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Regenwald trieb, wo er sich doch aus beruflichen Gründen jeden Tag durchs Gebüsch schlagen musste.
Da ich nichts anderes als Alkohol und Sex im Kopf hatte, ich es aber trotzdem als dringend für nötig erachtete, mich am Gespräch zu beteiligen, steuerte ich der geistreichen Konversation ein paar schmuddlige Sexwitze über Frauenärzte bei, die ich von Hugo kannte. Das kam ganz gut an, wenn man mal davon absah, dass ich die Witze anschließend erklären musste und mich Raffael danach immer noch verständnislos ansah, als hätte ich versucht, den Humor neu zu erfinden.
Erst als ich dazu übergegangen war, aus der Flasche zu trinken und mit viel Liebe zum Detail begann, über meine zahlreichen Sexabenteuer zu plaudern, gelang es mir endlich, Raffael zu einem ausdrucksvollen Mimenspiel zu bewegen. Seine zusammengekniffenen Augen und sein mahlender Unterkiefer signalisierten mir Kampfbereitschaft auf allerniedrigtem Niveau. Ich fühlte mich ernst genommen und nahm noch einen tiefen Schluck aus meinem Burgunder.
„ Es wird Zeit, dass du ins Bett gehst“, riet mir meine Schwester und versuchte, mir meine Flasche zu entreißen.
„ Lass mich, du blöde Kuh!“, fauchte ich beleidigt.
„ Jetzt wird’s erst richtig spannend! Ich muss noch von dem Erlebnis aus der Duschkabine erzählen ...“, lallte ich mit erhobenem Zeigfinger und sah mit bleiernen Augen orientierungslos ins Leere.
Beide hatten den Raum verlassen. Meine Schwester, weil sie sich für mich schämte . Und Raffael, tja, weil er die Geschichte bereits kannte. Irgendwann torkelte ich wie ein neugeborenes Kalb in mein Zimmer und ließ mich ins Bett fallen.
Als ich am nächsten Morgen mit dröhnendem Schädel erwachte, fühlte ich mich als würde ein Schmiedehammer in meinem Kopf schlagen. Schlaftrunken sah ich auf die Uhr. Es war schon Mittag. Ich stand auf und lief mit schmerzverzerrtem Gesicht zum Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen. Dabei warf ich einen flüchtigen Blick in den Garten und war schlagartig wieder im Besitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte.
Meine Schwester lag nackt und schamlos zur Schau gestellt auf dem Gartentisch und ließ es sich von ihrem Verlobten besorgen . Und das ausgerechnet in Sichtweite meines Fensters. Das war kein Zufall! Sie lag mit dem Rücken auf dem Tisch, hatte ihre Beine weit auseinander gespreizt und warf ekstatisch ihren Kopf von der einen auf die andere Seite. Ihr wollüstiges Keuchen war ebenso wenig zu überhören, wie ihre unersättliche Lust zu übersehen war. Immer wieder krallten sich ihre Hände in die angespannten Muskeln ihres Verlobten, der sie mit kraftvoll routinierten Stößen zum Wahnsinn trieb und dabei provozierend zu meinem Fenster hinaufsah. Ein gnadenloser Anblick, der mir rascher die Tränen in die Augen trieb, als dass sie sich an das gleißende Sonnenlicht gewöhnen konnten.
„ Warum tust du mir das an?“, wimmerte ich leise vor mich hin und stützte meinen Kopf gegen die Glasscheibe, als würde ich hinter der Panzerglasscheibe eines Hochsicherheitstrakt stehen. Obwohl ich vor Aufregung am ganzen Leib zitterte, mich zutiefst verletzt und verraten fühlte, schaffte ich es einfach nicht, mich von dem schamlosen Schauspiel zu lösen.
Viel zu begehrenswert war sein athletischer Körper . Viel zu frevelhaft der Blick seiner Augen. Viel zu ausdrucksvoll sein jugendliches Gesicht, das im krassen Gegensatz zu seinen eisgrauen Haaren stand. Raffael hatte etwas Bizarres, das gleichsam erotisch anziehend und moralisch verwerflich wirkte. Noch nie in meinem Leben war mir ein Mann mit einer dermaßen faszinierenden Ausstrahlung begegnet. Er sah aus wie der Fürst der Finsternis, der sich an einer einfachen Magd verging. Raffael passte genau so wenig zu meiner Schwester wie das Zaumzeug eines Vollblutarabers zu einem Esel. Dieser Teufelskerl brauchte ein Satansweib. Eine wie mich. Seine Selbstherrlichkeit war nicht weniger teuflisch als meine Eitelkeit. Wir waren uns artverwandt! Ergänzten uns in unserer Durchtriebenheit. Wir passten zusammen wie Hexe und Besen. Also sollte ich mich zusammenreißen und mich auch artgerecht verhalten. Auch wenn es schwer fiel und ich diesen Satansbraten lieber den Höllenmarsch blasen würde. Ich durfte keine Schwäche zeigen, sondern musste diesen Mistkerl Paroli bieten. Seine Peepshow war inszeniert, um sich bei mir erkenntlich zu zeigen. Zugegeben, es war ihm gelungen. Er hatte mich an der empfindlichsten Stelle getroffen. Und die galt es zu
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