B00DJ0I366 EBOK
Gegen Bares natürlich, keine Überweisungen.
Carsten hat den Lohn für Körber in der Tasche. Wie verkauft man eigentlich einen Acker?, fragt er sich. Er wird es mit Körber besprechen. Beinahe ist es ihm egal, ob er dabei über den Tisch gezogen wird, Hauptsache, er ist diesen Krempel aus der Vergangenheit endlich los.
Körber wohnt ein bisschen außerhalb von Ebrach, Carsten verpasst meistens die Zufahrt zum Hof. Heute nicht. Der Hof liegt im Halbdunkel, nur aus zwei Fenstern fällt Licht in die Nacht. Zugegeben, es ist eine helle Nacht. Der Hund schlägt an. Carsten hofft, dass er an der Kette liegt. Das Vieh ist ihm nicht geheuer.
Körber wartet an der Haustür und bittet den Gast herein. Seine Frau sitzt mit dumpfem Blick am Küchentisch, als Carsten eintritt.
»Guten Abend«, sagt sie und ringt sich ein Lächeln ab, das schief auf ihren Lippen hängen bleibt. »Möchten Sie was essen? Wir haben schon Abendbrot gehabt.«
»Danke, nicht nötig.«
»Einen Schnaps?«
»Ein Bier.« Ein Seidel geht, obwohl er noch fahren muss. Er ist wirklich durstig. Außerdem lässt ihn Körber so mit seinem Selbstgebrannten in Ruhe. Körbers Frau stellt ihm einen Krug hin, Körber nimmt eine Flasche Scheidmantel aus dem Kühlschrank.
»Ewig her, dass wir uns gesehen haben. Wie laufen die Geschäfte?«, fragt Körber. Er meint es freundlich, es ist seine Art, Smalltalk zu betreiben.
»Ich bin zufrieden.« Carsten legt das Kuvert mit dem Lohn auf den Tisch. Körber quittiert es mit einem Kopfnicken.
»Na, Prost! Uns geht es auch gut, oder, Sophie?«
Körbers Frau nickt und verlässt mit einem entschuldigenden »Ich muss die Wäsche aus der Maschine nehmen« die Küche.
»Das mit dem Unfall«, hebt Körber an, »war eine ungute Sache. Der Auftakt zu mehreren Unfällen auf der Strecke.«
»Wie ist es passiert?«
»Es regnete wie die Sintflut. Zwei Wagen, Aquaplaning. Überhöhte Geschwindigkeit, behauptet die Polizei.« Körber kratzt sich im Schritt. »Die Frau riss das Steuer herum, ihr Wagen kam ins Schleudern und flog in hohem Bogen auf den Acker. Sie behauptete, dass der andere ihr auf ihrer Spur frontal entgegenkam.«
Carsten nickt. Das Bier schmeckt. Er entspannt sich. Was, wenn er Körber jetzt gleich den Auftrag gibt, nach einem Käufer für seine Äcker zu suchen? Auf das Geld kommt es ihm gewiss nicht an. Wenn er endlich in die Welt ziehen könnte, ohne an das, was andere Heimat und Vergangenheit nennen, gefesselt zu sein!
»Die Frau, die auf Ihrem Acker gelandet ist, hatte ein paar Schnittwunden. Kaum zu glauben, dass sie so glimpflich davonkam. Sie muss sich mehrfach überschlagen haben.« Körber beugt sich vertraulich vor. »Sie ist übrigens keine Unbekannte. Victoria May. Sagt Ihnen der Name was?«
Carsten schüttelt den Kopf. Entsetzt stellt er fest, dass er sein Bier schon zu drei Vierteln geleert hat.
»Künstlerin aus Coburg. Ganz große Nummer. Demnächst hat sie eine Ausstellung im Kongresshaus in Coburg.« Körber greift nach einer zerlesenen Zeitung und hält Carsten einen Artikel vor die Nase. Halbherzig schaut er darauf. Kunst interessiert ihn nicht. Was ihn interessiert, steht nicht in der hiesigen Tageszeitung. Er würde zum Beispiel gern mit einem Kajak den Yukon runterpaddeln. Nächstes Jahr, nimmt er sich vor, wird er einen längeren Urlaub für sich rausschlagen.
»Einen Tag später zerlegte sich ein junger Kerl an einem Baum. Den hat’s böse erwischt.«
»Sie sagten was von Papieren.«
Während Körber ihm die Dokumente zeigt, die er von der Versicherung bekommen hat, gibt Carsten sich endlich einen Ruck.
»Ich möchte verkaufen.«
»Alles?« Körber nimmt eine neue Flasche Scheidmantel aus dem Kühlschrank. Alle seine Bewegungen sind ruhig und umsichtig. Plötzlich empfindet Carsten für den Mann Sympathie. Körber ist in seiner Welt zu Hause.
»Möchten Sie die Felder kaufen?«, fragt Carsten.
Die Frage schwingt im Raum. Carsten brummt der Kopf. Körber schenkt ihm das neue Bier ein. »Natürlich müssten wir uns über den Preis einigen.«
»Können wir gleich tun. Und dann machen wir einen Termin beim Notar.« Carsten kann gar nicht schnell genug zur Sache kommen. Die niedrige Wohnküche deprimiert ihn, das Summen des Kühlschranks, das Kläffen des Hundes draußen, das kein Ende nehmen will.
»Ich rede mit meiner Frau und rufe Sie an.«
Carsten steht auf. Er hat das zweite Bier nicht angerührt. Sei’s drum.
»Melden Sie sich bald! Ich bin noch ein paar Tage in
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