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Babkin, unser Väterchen

Babkin, unser Väterchen

Titel: Babkin, unser Väterchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Verderben nur vergrößern. Weiß man, was Babkin noch alles im Schilde führt? Hilflos sind wir ihm ausgeliefert.«
    Während die Familie sich wohlgestimmt einig wurde, Babkin im See zu ertränken, betrat Wadim Igorowitsch feierlich, wie sich's geziemt, die Kirche. Er bekreuzigte sich, verharrte in einem kurzen, stummen Gebet vor der Ikonostase und begrüßte Christus am Kreuz mit einer tiefen Verbeugung. Waninow, der ihn hinter einer gedrechselten und bemalten Holzsäule beobachtete, mahlte mit den Zähnen wie ein Wiederkäuer.
    Nicht zum Beten ist er hergekommen, nie und nimmer, dachte der Pope und spürte wieder die Angst in sich hochsteigen. Was soll man nun tun? Auf ihn zutreten und ihn als Seelenhirte ansprechen, oder soll man sich wieder in seinem Zimmer einschließen und abwarten, was er jetzt anstellt? Darf man Vorsicht so einfach Feigheit nennen? Im übrigen: Auch wenn Gott hinter einem steht – nicht jeder Priester ist ein Held.
    Waninow wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als Babkins Stimme laut und voll in der leeren Kirche dröhnte:
    »Komm hervor, Sidor Andrejewitsch!« rief er. »Ich weiß: Irgendwo hast du dich versteckt und lauerst hier herum. Vater meines Enkels, elender Halunke, komm hervor, ich habe noch einmal mit dir zu reden. Hier vor den Heiligen, vor der Mutter Gottes, vor dem Kruzifix …«
    Waninow kroch in sich zusammen und rührte sich nicht hinter seiner Säule hervor. Die Anrede ›Vater meines Enkels‹ ließ ihn nichts Gutes ahnen. Wer sich so ausdrückte, war zu keiner emotionslosen Auseinandersetzung fähig. Warten wir also weiter ab, Väterchen!
    Babkin spazierte in der Kirche umher wie einer, der die hier angesammelten bäuerlichen Kunstschätze bewunderte. In Wahrheit aber suchte er Waninow, von dem er wußte, daß er sich hier verborgen hielt. Was er eigentlich von dem Popen wollte, wußte Babkin selbst nicht präzise zu sagen. Ihm erst einmal gegenüber stehen – das weitere ergab sich dann fast von allein.
    »Waninow«, sagte Babkin nach einiger Zeit, »was soll's? Ob jetzt oder morgen oder übermorgen – weglaufen kannst du nicht. Und wenn ich dich bei der Sonntagsmesse erwische … ich bekomme dich.«
    So ist's, gab Waninow ihm recht. Auch die Märtyrer liefen nicht weg, ein Kapitän geht mit seinem Schiff unter, solange noch andere an Bord sind, also stellen wir uns der Notwendigkeit, mutig zu sein.
    Er kam hinter seiner gedrechselten Säule hervor, strich über seinen majestätischen weißen Bart, zupfte sein Priestergewand gerade und starrte Babkin mit rollenden Augen an. Wer Waninow so sah, konnte sich gut Moses vorstellen, wie er vom Berg Sinai stieg und seine Sippe um das Goldene Kalb tanzen sah.
    »In einer Kirche schreit man nicht!« sagte Waninow würdevoll. »Vor Gott herrscht Demut.«
    »So ist's, Sidor Andrejewitsch«, erwiderte Babkin. »Laß uns deshalb in deine Wohnung gehen.«
    »Nein!« Waninow verspürte plötzlich die Segnungen des Glaubens. Hier, vor der Ikonostase, war er sicher. Selbst ein Babkin scheute davor zurück, vor allen Heiligen zu fluchen, unflätige Worte zu gebrauchen oder gar um sich zu schlagen. »Gott kann alles hören – ob hier oder in meiner Kammer. Was hast du zu sagen, Wadim Igorowitsch?«
    »Etwas mitnehmen möchte ich, Waninow.«
    »Von hier? Aus der Kirche?«
    »So ist's.« Babkin zeigte zu einem Seitenaltar, vor dem, wie überall, ein ewiges Licht flackerte. »Habe ich nicht vor Jahren dieses Kruzifix da gestiftet?«
    »Eine wundervolle Bronzearbeit.« Waninow drückte das Kinn an. »Ein Schmuckstück.«
    »Ich will es zurückhaben.«
    »Das Kreuz?« Waninows mächtige Baßstimme erhob sich drohend. »Elender! Schenkt der Kirche ein Kreuz, geweiht wird es, heilig ist es – und kommt nun daher und will es zurückhaben. Wadim Igorowitsch, wo ist deine Seele geblieben?«
    »Wenn man das wüßte, Waninow. Ich suche sie selbst, glaub es mir. Sie ist weg, sage ich seit meiner Auferstehung immer wieder zu mir. Muß einfach dageblieben sein im Jenseits, aus dem ich zurückgerissen worden bin. Ist das möglich? Du als Pope mußt es doch erklären können. Gibt es das: Die Seele ist schon im Himmel, aber der Mensch lebt noch auf der Erde?«
    »Bisher ist so ein Phänomen noch nicht aufgetaucht«, sagte Waninow dumpf. »Wieso spürst du, daß du keine Seele mehr hast?«
    »Ich könnte dich umbringen und dabei Choräle singen …« Babkin rieb sich die Hände. »Wie nennt man so etwas?«
    Waninow wich erschrocken und wieder von

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