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mit einem mitleidigen Lächeln und verfolgte amüsiert, wie ich die Scha hniere der Schranktüren nach Geräuschen und etwaigen Unebenheiten überprüfte.
„ Wie viel Geld haben die Schuhe denn nun wirklich gekostet“, stöhnte sie ungeduldig, als ich gerade dazu übergegangen war, die Wandkacheln anhand einer Wasserwaage, einer Prüfung zu unterziehen. Da es sich aber als ziemlich schwierig erwies, das handwerkliche Geschick ihres Verlobten in Frage zu stellen, widmete ich mich lieber der geheimnisvollen Büchse, die Rosalie wie ein lieb gewonnenes Erinnerungsstück an sich presste.
„ Was ist das für eine Büchse?“
„ Meine Sparbüchse“, seufzte sie wehleidig und klappte den Deckel auf.
„ Ich denke du verdienst nichts. Wieso kannst du dann bunkern?“
„ Ich zwacke immer ein bisschen Haushaltsgeld ab. Das ist meine Notreserve sozusagen“, und kramte ein zusammengerolltes Geldbündel heraus.
„ Also, jetzt sag schon, wie viel Geld ich dir für die Schuhe schulde.“
„ 150 Euro!“, antwortete ich prompt und sah ihr dabei zu, wie sie die 10 Euroscheine zu einem Häufchen abzählte.
Ich verhielt mich großzügig ihr gegenüber und verzichtete aufs Nachzählen . Bevor ich ihre müheselig zusammengekratzten Spargroschen in meiner champagnerfarbenen Krokoledertasche verschwinden ließ.
„ Pass bloß auf, dass dich dein Ernährer nicht bei deinen Unterschlagungen erwischt, sonst musst du in Zukunft Haushaltsbuch führen und die Kassenbons vom Supermarkt abheften“, scherzte ich.
Aber anstatt eines satten Lachers, erntete ich ein betretenes Nicken, das mich ahnungsvoll aufstöhnen ließ.
„Komm ich zeig dir jetzt das Gästezimmer“, lenkte sie aufmunternd ab und zog mich an der Hand die Treppe ins obere Stockwerk hinauf.
Ich betrat ein helles und liebevoll eingerichtetes Zimmer mit einem großen Terrassenfenster, dessen Gardinen mit dem Blütendesign der Bettwäsche übereinstimmten. Vergnügt sprang ich auf das Doppelbett und warf mich in die Kissen. Als mein erstauntes Augenmerk an meinem Reisegepäck hängen blieb, welches vollzählig aufgereiht auf dem Boden stand.
„ Hast du das hoch geschleppt?“
„ Nein, das hat Raffael getan“, sagte sie gleichmütig und warf einen Blick auf den Radiowecker der neben meinem Bett stand.
„ Der hat übrigens in einer Stunde Feierabend. Ich muss das Abendessen vorbereiten. Oh Gott, und einkaufen muss ich auch noch. Wie soll ich das nur schaffen!“, jammerte sie nervös.
„ Nur keine Hektik, das schaffst du schon“, beruhigte ich gähnend und streckte mich wohlig auf dem Bett aus.
„ Ich werde mich erst einmal eine halbe Stunde aufs Ohr legen, und wenn das Abendessen fertig ist, kannst du mir ja Bescheid sagen. Vorausgesetzt, dein Herr Hochwohlgeboren gewährt mir überhaupt die unschätzbare Ehre, an seinem selbst geschreinerten Tisch zu tafeln“, züngelte ich und schlug mir die Bettdecke über den Kopf.
Ich schloss meine Augen und versuchte einzuschlafen. Vergeblich. Wie von Albträumen geplagt, wälzte ich mich in meinem Bett herum. Dabei zwang mich das Ticken der Uhr immer wieder um Aufmerksamkeit . Wie gebannt zwang sie mich auf die Zeitangabe zu starren, als wäre sie mit einem Sprengsatz versehen. Ich war seltsam nervös und angespannt und konnte mir meine innere Unruhe nicht so recht erklären.
Hochkonzentriert lauerte ich auf jedes Motorengeräusch, und wenn es mir schien, dass es sich dem Haus näherte, hielt ich unwillkürlich den Atem an. Immer wieder schloss ich meine Augen, und immer wieder , sah ich IHN vor mir stehen. „Aber wieso?“, fragte ich mich und schlug genervt meine Bettdecke zur Seite. Ich richtete meinen Oberkörper auf und mustere mich angestrengt in dem Spiegelschrank, der gegenüber von meinem Bett stand. Ich wischte mir die verlaufene Wimperntusche aus dem Gesicht und bemühte mich vergeblich meine Haare in Form zu bringen, dabei warf ich einen nachdenklichen Blick auf mein Gepäck.
Hatte ich eigentlich mein hellgraues Etuikleid mit dem breiten Ziergürtel mit eingepackt ? Und die Schuhe mit der silberfarbenen Schnalle. Wie eine Zollbeamtin, unterzog ich meinen Koffer einer hastigen Untersuchung, bis ich fündig geworden erstrahlte. „Warum freute ich mich darüber, ein Kleidungsstück wieder zu finden, das ich vorher eingepackt hatte?“, verhöhnte ich mich. Ich blickte skeptisch in den Spiegel und sah ganz deutlich, dass mein Gesicht und meine Haare dringend einer Behandlung bedurften und stürmte
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