahrer steigt aus und schleppt ihr Gepäck zum Kofferraum.
    »Wo möchten Sie sitzen?«, fragt er. Das Lächeln zaubert Grübchen in seine Wangen.
    Grace zeigt auf den Fond des Wagens. Der Fahrer öffnet ihr die Tür. Sie hinkt stark. Im Wagen wirft sie einen kurzen Blick auf das dunkle Schloss. Weiter oben sind ein paar Zimmer beleuchtet. Sie flieht wieder einmal und sie braucht einen guten Plan.
    Es klickt leise, als der Taxifahrer die Tür zudrückt und sich hinter das Steuer setzt.
    »Wohin?«
    »Nach Weimar.«
    »Das ist ganz schön weit.« Er fährt an.
    »Familienangelegenheiten.«
    Sie fahren durch das Tor und rollen langsam den schmalen Weg durch den dunklen Wald hinunter. Es kommt Eleni ewig vor.
    Sie lässt den Kopf an die lederne Kopfstütze sinken. Im Wagen riecht es künstlich nach Duftbaum. Das Radio läuft leise. Dazu wenige, nachtberuhigte Funkgeräusche. Als sie endlich aus dem Wald heraus sind und in eine breitere Straße einbiegen, schießt ein Kombi an ihnen vorbei. Eleni macht sich klein. Dann schläft sie ein.

63
    Carsten Will kommt zu spät zum Stammtisch.
    »He, Carsten, auch schon da?«, ruft jemand lachend.
    Er klopft kurz auf den Tisch. »’n Abend zusammen.«
    Er bestellt sich einen Kreuztrunk und setzt sich ans Ende der langen Tafel. Fast alle sind da. Er fühlt sich entspannt. Richtig fröhlich. Das erste Mal seit Langem. Körber kauft seinen Kram und dann ist er frei.
    »Alles in Ordnung, Mann?«, fragt Feininger, ein früherer Kollege bei einer großen Firma in Coburg. »Was machen die Kanada-Pläne?«
    Carsten berichtet. Er bestellt eine Leberknödelsuppe. Einige am Tisch hören ihm zu, wie er darüber redet, seine Zelte in Oberfranken komplett abzubrechen. Aufgekratzt erzählt er, dass Körber, sein ›Verwalter‹, seine Äcker kaufen wird. Er freut sich und lässt die

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