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Titel: B00DJ0I366 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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jetzt desertieren könnte …
    Die drei Frauen stehen im Kreis und legen einander die Arme um die Schultern wie Fußballspieler vor dem Finale.
    »Mädels: Brust raus, Kreuz durchdrücken, Kinn hoch. Heute gehen wir als Sieger vom Platz!«, kommandiert Luna.
    »Jawohl!«, ruft Blanca. Aus Sams Hals kommt ein kleiner, mickriger Laut.
    Heulen kann ich später, denkt sie. Heute Abend. Nicht jetzt. Sonst verläuft die Schminke und ich kann mit dem ganzen Make-up-Kram von vorne anfangen.
    Roman klingelt um zwanzig vor zehn.
    »Wir kommen runter!«, schreit Luna in die Sprechanlage.
    Nervös stehen sie im Aufzug, der sich langsamer und mühevoller als sonst durch die Stockwerke zu quälen scheint. Sie sprechen kein Wort.
    Roman wartet am Auto. Ihm bleibt der Mund offen stehen.
    »Gell, da schaust du aber!« Luna grinst, drückt ihm kurz die Schulter.
    Roman begrüßt Blanca mit Handschlag. »Du siehst fabelhaft aus, Blanca!«, sagt er mit ehrlicher Bewunderung im Blick. Er wendet sich Sam zu und küsst sie. »Morgen, Sam. Total klasse, das Kleid. Die ganze Frau.« Er zwinkert ihr zu.
    »Der Anzug, den er trägt, hat eindeutig bessere Zeiten gesehen«, raunt Luna Sam zu, »aber die Krawatte und das Hemd konnte ich nicht dem Zufall überlassen.«
    Sam lächelt. »Grauer Anzug, hellgrünes Hemd, dunkelgrün changierende Krawatte, grüne Augen. Chapeau!«
    Sie fahren zum Kongresshaus. Das herrliche Wetter hat schon viele Coburger in die Innenstadt gelockt. Im Rosengarten, der von der Südseite an das Kongresshaus anschließt, tummeln sich Spaziergänger. Die Rosenpracht ist unglaublich. Roman parkt an der Längsseite und sie gehen die paar Schritte zum Kongresshaus, doch selbst hier riechen sie den betörenden Duft der Rosen.
    »Kann einen ja schwindelig machen«, murmelt Roman.
    Luna und Blanca erzählen etwas. Sie lachen aufgeregt. Lunas Absätze klackern über den Asphalt.
    Sam sagt nichts. Kaum kann sie sich vorstellen, dass sie seit Monaten auf diesen Tag hingearbeitet hat, manchmal frustriert, manchmal lustlos, manchmal wie in Trance. Was mache ich hier?, denkt sie.
    Frau Hartmann wartet am Eingang. Sie eilt auf Sam zu: »Ihr Bruder und seine Frau sind bereits eingetroffen. Möchten Sie einen Rundgang machen, bevor das Publikum dazustößt?«
    »Unbedingt«, antwortet Luna für Sam.
    Frau Hartmann schließt die Eingangstür hinter ihnen ab.
    »Hallo, Nikolaj!«, ruft Sam ihrem Bruder zu, der unschlüssig in der Lobby steht. Er trägt einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine knallgelbe Krawatte. Trixi steckt in einem witzigen Ensemble aus Knickerbockers und Blazer.
    »Hallo, Schwester!« Nikolaj küsst Sam auf die Wange. »Schick!« Dann begrüßt er Blanca.
    »Leute«, bittet Luna, »kein Geplänkel jetzt. Lasst uns das Schlachtfeld abstecken, bevor hier in einer Stunde die Hölle losbricht.«
    »Falls überhaupt jemand kommt«, murmelt Sam. Unvermittelt hat sie die Vision, mit Hendrik Rosen und ihren Eltern allein durch die Räume zu irren. Das Herz klopft ihr bis zum Hals. Sie ist froh, dass Frau Hartmann die Sache in die Hand nimmt und das Grüppchen durch die Ausstellung lotst. Die Videoinstallation läuft schon.
    »Funktioniert prima, was?«, raunt Nikolaj seiner Schwester zu.
    Zwanzig Minuten später stehen sie wieder vor der Tür des Kongresshauses. Ein zarter Wind bringt Abkühlung. Die Wagen des Caterers parken dort, Mitarbeiter in schwarzen Bistroschürzen tragen Platten und Container hinein. Kurz darauf fahren die Wagen davon.
    Victoria erscheint. An Roberts Arm. Sie ist dünner, als Sam in Erinnerung hat. Vermutlich hat sie sich in den vergangenen Tagen vorwiegend von Gin ernährt. Doch ihr Gesicht sieht makellos aus. Das Lächeln strahlt. Sie trägt ein sehr enges, cremefarbenes Etuikleid. Das Haar ist hochgesteckt. An ihren Ohren baumeln Smaragde in Tropfenform.
    »Meine Lieben«, Victoria breitet die Arme aus, »wie schön, euch hier versammelt zu sehen.«
    Robert zwinkert Sam zu.
    »Seid ihr zu Fuß gekommen?«, fragt Sam lahm.
    »Igor hat uns gefahren.« Victoria küsst Sam auf die Wange. Sam zwingt sich, die zärtliche Geste zurückzugeben.
    »Du siehst sehr schick aus, Mutter«, sagt sie.
    »Du auch. Da hat wohl Luna ihre Hand im Spiel? Himmel, was bin ich nervös. Sollen wir hier draußen auf die Gäste warten? Oder drinnen?«
    Roman, der in die Ausstellungsräume gegangen ist, um den Fortgang bei den Arbeiten rund ums Büffet zu checken, kommt mit nach oben gerecktem Daumen heraus. »Alles

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