Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
Vom Netzwerk:
Innenseite gekritzelt war. Charles G. Leland.
    »Du willst mich veralbern«, flüsterte sie gebannt.
    »Keineswegs.«
    Mit angehaltenem Atem blätterte sie durch die ersten Seiten, auf denen in einer kleinen, sorgfältigen Handschrift auf Englisch Notizen gemacht waren. Sie konnte die Schrift nicht lesen, dazu war sie zu alt, aber es würde sich sicher jemand finden, der es ihr übersetzte.
    »Das sind seine Notizen zum Aradia, die nie veröffentlicht wurden. Zaubersprüche, Rituale.« Ehrfürchtig strich sie über die Seiten. Das Aradia hatte bei seinem Erscheinen 1899 einigen Wirbel in Hexenkreisen ausgelöst. Eine Zeit lang hatte Leland gefährlich gelebt, doch zum Glück war es wie mit den meisten Geschichten über Hexerei: Am Ende nahm es keiner ernst. Niemand hatte je herausgefunden, warum die Hexe Mad-dalena einem Menschen so viel über sich erzählt hatte. Zwar hatte sie die Wahrheit in interessante Geschichten verpackt, aber wer zwischen den Zeilen lesen konnte und sich ein bisschen mit Magie auskannte, konnte durchaus erfahren, wie Magie funktionierte. Es hatte immer Gerüchte darüber gegeben, dass Leland von Maddalena weit mehr erfahren hatte, als in seinem Buch zu finden war, aber Babel war nie auf etwas Konkretes gestoßen. Mit jeder Seite, die sie umblätterte, schlug ihr Herz schneller. Das war nicht irgendeine Sammlung. Das war für Babel, was ein verschollenes Evangelium für einen Universitätsprofessor war. Zwischen ihren Fingerspitzen knisterte das Papier genauso wie die Magie.
    »Wo hast du das her? Das ist unglaublich wertvoll, ich meine, nicht nur für Hexen, auch für Antiquare.«
    Tom zuckte mit der Schlüter. »Beziehungen.«
    Sie wartete darauf, dass er mehr erklärte, aber das tat er nicht. Sein Blick ruhte auf dem Buch, als wäre es etwas, das Urd von draußen hereingeschleppt hätte. Er musste die Magie spüren, die davon ausging.
    »Es gehört dir. Wenn du uns hilfst.«
    Gierig blickte sie auf das Buch hinab. Es war wie ein Buffet, an dem man sich bedienen konnte. Obwohl Babel die meiste Zeit intuitiv zauberte, so gab es doch einige Rituale, die mit Sprüchen besser funktionierten, und dieses Buch war randvoll mit Ritualanweisungen, so viel konnte sie erkennen. Am liebsten hätte sie es sofort eingesteckt.
    Vielleicht konnte sie den Plags ja doch helfen ...
    Vorläufig.
    An Informationen für sie kommen. Nichts Auffälliges. Nichts, was sie in die Schusslinie brachte.
    Von einem früheren Erbrechtstreit wusste sie, wie bei einem unnatürlichen Todesfall seitens der Polizei vorgegangen wurde. Der entscheidende Mann war immer der Staatsanwalt, bei dem alle Fäden zusammenliefen und der darüber entschied, ob eine Obduktion angeordnet wurde oder nicht. Den Kerl konnte sie sich mal vornehmen, das war keine schwere Arbeit.
    »Na schön«, sagte sie. »Wie ist der Name des verantwortlichen Staatsanwalts?«
    »Soll das heißen, du übernimmst den Fall?«
    Ihr Blick hing noch immer an der Sammlung, die Magie wärmte ihre Hand. Diese Gelegenheit konnte sie sich nicht entgehen lassen, und vermutlich wusste er das auch. Bedauernd verabschiedete sie sich von der Vorstellung, unberechenbar zu sein. Als die Plags überlegt hatten, wen sie um Hilfe baten, hatten sie ihre Hausaufgaben gut gemacht. Wahrscheinlich war Mo ihr schon eine ganze Weile gefolgt, ohne dass sie es bemerkt hatte.
    Langsam nickte Babel. »Wie lange ist der letzte Mord her?«
    »Vier Tage.«
    Überrascht sah sie auf. Diese Wunde war frisch. »Wer hat die Leichen gefunden?«
    »Das ist unterschiedlich. Mal wir, mal irgendjemand. Die ersten beiden wurden im Freien getötet, die beiden letzten in Räumen.«
    »Okay, ich will, dass du mir eine Liste machst, mit allen, die dir einfallen, die etwas geigen deine Leute haben könnten.«
    Er stand noch einmal auf und nahm eine Mappe aus einem Regal. Als Babel sie aufschlug, erkannte sie, dass er bereits detailliert niedergeschrieben hatte, was er selbst zu den Vorfallen wusste. Name der Opfer, Alter, Beruf, Umfeld. Außerdem die Umstände des Todes und die Entdeckung der Leichen.
    »Das ist alles, was wir wissen. Natürlich hat die Polizei noch mehr, aber an die Details kommen wir nicht ran.«
    Es gab auch bereits eine Liste mit Verdächtigen. Ganz oben fanden sich die Hexennamen. Der Rest waren städtische Politiker, ein paar Faschos und ein Baulöwe, dessen Name ihr aus der Zeitung bekannt war. Mit seiner aggressiven Aufkaufpolitik durch überregionale Investoren hatte er sich in der

Weitere Kostenlose Bücher