Babson, Marian
gehalten hatte.
Er war so um ihre Bergung bemüht gewesen, dass er nicht mal auf die Idee
gekommen war, Fotos zu machen.
Roscoe schien
sich an ihrem Verhalten nicht zu stören, da er spontan Lorinda im Stich ließ
und sich auf die Armlehne von Karlas Sessel setzte, um sich an ihrem nach
vorn
gesunkenen Kopf zu scheuern. Genau wie Macho mochte er weder Tränen noch
ähnliche Gefühlsausbrüche. Sein aufgeregtes Schnurren durchdrang ihre düstere
Laune.
»Hallo, mein
Süßer.« Sie griff nach ihm, um ihn auf ihren Schoß zu ziehen, was er mit einem
freundlichen Kopfstoß gegen ihr Kinn beantwortete.
»Es war aber
auch eine Unachtsamkeit von Dorian, die Fackel einfach so in den Rasen zu
stecken, dass jemand darüberfallen konnte«, betonte Lorinda.
»Niemand sonst
ist darübergefallen«, gab Karla mürrisch zurück. »Nur mein Schwachkopf von
Mann.«
»Meinen Sie,
ein Tee genügt?«, fragte Macho, der mit einer Tasse aus der Küche kam. »Oder
möchten Sie lieber etwas Stärkeres?«
»Nein, nein,
Tee ist vollkommen in Ordnung«, beteuerte sie. »Ich bin nicht am Boden
zerstört, nur unglaublich wütend.«
»Wenigstens
kommt unsere Krankenversicherung für seine Behandlung auf«, versuchte Freddie
sie zu trösten. »Stellen Sie sich bloß mal vor, das Ganze wäre ihm in New York
passiert.«
»Hören Sie
bloß auf!« Karla schauderte so heftig, dass Roscoe protestierend maunzte. »Er
hat unseren Versicherungsschutz verspielt. Auch so eine kleine Nettigkeit, die
er mir anvertraut hat, kurz bevor wir aus den Staaten abgereist sind. Er hat
nämlich vergessen, die monatlichen Beiträge zu zahlen - behauptet er
zumindest.«
Freddie stieß
einen leisen Pfiff aus und schaute in ihre Tasse, als könnten die Teeblätter
ihr verraten, welche anderen Böcke Jack noch geschossen hatte.
»Na, dieses
Jahr brauchen Sie die Versicherung sowieso nicht mehr«, meinte Macho gut
gelaunt. »Sie können ja wieder Beiträge einzahlen, wenn Sie in die Staaten
zurückkehren und ...« Mitten im Satz brach er ab, da Karlas wutentbrannter
Blick auf ihn wie eine Ohrfeige wirkte.
»Sagen Sie«,
wechselte Lorinda das Thema, um Karlas erhitztes Gemüt zu besänftigen. »Wie
kommen Sie eigentlich mit Miss Mudd voran?«
»Fragen Sie
lieber nicht!«, fauchte Karla sie an und richtete ihren Zorn auf sie. Roscoe
protestierte leise murrend gegen die abrupte Bewegung. »Ich hasse diese
verdammte Kreatur! Ich konnte sie noch nie ausstehen!«
»Warum haben
Sie dann die Serie übernommen?« Zugegeben, das war eine taktlose Frage, aber
sie kam Lorinda über die Lippen, ehe sie es verhindern konnte.
»Natürlich des
Geldes wegen«, gab Karla zu. »Und ... es gab noch einige andere Erwägungen.«
»Die
Mudd-Bücher sind so was wie eine Lizenz zum Gelddrucken«, warf Macho ein. »Da
wundert es mich nicht, dass der Verlag die Reihe fortsetzen will. So was läuft
im Augenblick im großen Stil ab, und es werden sogar längst in Rente gegangene
Serienhelden wieder belebt und auf neue Autoren losgelassen.«
»Bei neuen
Autoren kann ich das verstehen«, fand Freddie und sah Karla nachdenklich an.
»Die tun alles, um erst mal Fuß zu fassen. Aber Sie haben doch eine
erfolgreiche eigene Serie. Sie müssen doch keine fremde Serie übernehmen.«
»O ja, Toni
und Terri, die typisch amerikanischen Rucksacktouristen, die per Anhalter um
die Welt reisen und überall auf Mordopfer stoßen.« Karla lachte freudlos auf,
was Roscoe zusammenzucken ließ. »Wie ich diese beiden Typen hasse!«
»Ich bin mir
sicher, jeder von uns wird mal von solchen Gedanken heimgesucht«, sagte Lorinda
und versuchte, nicht an die berüchtigten letzten Kapitel zu denken, die in
ihrem Aktenschrank schlummerten.
»Haben Sie
keine Kinder?«, fragte Freddie unvermittelt. »Teenager, die Sie in einem
Internat irgendwo in den USA zurückgelassen haben?«
»Sie meinen,
ob meine Rucksackhelden in Wahrheit die Kinder sind, die ich nie hatte?« Karla
gab ein verbittertes Lachen von sich. »Nein, wir hatten einen Sohn. Er war
zehn, als er bei einem Autounfall ums Leben kam. Jack saß am Steuer. Danach
ging alles nur noch bergab.«
»Das tut mir
leid«, entgegnete Freddie leise, die es sichtlich bereute, dieses Thema
angesprochen zu haben.
»Und Sie?«,
konterte Karla. »Was ist mit Ihnen allen? Ich weiß über Ihre Arbeit Bescheid,
aber ich weiß absolut nichts über Ihr Privatleben. Nur ein paar winzige
Schnipsel, die ich zusammentragen konnte, seit ich hergekommen bin. Wenn Sie
mir Fragen
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