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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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obwohl sich Thomas kaum noch telefonisch, geschweige denn brieflich, bei ihr meldete. Sie beschloss ihre sichere Anstellung zu kündigen und auf Gottvertrauen nach Hamburg zu ziehen. Hilflos sah ich zu, wie sich meine Prophezeiungen bewahrheiteten. Aber ich war machtlos einzugreifen, weil Rosalie keinerlei Einwände duldete, die ihre große Liebe in Frage stellten. Sie schien immun gegen jegliche Indizien zu sein, die darauf hindeuteten ihren Freund zu belasten.
    „ Er schreibt seine Diplomarbeit, er muss viel lernen, er hat keine Zeit!“, war noch die harmloseste Variante ihrer Verteidigung.
    Weitaus bedenklicher waren ihre Unterstellungen, mit denen sie mich achtlos attackierte. Sie warf mir vor, neidisch zu sein und das Scheitern ihrer Beziehung herbeireden zu wollen. Die Vorwürfe trafen mich hart, auch wenn der Grund ihrer Beleidigungen auf Verbitterungen beruhte.
    „ Sicher, du hast nicht ganz unrecht“, sagte ich. „Ich habe dich um diese Leidenschaft einmal beneidet. Um die intensiven Gefühle, die stark genug schienen, sich den Widrigkeiten des Lebens zu widersetzen, und tief greifend genug, für die Ewigkeit geschaffen zu sein. Aber ich beneide dich nicht darum, einem Ideal hinterherzujagen, das schon längst gescheitert ist.“
    Es gelang mir leider nicht, sie mit dieser Rechtfertigung zur Vernunft zu bringen, deswegen distanzierte ich mich von ihr und überließ sie ihrem Schicksal.
    „Ich wünsche dir viel Glück!“, waren so ziemlich die letzten Worte, die ich ihr auf den Weg gab, als sie eines Tages mit einem großen Koffer in der Hand nach Hamburg aufbrach.
    Während meine Schwester ihrer großen Liebe hinterherlief, versuchte ich , der großen Liebe entgegenzulaufen.
    Ich hatte mir die Ratschläge meiner Schwester verinnerlicht und war bestrebt , mich an dieses Prinzip zu halten. Meine Sinnesorgane waren geschärft wie die einer Wildkatze vor dem Angriff. Ich hielt Augen und Ohren offen, stets von der Angst geplagt, die Liebe zwar zu sehen, sie aber nicht zu erkennen, sie zu hören, aber nicht zu verstehen.
     
    „Sie müssen dieses Haus erneut gegen Brand versichern“, mahnte mich Herr Meinhard, ein engagierter Versicherungsmakler, der eines Tages unangemeldet vor meiner Haustür stand und mich sachkundig über die fatalen Folgen aufklärte, wenn ich mich weigerte.
    Er war ein wenig korpulent, sein Händedruck fühlte sich an wie der eines Sumo -Ringers, und sein selbstsicheres Auftreten, veranlassten mich, seine Drohungen ernst zu nehmen.
    Ich unterschrieb . Weil ich mich dem turbulenten Treiben in meinem Magen verpflichtet fühlte. Herr Meinhard war stark beeindruckt von meiner Einsichtigkeit und bot mir gleich das Du an. Ich nahm es dankend an, weil er schöne Hände hatte. Und als ich mich dabei ertappte, wie ich meine Haare unentwegt in den Nacken warf, sah ich auch ein, dass ich das Haus unbedingt noch gegen Sturm und Glasschäden absichern musste. Ich nahm es auch nicht auf die leichte Schulter, als mich Olaf auf den kleinen Bach verwies, der neben dem Grundstück wie ein kleines Rinnsal vor sich hinplätscherte, sich aber jeden Moment in einen reisenden Fluss verwandeln und die ganze Stadt überfluten könnte. Ja, ja, das leuchtete mir ein, und schon war ich auch gegen Hochwasser versichert. Und vor allem, gegen das Risiko, die Signale der Liebe nicht beachtet zu haben. Schließlich hatte Olafs Stimme eine angenehm betäubende Wirkung auf mich.
    Allerdings nur vier Monate lang, dann ging mir sein Gesülze auf den Geist, und seine schönen Hände, mit denen er nicht mal in der Lage war, mir ein Bücherregal zusammenzubauen.
    Ich kündigte meine Versicherungen, und acht Wochen später, fegte mir ein Unwetter die Dachpfannen vom Dach. Aber immer noch besser, als dass mir wegen diesem Wiesenzwerg mein Verstand weggeflogen wäre.
     
    „Das linke Auge hat 1,5 Dioptrien und das rechte 2,5. Ihre Augen haben sich verschlechtert. Sie brauchen dringend eine neue Brille“, klärte mich Herr Schäfer auf, der zuvorkommende Optiker, dem ich jeden Morgen begegnete, weil er einen Laden direkt neben dem Bücherparadies besaß.
    Er war ein e sehr freundlich und dynamisch wirkende Erscheinung. Einer von den Männern, die man in die engere Wahl einbeziehen könnte, wenn sie nicht mit einem abscheulichen Makel behaftet wären. Herr Schäfer besaß nicht nur einen eigenen Laden, sondern auch einen Hausdrachen. Salopp ausgedrückt, der Mann war verheiratet. Für mich persönlich kein Hinderungsgrund,

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