Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
Vom Netzwerk:
schwarzer Lackschrank nahm fast eine ganze Wandseite ein. Das Bett besaß ein schnörkelloses Eisengestell, neben dem eine Stehlampe stand. Ein altmodischer Wecker lag daneben. Es gab weder einen Spiegel noch einen Teppich. Er kam nur zum Schlafen hierher. Es war kein Zimmer, in dem man träge seine freien Stunden verbringen wollte.
    Erstaunt stellte sie fest, dass an der Wand gegenüber dem Kleiderschrank ein grobkörniges Schwarz-Weiß-Foto hing. Es war das einzige Bild in der ganzen Wohnung. Neugierig trat sie näher.
    Das Foto war mindestens neunzig mal siebzig Zentimeter groß und wies den einen oder anderen Knick auf. Es besaß weder einen Rahmen noch einen Glasschutz, als hätte Sam es eilig gehabt, das Bild zu befestigen. Es zeigte eine Frau, die sich dem Betrachter zuwandte. Sie -besaß große dunkle Augen, die zu ihrem schwarzen Haar passten, das ihr in dicken Strähnen ins Gesicht fiel. Sie war eine von diesen Frauen, die kaum Make-up benötigten, weil ihr eigenes Gesicht genug Kontraste bot. Volle Lippen, lange Wimpern – eine Muse für Maler und Bildhauer.
    Bei ihrem Anblick verspürte Babel einen seltsamen Stich.
    »Gefällt sie dir?«, fragte Sam und trat neben sie. Er hatte die Arme verschränkt und musterte das Bild. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
    »Sie ist sehr schön«, antwortete Babel ehrlich. Gemeinsam betrachteten sie das Bild. Dabei standen sie so dicht beieinander, dass sich ihre Schultern beinahe berührten. »Wer ist sie?«
    »Kannst dus nicht erkennen?« Seine Stimme klang ein bisschen spöttisch und war ein Hinweis auf die Antwort.
    »Eine Hexe?«
    Er nickte.
    Irritiert drehte sie sich um, als erwarte sie, dass die andere Frau jeden Moment durch die Tür treten könnte.
    Oh, hast du etwa gedacht, du wärst die Einzige? Dass seine Schwäche dir gilt?
    Über ihre eigene Nervosität verärgert, trat Babel ein Stück von dem Bild fort. Wäre die andere Hexe hier, hätte Babel ihr magisches Netz längst gespürt. »Sie wohnt nicht bei dir.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Sie ist tot.«
    Überrascht sah sie ihn an, und auch er wandte sich ihr zu. Schwer ruhte sein Blick auf ihr und forderte sie heraus, die offensichtliche Frage zu stellen.
    »Was ist passiert?«
    Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass seine Antwort mit diesem schmerzlichen Ausdruck einherging, den er nicht schnell genug verbergen konnte. Was immer zwischen ihm und dieser Frau geschehen war, war weit mehr als nur eine Affäre gewesen.
    Die Erkenntnis ließ Babel einen Schritt zurücktaumeln.
    Vielleicht war es sogar Liebe.
    Fassungslos starrte sie auf das Bild dieser toten Hexe und versuchte, das Brennen in ihren Eingeweiden zu deuten.
    »Es hat nichts mit dir zu tun, Babel«, sagte er leise, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Du hast noch immer ihr Bild in deinem Schlafzimmer hängen.«
    »Respekt. Das ist alles. Die Toten sind kalte Bettgenossen …«
    Seine Worte sollten sie abschrecken, tiefer zu bohren, und es drängte sie zu fragen, warum er sie überhaupt in sein Schlafzimmer gelassen hatte, wenn er nicht über dieses Bild und seine Bedeutung sprechen wollte. Aber vielleicht waren seine Gründe dafür ebenso verworren wie ihre, an diesem Tag zu ihm zu kommen.
    War das seine Vorstellung von Rache? Nach dem Motto: Du hast Tom und ich hatte sie? Waren sie jetzt also quitt?
    »Mutter hat mich immer vor dir gewarnt«, sagte sie nachdenklich, ohne genau zu wissen, warum, und er lachte freudlos.
    »Wie es aussieht, hast du mich sitzen lassen, Babel, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Was hast du erwartet nach den Stunts, die du abgezogen hast? Was wir damals hatten, war in keiner Hinsicht gesund.«
    »Du verbrennst dich nun mal, wenn du zu nah ans Feuer kommst, aber wie willst du sonst die Hitze spüren?«
    »Diese Phrase kannst du unmöglich ernst meinen.«
    Ungeduldig zuckte er mit den Schultern. »Außerdem vergisst du, dass ich damals selbst noch ein Kind war. Wie kommt s, dass du das nie in Erwägung ziehst?«
    »Weil du dich nie wirklich geändert hast. Du nimmst dir immer noch, worauf du Lust hast, ganz gleich, was die Konsequenzen sind.«
    »Ich gebe zu, ich hatte nicht erwartet, dass dieses Mal die Konsequenz sein würde, dass ich wiederkomme und dich in den Armen eines Plags vorfinde.«
    Das hatte Babel allerdings auch nicht erwartet, und hätte ihr jemand noch vor ein paar Monaten vorausgesagt, dass sie sich so heftig in einen Albennachkommen verlieben würde, hätte sie nur laut und herzlich

Weitere Kostenlose Bücher