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Babel 3 - Geisterliebe

Babel 3 - Geisterliebe

Titel: Babel 3 - Geisterliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Worte ihr galten, denn der durchdringende Blick ihrer Mutter lag schwer auf ihr. So war es schon immer gewesen, Maria war kein Freund großer Worte. Selbst als Babel und Judith noch Kinder gewesen waren, hatte sie nicht viel davon gehalten, die Wahrheit in eine Hülle weicher Worte zu verpacken.
    „Ich werde kein Ritualtier opfern“, erwiderte Babel defensiv.
    „Bist du sicher?“
    „Ja. Ich habe dir gesagt, dass das hinter mir liegt. Es ist einfach zu …“
    … verlockend?
    „… gefährlich.“
    Marias Blick wurde skeptisch, aber nach einem Moment sagte sie: „Na schön.“
    Die Spannung zwischen ihnen war beinahe fühlbar, und genau deshalb waren die Treffen zwischen ihnen so schwierig. Dabei konnte Babel es ihrer Mutter nicht einmal übel nehmen, dass sie versuchte herauszufinden, wie weit Babel in ihrem Kampf gegen Clarissa gehen würde. Babel hatte sich zwar geschworen, dass sie keine Tieropfer mehr durchführen würde, weil die Gefahr bestand, dass sie während eines so mächtigen Rituals die Kontrolle verlieren und wieder in die Dämonenebene wechseln könnte –, aber ihre Verbindung zu Sam und selbst die Tatsache, dass sie Xotl behielt, mussten für einen Außenstehenden verdächtig wirken. Das war, als würde sich Tamy eine Flasche Bier ins Wohnzimmer stellen und dann erklären, sie wäre trocken. Die anderen hatten nie verstanden, dass es etwas mit Erinnerung zu tun hatte und damit, zu glauben, wenn man diesen Verlockungen widerstehen konnte, dann konnte man auch größeren widerstehen. Gift in kleinen Dosen …
    „Wir könnten versuchen, ihn auf Clarissa zu hetzen“, sagte Judith, um die Stimmung zu brechen, und deutete nach oben, wo Xotl gerade dabei war, seinen Dreck durch die Gitterstäbe auf ihre Köpfe zu bugsieren.
    Jede von ihnen tat einen Schritt zurück.
    „Ich könnte versuchen, eine Verbindung zu ihm herzustellen.“
    Babel schüttelte den Kopf. „Das kannst du vergessen, das wirkt bei ihm nicht. Du müsstest zu dem Dämon in ihm Kontakt aufnehmen, und wer will das schon.“
    Judiths Talent lag in der Tiermagie, sie konnte fast jedes Tier manipulieren, das ihr vor die Augen kam. Aber Xotl war eben schon lange kein reines Tier mehr. Je mehr seine äußere Hülle verfiel, desto mehr verdichtete sich der Dämon in ihm. Es war die Ironie seiner Natur.
    „Ich glaube, ihm ist da irgendetwas abgefallen …“, murmelte Judith und schüttelte sich. „Himmel, wie hältst du das bloß mit ihm aus? Ich könnte keinen Dämon in meinem Haus haben.“
    Babel zuckte mit den Schultern. „Was soll ich sagen, man gewöhnt sich dran.“
    „Schlabberrr … oooh … oooh …“
    „Äh … möchtest du uns vielleicht erklären, warum der Papagei Kussgeräusche in deine Richtung macht, Judith?“
    Ihre Schwester lief tatsächlich rot an, etwas, das ihr nicht mehr passiert war, seit sie zwölf war. „Keine Ahnung“, murmelte sie, bevor sie hastig zum Haus zurückstiefelte und Babel ihr perplex nachsah. Wenn sie es nicht besser wüsste, könnte sie glatt denken, Judith wäre verliebt …
    „Ach du Scheiße …“
    „Wir sollten uns vorbereiten“, sagte ihre Mutter in ihre Gedanken hinein.
    „Was?“
    „Judith und ich müssen unsere Magie aktivieren und uns vorbereiten, damit wir während der Auseinandersetzung genügend Energie zur Verfügung haben.“
    Babel nickte widerwillig. Es gefiel ihr nicht, dass andere Hexen in ihrem Haus Magie üben würden, selbst wenn es Familie war. „Du kannst den Dachboden haben, Judith soll ins Wohnzimmer gehen.“
    Bevor sich Maria abwandte, berührte sie mit den Fingerspitzen kurz Babels Wangen. Es war eine seltsam zärtliche Geste, die Babel überraschte und ihr deutlich machte, dass Maria besorgt war.
    Sie ist hier, um ihre Kinder zu schützen.
    Babel versuchte, aufmunternd zu lächeln, aber es gelang ihr nur schlecht, dazu war die Situation zu ernst, und Maria würde ihr den falschen Optimismus ohnehin nicht abkaufen. Langsam ging sie zurück ins Haus und Babel beobachtete nachdenklich, wie sie die Haustür hinter sich schloss.
    Je älter sie wurde, desto besser verstand sie ihre Mutter. Manche Handlungen, die sie als Kind verletzt hatten, erkannte sie jetzt als Schutzmechanismen. Maria hatte versucht, ihre Töchter auf das Leben als magisch Aktive vorzubereiten. Sie hatte ihnen früh beigebracht, dass das Leben kein Zuckerschlecken war. Aber als Kind hatte sich Babel oft gewünscht, Maria hätte die schwierigen Wahrheiten noch eine Weile länger von ihr

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