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Titel: B00DJ0I366 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Im Herd werden ein gutes Dutzend Bananenmuffins goldbraun. Ein warmer Geruch nach Vanille zieht durch Lunas Loft.
    »Hendrik Rosen hat keine Zeit verloren. Er hat einen Blog, der mit der Internetseite von ›Artes‹ verknüpft ist, seht ihr?« Roman deutet auf den Bildschirm von Sams Laptop. »Und dort schreibt er, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Sogar das verräterische Foto, das John Carricks Kamera vor 30 Jahren geschossen hat, hat er rechtzeitig kopiert und in seinen Text eingebettet!«
    Das Netz vergisst wirklich nichts, denkt Sam erschöpft.
    Geheimnis der großen Eleni Tsiadis gelüftet?, lautet die Schlagzeile. In dem Artikel spinnt Hendrik Rosen eine wilde Geschichte, in der Sams Suche nach der Vergangenheit vorkommt, die er aus Romans Text gesaugt hat, der längst nicht mehr im Netz steht. Er kommt der Wahrheit verblüffend nah. Sams Magen zieht sich zusammen, als der Autor sogar spekuliert, Eleni Tsiadis könnte eine Tochter haben. Konkreteres schreibt er nicht.
    »Er hat keine Ahnung von einem Sturz in Griechenland«, seufzt Sam erleichtert, als sie den Blog überflogen hat. »Und da steht vor allem nichts über mögliche Plagiate.«
    »John Carricks Fotos mit Grace’ Gemälden hat er auch nicht!« Erleichtert stößt sich Roman vom Tisch ab. Er schnüffelt alarmiert. »Ich glaube, die Muffins sind fertig!«
    Blanca eilt zum Herd und nimmt gerade noch rechtzeitig das Blech mit dem Gebäck heraus. »Wollt ihr Kaffee dazu?«
    Sie duzen sich alle mittlerweile.
    »Unbedingt!«, ruft Luna herüber.
    Roman hat sich wieder im Netz verloren.
    »Sam«, sagt Blanca. »Ich finde, du solltest die ganze Geschichte erfahren.« Sie hantiert an Lunas Kaffeemaschine, bevor sie sich entschlossen daranmacht, den großen Küchentisch zu decken. Kuchenteller, Löffel, Kaffeetassen. Das Blech mit den dampfenden Muffins.
    »Diese Bananenmuffins hast du früher immer gemacht. Ich kenne die Muffins so lange, wie ich dich kenne.« Plötzlich wird Sam klar, dass wenigstens eine Sache gesetzt ist: Blanca ist und bleibt ihre Großmutter. Egal, was noch alles herauskommt. Daran wird sich nichts ändern.
    »Wenn ihr allein darüber reden wollt«, sagt Luna, die mittlerweile am Tisch sitzt und sich ein Muffin geangelt hat, »hauen Roman und ich so lange ab.«
    »Nein, bleibt nur.« Blanca setzt sich. »Ich will Frieden schließen. Das ist mein größter Wunsch.«
    Luna nimmt sich noch ein Muffin. »Das klingt, als würdest du mit der Welt abschließen.«
    »Frieden findet man allein mit Hilfe der Wahrheit.«
    Sam setzt sich auf den Stuhl neben Blanca. Unverwandt starrt sie auf das Blech mit den Muffins. Ihr Magen ist wie zugeschnürt. Roman setzt sich ihr gegenüber. Sie hebt den Blick und schaut in seine grünen Augen. Was für ein unechtes Grün, denkt sie.
    »Grace ist deine Mutter, Sam. Sie wurde schwanger. Sie hatte diese unerträgliche Beziehung zu Laurenz, der sie emotional ausbeutete. Er suchte ihre Bestätigung und ihr Urteil für seine Kunst. Er wollte unentwegt gelobt werden. Ohne permanente Ermunterung erlitt er angeblich sofort eine Blockade. Der Mann war ein egomanischer Weichling, der mit Schwierigkeiten nicht umgehen konnte und mit Menschen erst recht nicht. Zuerst umschmeichelte er Grace, und sie fühlte sich glücklich. Endlich ein Mann, der sich für sie interessierte, der nicht ihr Vater war.« Blanca legt einen Muffin auf ihren Teller. »Isaac hat Grace gefördert, wo er konnte. Er hat es gut gemeint, aber – es war eben nicht gut. Sie durchschaute, dass er sie als sein Produkt ansah. Das hasste sie. Dennoch kam sie nicht aus seinem Spinnennetz raus; die Beziehung zu Laurenz, die erste, ernste Beziehung zu einem Mann, war eine Tür.«
    »Doch der Schuss ging nach hinten los«, sagt Luna.
    Blanca nickt. »Laurenz nahm sich von Grace, was er kriegen konnte. Dann ließ er sie allein. Emotional ausgeweidet und schwanger. Zuerst dachten wir alle, Laurenz wäre der Vater. Grace wollte eine Abtreibung. Ihr Vater und ich, wir redeten ihr das aus. Ich versprach ihr jede Hilfe, damit sie das Baby zur Welt bringen und trotzdem eine große, bekannte Künstlerin werden konnte. Mit fortschreitender Schwangerschaft freute sie sich auf das Kind. Ich war erleichtert. Ich dachte, sie hat sich mit der Situation angefreundet. Sie war nicht mehr so jung. Wer weiß, ob sie sich noch einmal auf einen Mann einlassen würde. Es könnte für ein weiteres Kind zu spät sein. Dann kamst du zur Welt, Sam. Du warst von Anfang an ein

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