Babel 2 - Dämonenfieber
Sam.«
Eine Weile sagte er gar nichts.
Regungslos saß er auf der Wanne, und sie konnte hören, wie er atmete. Irgendwann sagte er dann: »Okay.«
»Es ist nichts passiert.«
»Aber?«
»Kein Aber.« Sie beobachtete, wie sich seine rechte Hand zur Faust ballte. »Ich hab mit ihm über den Club geredet, weil er ihn kennt und mich dort reinbringen kann.«
»Und das war der Grund, warum du bei ihm warst? Du hättest anrufen können.«
»Das habe ich. Er hat darauf bestanden, dass ich vorbeikomme. Tamy war mit.«
Freudlos lachte er auf. »Du hast eine Anstandsdame mitgenommen? Traust du dir in seiner Gegenwart so wenig?« Er stand auf und fuhr sich durch die Haare. Die Wut ging in Wellen von ihm aus. »Wow, Babel, du verstehst es echt, einem den Tag zu ruinieren.« Er schüttelte den Kopf, als könne er so die Bilder vertreiben, die sich in seine Vorstellung geschlichen hatten.
Krampfhaft suchte sie nach Worten, die die Situation für ihn leichter machen würden, aber ihr fielen nur Floskeln ein, und »Es liegt nicht an dir« war die allerschlimmste davon.
Als er sich wieder zu ihr umdrehte und mit in die Hüfte gestützten Händen auf sie herabsah, brannte sein Blick. »Ehrlich, Babel, ich versteh dich nicht. Wenn du diese Beziehung«, er deutete zwischen ihnen hin und her, »nicht willst, dann sag es mir einfach. Ich bin kein Teenager mehr. Ich kann damit umgehen, wenn eine Frau einen anderen liebt. Womit ich nicht umgehen kann, ist, wenn ich benutzt werde.«
Sie sprang auf und griff nach seinem Arm, aber er entzog sich ihr wütend.
»Das ist es nicht, Tom. Glaubst du wirklich, ich hätte dich gebeten, hier einzuziehen, wenn ich dich nicht lieben würde?«
Unsicher flackerte sein Blick über ihr Gesicht auf der Suche nach der Wahrheit hinter ihren Worten. Der hoffnungsvolle Ausdruck darin schmerzte sie.
Sie hatte nie vorgehabt, ihn zu verletzen. Noch einmal griff sie nach seiner Hand, und diesmal ließ er es zu.
»Ich …«, setzte sie an, aber er unterbrach sie ungeduldig.
»Du kannst nicht erwarten, dass wir das Problem für dich lösen, Babel. Hoffst du, dass einer von uns selbst geht, damit du die Entscheidung nicht treffen musst? Dieses Problem wird sich nicht in Wohlgefallen auflösen.« Seine Stimme wurde schärfer. »Du kennst mich, Babel, ich bin kein komplizierter Typ, und dafür, dass wir uns erst zwei Monate kennen, ist mir das alles ein bisschen viel Drama. Ich meine, komm schon, wenn eine Beziehung so angestrengt um alles kämpfen muss, dann sollte man es vielleicht besser lassen.«
Entsetzt sah sie ihn an, und die Vorstellung, dass er tatsächlich gehen könnte, verursachte ihr Magenschmerzen.
Er sah sie nicht an, als er hinzufügte: »Das Problem ist nur, dass Sam und ich genau wissen, dass du dich dem zuwenden wirst, der bleibt. Also hoffen wir darauf, dass der andere einen Grund findet, abzuhauen.«
Sein Blick wurde eindringlich, und sie wusste, wenn sie ihn nicht verlieren wollte, dann musste sie sich ihm öffnen. Keine Masken, keine doppelten Böden. Einfach ehrlich zu ihm sein.
Während sie sprach, strichen ihre Finger über seine Hand, und die Wärme seiner Haut übertrug sich auf sie. »Es ist nicht so, dass ich seine Fehler nicht sehe oder blind vor Liebe bin. Oder dass ich nicht verrückt nach dir wäre.«
Bei diesen Worten grinste er schwach, aber es steckte keine Freude darin.
»Du hast alles, was man sich nur wünschen kann. Den Körper und den Verstand, und noch nie habe ich mich bei jemandem so sicher gefühlt wie bei dir. Ich weiß, dass ich bei dir schwach sein kann, und du bist in vielerlei Hinsicht der Grund, warum ich ein besserer Mensch sein möchte.«
Ihr Blick versuchte, ihm zu vermitteln, wie ernst ihr diese Aussage war, und nach einem Moment entspannten sich seine Schultern ein bisschen, auch wenn sein Gesichtsausdruck skeptisch blieb.
»Aber da sind immer noch die Gespenster meiner Vergangenheit, die mich heimsuchen. Ich kämpfe dagegen an, trotzdem wird es manchmal einfach … dunkel.« Es gab kein besseres Wort, also suchte sie nicht danach. »Und wenn ich so starr bin, dass ich Angst vorm Atmen habe, dann weiß ich, dass er da ist. Wenn mich nichts mehr weitergehen lässt. Kein Stolz, kein Wollen und keine Hoffnung. Dann ist Samuel da und zieht mich mit sich. Einfach, weil es ihm unmöglich ist, still zu stehen.« Sie sah aus dem Fenster, hinter dem die Nacht hereingebrochen war. »Er wird immer weitergehen. Und das hat mich über einige meiner
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