Babel 2 - Dämonenfieber
interessierte sie nicht im Geringsten, schließlich glaubte sie immer noch, dass ihr neuer Freund nichts damit zu tun hatte. Vermutlich hatte ihr Besuch ohnehin nur den Zweck gehabt zu sehen, ob Babel es sich über Nacht anders überlegt hatte. Nachdem sie nun auch Karl und Mo auf ganz altmodische Weise bezaubert hatte, ging sie sicher, dass Babel gar nichts anderes übrig blieb, als ihr zu helfen, wenn sie nicht wollte, dass die beiden ihr in den Ohren lagen.
Sieh es ein, deine Schwester versteht von Manipulation mehr als du.
Vielleicht kann sie Urd dazu bringen, das Gesabber zu lassen.
Babel wurde Zeuge, wie Karl und Mo mit bedauernden Gesichtern Judiths Abgang verfolgten. Zurück blieben zwei Seufzer, die möglicherweise zu gleichen Teilen Judiths Lächeln und dem Minirock galten.
»Was ist nur aus der guten alten Zeit geworden, als man sich noch darauf verlassen konnte, dass die Plags alle Hexen widerlich fanden?«, fragte sie und hob theatralisch die Hände, aber Mo feixte nur und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Bei dem Gedanken daran, wer die nächsten Tage in seinen nächtlichen Träumen eine Hauptrolle spielen würde, verzog Babel das Gesicht.
»Man gewöhnt sich dran«, sagte er und warf Karl einen Blick zu, den vermutlich nur Männer verstanden, denn Babels Geschäftspartner nickte zustimmend und schaute verträumt auf die Tür, hinter der Judith verschwunden war.
»Okay, das muss aufhören, Jungs, ich krieg sonst Brechreiz.
Sie ist auch nur ein Mensch, okay! Und damit ihrs wisst, die Wimpern sind falsch.«
Verständnislos sahen die beiden sie an, als wollten sie sagen: Wen interessiert’s – und an dieser Stelle beschloss Babel, dass sie allein deshalb Judith helfen würde, damit ihre Schwester die Stadt so schnell wie möglich wieder verließ – bevor die Männer in Babels Umgebung noch vollkommen den Verstand verloren.
Sie schrieb Augustes Namen auf ein Post-it und klebte es auf die Schreibunterlage auf Karls Seite. »Hier. Sieh mal zu, ob du über diesen Kerl etwas herausfinden kannst.«
»Wer ist das?«
»Ein Zufall, der mir nicht schmeckt.«
Fragend zog Karl eine Augenbraue hoch.
»Tu es einfach. Er ist eigentlich Franzose, ist das ein Problem?«
»Solange er keine Froschschenkel isst.«
»Ich meine, kannst du trotzdem was über ihn herausfinden?«
Er lehnte sich zurück. »Klar.«
»Aber sei ein bisschen vorsichtig, er ist magisch aktiv.«
»Verstehe.«
Sie verschränkte die Arme und sah sich nachdenklich um. Dabei fiel ihr Blick auf den Schrank, der in der Ecke stand und eine Auswahl an magischen Ritualzutaten enthielt, die sie möglicherweise im Büro gebrauchen konnte.
»Ich glaube, ich sollte nach Hause gehen und mir mal das magische Netz der Stadt ansehen. Das hätte ich schon längst tun sollen. Wenn sich hier noch mehr Hexen niedergelassen haben, muss ich das wissen. Vielleicht entdecke ich ja auch eine Spur, mit der wir etwas anfangen können.«
»Ungeziefer … erschlaaagen …«
»Ausnahmsweise hast du sogar mal recht«, erwiderte sie, und Xotl flatterte aufgeregt mit den Flügeln.
Dabei entblößte er seinen nackten Bauch, an dem er sich die Federn ausgerissen hatte. Er war wirklich der hässlichste Vogel der Welt, aber immerhin verteilte er seine Boshaftigkeiten an jeden gleichermaßen, ganz egal, ob man einen Minirock trug oder nicht. Das musste man dem Vogel zugutehalten. Auf seine Art war er ein großer Gleichmacher.
12
Der Versuch, im magischen Netz der Stadt etwas zu finden, entpuppte sich als Sackgasse. Weil die Stadt so alt war, glich ihr Energienetz einem weitverzweigten Adergeflecht, in dem sich mancher Schlupfwinkel für Hexen schwächeren Kalibers bot, wie Babel erst vor Kurzem festgestellt hatte. Die Pulse, die die Stadt aussandte, konnten die magischen Energien überlagern.
An einigen Stellen war sich Babel nicht sicher, ob es sich um magisch Aktive handelte oder um einfache Irritationen im Energiefluss der Stadt. Manche Hexen besaßen keine große Macht, manchmal merkten sie ihr Leben lang nicht, dass sie über die Fähigkeit verfügten, Magie auszuüben. Es war nicht eindeutig zu erkennen, ob neue Hexen in die Stadt gekommen waren.
Clarissas und Daniels Magie war für Babel hingegen gut sichtbar, aber diese beiden machten sich auch nicht die Mühe, irgendetwas zu verbergen. Im Gegenteil, ihre Magie leuchtete wie ein riesiges Warnschild für alle magisch Aktiven, die glaubten, mit ihnen um ihre Territorien streiten zu können.
Im
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