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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Es war seltsam rührend, wie er sie herumkommandierte, und zur Abwechslung störte es sie auch nicht.
    »Leg dich hin, du musst dich ausruhen. Ich mein's ernst, Babel.«
    »Ich merk's. Du hast sogar die Anlage abgestellt.«
    Sie bat ihn, nach dem Journalisten zu forschen, der die Plags aufgesucht hatte, nannte ihm Namen und Zeitung und versprach, dass sie beim geringsten Anzeichen von Übelkeit und Kopfschmerzen in die Notaufnahme fahren würde.
    »Glaub mir, ich habe keine Gehirnerschütterung, Karl.«
    »Und woher willst du das wissen?«
    Weil sie wusste, wie sich das anfühlte. Aber das behielt sie für sich.
    »Ruf mich an, sobald du die Information hast, okay?«
    Nach dem Gespräch änderte sie den Plan und verschob die heiße Dusche nach hinten. Stattdessen stieg sie in den Keller hinab, in dem es Gott sei Dank nicht mehr nach Schlachthof roch, und nahm aus einer Tupperschüssel ganz hinten im Schrank eine Packung Zigaretten, die der Ingenieur bei seinem letzten Besuch vergessen hatte.
    »Das habe ich mir heute verdient, oder?«, fragte sie die Katzenstatuen, die wie immer schwiegen und auf deren Köpfen sich inzwischen Staubschichten wie kleine Hüte gebildet hatten. »Wenn das hier vorbei ist, muss ich unbedingt den Keller aufräumen«, murmelte sie und schloss die Tür hinter sich. Der Keller konnte warten.
    Am oberen Ende der Treppe lehnte Tom am Geländer und sah skeptisch zu ihr herab. »Ist das der Platz, an dem du die Schrumpfköpfe aufbewahrst?«
    »Ja, wenn du brav bist, zeige ich sie dir irgendwann.«
    »Danke, verzichte.«
    Grinsend zuckte sie mit den Schultern und stieg nach oben. Inzwischen war es draußen bereits dunkel geworden.
    »Ich geh im Garten eine rauchen, okay? Kommst du ein paar Minuten klar hier? Ich meine wegen Peking.«
    »Ich werde ihn in ein Taxi bugsieren, damit er zur Wagenburg zurückkommt, und dann können wir uns überlegen, wie wir weiter vorgehen, in Ordnung?«
    Er küsste sie noch einmal, bevor Babel die Terrassentür auf-und hinter sich wieder zuschob und die Ruhe des Gartens sie umfing. Ein paarmal atmete sie tief durch, bevor sie den Garten durchquerte. Die Magie in ihrem Innern hatte sich beruhigt, aber in ihrem Kopf wirbelten die Bilder noch immer durcheinander. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie den Einbrecher nicht aufgehalten hatte, als sie Gelegenheit dazu gehabt hatte, und kam sich vor wie eine Hürdenläuferin, die sich in dem Moment ein Bein bricht, in dem sie über einen Baumstamm springt und falsch aufkommt. Es war einfach zu dumm gewesen.
    Im Dunkeln hockte sie sich mit dem Rücken an die Mauer. Von diesem Platz aus konnte sie beobachten, wie Tom telefonierte. Peking lag auf dem Sofa und Urd auf dem Teppich davor. Gelegendich fuhr auf der Straße ein Auto vorbei, aber ansonsten war es still.
    Doch dieses Mal übertrug sich die Ruhe nicht auf Babel. Im Gegenteil - es wirkte wie die Ruhe vor dem Sturm. Nervös beobachtete sie das Haus, als könne jeden Moment etwas über sie hereinbrechen. Auch das Nikotin verdrängte diese Unruhe nicht aus ihrem Blut.
    Während Babel tiefe Züge machte, dachte sie an diese andere Hexe, die irgendwo in der Stadt unterwegs war und nur noch auf die eigene Gier hörte. Die auch vor Mord nicht zurückschreckte.
    Was willst du wirklich? Wozu brauchst du all diese Totenenergie der Plags?
    Der Garten gab keine Antworten, aber nach ein paar Minuten verspürte sie plötzlich dieses altbekannte Kribbeln im Magen und die Endorphine in ihrem Blut, die nicht vom Nikotin stammten. Sie weigerte sich, den Kopf zu drehen, um Sam anzusehen, der sich wie ein Schatten näherte. Stattdessen starrte sie weiter auf das beleuchtete Wohnzimmer und zog an der Zigarette.
    Zwei Züge später ließ er sich laudos neben ihr nieder und nahm ihr die Kippe aus den Fingern, um selbst einen Zug zu nehmen.
    »Hast du wieder deine alte Abneigung gegen Türen entdeckt?«
    Er lachte leise. »Willst du, dass ich deinem Plag über den Weg laufe?«
    Sie verspannte sich. Keine zwanzig Meter von ihr entfernt wartete Tom auf sie, aber Sam hatte mit seinem Auftritt gewartet, bis die Plags auf den Flur getreten und aus Babels Sichtfeld verschwunden waren. Als könnte er es riechen.
    »Geht's dir gut?«, fragte er und klang ausnahmsweise mal nicht spöttisch.
    Sie spürte seinen Ellbogen an ihrem und den Wunsch, sich gegen ihn sinken zu lassen. »Ich lebe noch.« Sie wandte ihm das Gesicht zu und betrachtete sein Profil, aber viel konnte sie wegen der Dunkelheit nicht

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