Babson, Marian
unternehmen«, protestierte Lorinda. »Wir müssen versuchen ...«
»Ganz ruhig«,
beharrte Freddie. »Ich gerate erst in Panik, wenn unser Gastgeber das auch
tut.« Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf Dorian, der auf der obersten Stufe
stand, einen Schluck trank und amüsiert das Treiben auf dem Rasen mitverfolgte.
Einige Männer
traten gegen die Holzscheite am Fuß des Stapels, um ihn zum Einsturz zu bringen.
Jack und Karla leuchteten wie zwei Geister, die um das Feuer herumliefen, da
sie wohl hofften, dass es auf der anderen Seite nicht so heftig loderte.
»Wo ist der
Gartenschlauch?«, rief jemand. Gordie löste sich aus der Gruppe und rannte zum
Geräteschuppen.
»Wir müssen
die Feuerwehr alarmieren!«, rief ein anderer.
Dorian nickte
zustimmend, rührte sich aber nicht von der Stelle.
»Ein schöner
Abend für einen Mord«, presste Freddie heraus. »Aber nicht mal Dorian hätte den
Nerv, um ...«
Mit einem
ohrenbetäubenden Knall wurde die Strohpuppe plötzlich zerrissen, dann schossen
Raketen in alle Richtungen. Die meisten stiegen in den Himmel auf, aber einige
fielen auch in die Flammen oder landeten auf dem Rasen.
Mit einem Mal
verwandelte sich die Welt in einen verheerenden Albtraum, in ein Kriegsgebiet,
das aus heiterem Himmel in ihre Mitte geschleudert worden war. Alle rannten vor
dem Freudenfeuer davon, hielten sich die Ohren zu und versuchten, das Gesicht
zu schützen, während sie sich dem rettenden Haus näherten. Überall explodierten
verirrte Raketen in farbigen Funkenschauern, der Himmel über dem Feuer war so
hell erleuchtet, dass man es noch aus etlichen Meilen entfernt sehen musste. Es
war ein Inferno aus Licht und Lärm, das die Menschen in Panik versetzte ...
»Und Dorian
wollte, dass wir unsere Tiere mitbringen«, sagte Lorinda, die nicht ertrug, was
sie vor ihrem geistigen Auge sah: Hätt-ich's und Bloß-gewusst, Roscoe,
Lionheart und Conqueror, die alle in Panik in die Nacht davonrennen, um
irgendwo Schutz zu suchen ... allein, verstört, hungrig...
»Beruhige
dich.« Freddie tätschelte ihren Arm. »Es ist nicht dazu gekommen. Ihr seid alle
vernünftige Tierhalter und habt Dorian einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Was weiß er schon von der Verantwortung für ein Haustier? Das Aquarium könnte
nicht besser zu ihm passen. Er ist selbst auch nur ein kalter Fisch.«
Die Aufregung
begann sich wieder zu legen. Nur ein paar vereinzelte Raketen schossen noch aus
den Überresten der Puppe hervor und explodierten am Himmel. Die
Entsetzensschreie wichen nach und nach nervösem Gelächter.
»Das war ja
eine gelungene Aktion, Dorian. Einen Moment lang haben sie es tatsächlich
geglaubt«, sagte Plantagenet, als wäre er nicht genauso wie die anderen
losgerannt, um das vermeintliche Opfer aus den Flammen zu retten. Er ging
wieder auf seinen Posten hinter der Theke, da es nun verständlicherweise einen
Ansturm auf die Bar gab.
»Wie ich sehe,
wird es uns dank Ihnen im Dorf wohl nicht mehr langweilig werden«, sprach
Jennifer Lane ihn unüberhörbar reserviert an. Lorinda erinnerte sich, dass die
Buchhändlerin auch eine Katze hatte. War sie von ihm auch dazu gedrängt worden,
ihr Tier mitzubringen? »Sie werden uns ganz sicher auf Trab halten.«
Dorian
lächelte freudlos, dann nickte er Gordie zu, der die letzten Würstchen auf den
Grill legte. Betty kam aus der Küche und präsentierte ein Tablett mit
Sahnetörtchen, die von den Gästen mit begeistertem Johlen quittiert wurden. Das
Freudenfeuer war allmählich heruntergebrannt, das Licht der flackernden Glut
erreichte kaum mehr die Terrasse. Die wurde in erster Linie vom Wohnzimmer aus
beleuchtet, und die meisten Gäste fühlten sich von der dortigen Wärme
angezogen, da inzwischen jemand das Kaminfeuer entfacht hatte. Einer der Gäste
warf einen letzten Blick auf das langsam erlöschende Freudenfeuer.
Und dann
ertönte ein weiterer gellender Schrei. Diesmal zeigte ein zitternder Finger auf
eine fahle, geisterhafte Gestalt, die bäuchlings in der verlöschenden Glut lag.
In der
Schrecksekunde, die die Leute benötigten, um auf den Anblick zu reagieren,
gingen die verschmorten Ränder der hellen Jacke in Flammen auf.
5
Ich wünschte,
ich würde mich nicht so verdammt schuldig fühlen«, sagte Freddie. »Da beklage
ich mich wochenlang über den Lärm von nebenan und wünschte, es würde endlich
Ruhe einkehren. Und jetzt muss ich mir keine Streitereien mehr anhören, und,
bin ich zufrieden? Nein. Stattdessen fühle ich mich
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