Babel 2 - Dämonenfieber
Platz auf dem Fensterbrett bequem machte und dabei wieder den Straßendreck von seinen Sohlen auf die Heizung schmierte.
Judith lächelte ihn an, worauf er einen roten Kopf bekam. »Alles in Ordnung, mein Kleiner. Nur ein paar Schwierigkeiten mit unliebsamen Zeitgenossen. Nichts, was Babel nicht wieder hinkriegen würde, nicht wahr?« Auffordernd sah sie Babel an, die sich bemüßigt fühlte »Ja, ja« zu murren.
Als Mo den Kopf in die Hände stützte, schlugen seine Ohrringe aneinander, und Babel fragte sich, ob Tom als Jugendlicher auch so eine Pest gewesen war.
»Ich finde, es sollte mal wieder was passieren«, tat die Pest kund. »Die letzten Wochen waren irgendwie langweilig, findet ihr nicht?«
Babel tippte sich an die Schläfe. »Aber sonst geht’s dir gut, ja? Als es das letzte Mal aufregend war, bin ich dabei fast draufgegangen. Glaub mir, von mir aus kann’s ruhig langweilig bleiben. Außerdem ist eine verschwundene Leiche nicht gerade eine alltägliche Sache.«
Wieder wackelte er mit dem Kopf, als würde er ihren Einwand abwägen, aber wirklich überzeugt sah er nicht aus.
»Warum hilfst du den anderen Plags nicht dabei, die Wagenburg aufzubauen? Ich bin sicher, die können jede Hilfe gebrauchen.«
Bei ihren Worten hatte er den Kopf eingezogen wie eine Schildkröte und den Blick abgewandt. Er druckste ein bisschen herum, bis er endlich zwischen den Zähnen hervorquetschte: »Sie sind sauer, weil ich damals einfach abgehauen bin. Ständig werfen mir die anderen vorwurfsvolle Blicke zu. Ich kann das nicht leiden.« Trotzig schob er die Unterlippe vor und kratzte die Schuhsohle weiter an der Heizung ab.
Babel wusste, dass ihm die anderen Plags nicht so sehr nachtrugen, dass er nicht mit ihnen gegangen war, als sie die Stadt verlassen hatten, sondern dass er bei einer Hexe Unterschlupf gesucht hatte. Auf Tom konnten sie nicht verzichten, er war zu wichtig für die Gemeinschaft. Außerdem glaubten sie nach wie vor, dass seine Leidenschaft für Babel irgendwann erkalten würde.
Doch Mo bekam ihre Verärgerung deutlicher zu spüren. Wohin der Junge auch ging, hörte er Vorwürfe, weil er sich mit Karl und Babel abgab. Dabei musste doch jeder Idiot sehen, dass dieses ermahnende Verhalten den kleinen Punk erst recht dazu brachte, zu ihr zu rennen. Er ließ sich eben nicht gern etwas vorschreiben, in dieser Hinsicht war er wie die meisten Heranwachsenden.
»Was willst du eigentlich hier?«, fragte sie Judith, weil sie nicht weiter in ihn dringen wollte.
Daraufhin sprang ihre Schwester vom Tisch und setzte sich endlich auf einen Stuhl. »Ich musste mir doch mal deinen Arbeitsplatz anschauen. Und natürlich Karl.« Sie warf auch ihm ein strahlendes Lächeln zu, und wie jeder andere Mann war er gegen ihren Charme nicht immun.
Verlegen grinste er, worüber Babel nur den Kopf schütteln konnte. Selbst mit Toten im Schlepptau besaß Judith noch diese anziehende Wirkung auf Menschen, die Babel so vollkommen zu fehlen schien. Sie musste nur lächeln und sich durch das helle Haar fahren, und schon waren alle hingerissen. Babel wusste nicht so recht, ob sie darüber amüsiert oder verärgert sein sollte.
Die nächste halbe Stunde besprach sie mit Karl das weitere Vorgehen in der Vendome-Sache, immer wieder unterbrochen von Mo, der seine Hilfe anbot. Besonders lautstark, als Babel von dem Privatclub erzählte.
»Ich kann dir helfen, die Leute zu befragen«, bot er an, worauf Babel laut lachte.
»Du kriegst noch nicht mal ein Bier ausgeschenkt. Es würde mich sehr wundern, wenn die dich da überhaupt durch die Tür lassen.« Sie deutete auf seine Hose. »Nicht gerade Haute Couture.«
»Aber das?«, schoss er zurück und schaute demonstrativ auf ihre Jeans, die an den Knien bereits rissig wurde.
»Kinder!«, ermahnte Karl, und Judith warf Babel einen eindringlichen Blick zu.
»Was ist mit meinem kleinen Problem, wann kümmern wir uns darum?«, fragte sie.
»Das muss bis morgen warten.«
Schmollend verzog Judith den Mund, erwiderte aber nichts. Einen Tag mehr oder weniger würde das Problem nicht verschlimmern, und Babel konnte nicht auch noch dieses Ritual für sie durchführen, wenn sie sich darauf vorbereitete, mit Sam in den Club zu gehen. Das waren ein paar emotionale Herausforderungen zu viel. Der Zombie hatte Vorrang.
Gerade als Karl von seinen Hintergrundrecherchen berichten wollte, die sich mit Sonjas Leben beschäftigten, wurde es Judith zu langweilig. Madame Vendomes verschwundener Leichnam
Weitere Kostenlose Bücher