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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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weil der Täter nun mal oft im Umfeld zu finden ist - und genau das haben sie getan. Wir würden ungern sehen, dass unsere DNA-Proben untersucht werden.«
    »Soweit ich weiß, können die bei einer solchen einfachen
    Analyse noch keine Aussagen über genetische Besonderheiten machen, dazu müssten sie die Proben viel genauer untersuchen.«
    »Trotzdem, es wäre uns lieber, wir müssten keine Proben abgeben. Sollte die doch jemand genauer unter die Lupe nehmen, könnte das zu der unangenehmen Frage führen, an welcher Stelle der Evolution wir plötzlich aufgetaucht sind. Im Moment haben wir uns alle geweigert. Die Polizei hält das für ein politisches Statement. Sie muss sich also erst einen richterlichen Beschluss holen, vorher können sie keine Proben nehmen. Das kann ein bisschen dauern, aber nicht ewig.«
    »Ich soll also den Täter finden, bevor sie bei euch mit den Wattestäbchen anrücken.«
    Er nickte und sah aus dem Fenster. »Weißt du, was das Beängstigende ist: Dass sich anscheinend keiner gegen dieses Monster verteidigen kann. Ich meine, Uli war ein Typ, der über eins neunzig groß war und Schultern wie ein Schrank hatte. Ich bin dem mal bei einem Fest begegnet, da hat er an jedem Arm ein Kind hängen gehabt und sie ohne Mühe über seinen Kopf gehoben, verstehst du? Und da war nichts, absolut nichts in seiner Nähe, was darauf hingedeutet hätte, dass er dem Angreifer oder den Angreifern auch nur den Hauch einer Verletzung zugefügt hat, bevor er erwürgt wurde.« Ungläubig schüttelte er den Kopf und wirkte plötzlich müde. Seine Schultern sackten ein Stück nach vom wie unter einer Last, und sie fragte sich, ob er zu einem der Toten vielleicht ein enges Verhältnis gehabt hatte. Die Erschöpfung, die ihn umgab, übertrug sich auf Babel und weckte in ihr den Wunsch, ihn zu trösten. Eine gefährliche Reaktion.
    »Es tut mir leid um deine Leute, aber weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst?«, fragte sie. »Lass uns doch mal die Karten auf den Tisch legen. Ihr wisst, dass die Polizei mit ziemlicher Sicherheit den Täter finden wird, wenn er irgend so ein Bekloppter ist, der gar nicht weiß, was ihr in Wirklichkeit seid. Von mir wollt ihr, dass ich herausfinde, ob der Täter eine Hexe oder irgendjemand ist, der sich mit Plags auskennt. Wie habt ihr euch das vorgestellt? Hexen pflegen untereinander keinen besonders engen Kontakt, wenn sie nicht gerade zur Familie gehören. Du weißt doch, wie das mit der Magie eines Ortes funktioniert: Wir teilen nicht gern. Das verringert unsere Kraft. Wie glaubst du also, werden die anderen Hexen reagieren, wenn ich anfange, ihnen hinterherzuschnüffeln? Sie werden es als Kriegserklärung auffassen.«
    »Ich weiß, dass es keine einfache Sache ist.«
    »Es ist vor allem eine gefährliche Sache. Soll ich mich gleichzeitig mit allen anlegen? Und was ist mit dem Mörder? Dem, wie du sagst, niemand etwas entgegenzusetzen hat? Ich hänge an meinem Leben.«
    Mo schnaubte. »Hör mal...«, begann er, aber Tom unterbrach ihn, indem er ihm die Hand auf den Arm legte, wie er es bei Babel auch getan hatte. Sofort beruhigte sich der Kleine wieder, sah sie aber weiter finster an.
    »Du bist nicht allein. Ich werde dir helfen«, sagte Tom. »Und außerdem bezahlen wir dich.« Er stand auf und verschwand hinter dem Vorhang, der die Schlafkabine vom Rest des Wagens trennte.
    Nachdenklich schaute sie ihm nach, bis Mo die Arme verschränkte und blaffte: »Es ist also wahr, was man über euch Hexen sagt.«
    »Was sagt man denn?«
    »Dass euch alles am Arsch vorbeigeht und ihr euch nur für euren Profit interessiert.«
    »Das verwechselst du mit Politikern.«
    »Dann willst du nicht für deine Hilfe bezahlt werden?«
    »Doch. Vom Bäcker erwartest du doch auch nicht, dass er dir das Brot umsonst gibt, oder?«
    Mos Unterlippe schob sich trotzig vor. Der Bäcker stand eindeutig höher in seiner Gunst als sie.
    Diesen Moment ihrer Pattsituation wählte Tom, um zurückzukehren. In den Händen hielt er ein ledergebundenes Buch, das er vor sie hinlegte. Der Einband war schlicht, fleckig und brüchig. Wahrscheinlich ein Notizbuch. Alt. Als sie danach greifen wollte, spürte sie die Magie, die buchstäblich in dem Buch steckte. Es war alte Magie, vermutlich vor hundert Jahren gewirkt. Dass sie immer noch spürbar war, lag an ihrer Stärke. Sie knisterte unter Babels Fingerspitzen wie Pergament.
    Vorsichtig schlug sie die erste Seite auf und sah den Namen, der mit Tinte auf die

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