Babson, Marian
schuldig.«
»Es war nicht
deine Schuld«, hielt Macho dagegen. »Außerdem ist es ja nicht so, dass er tot
wäre. Es war gut, dass er den Arm hochgerissen hat, um sein Gesicht zu
schützen, als er hinfiel. Am Arm hat er zwar schwere Verbrennungen
davongetragen, aber er wird ihn wieder benutzen können, auch wenn das noch eine
Weile dauert. Und«, fügte er zufrieden hinzu, »die Kamera ist völlig zerstört
worden.«
»Aber«, wandte
Freddie ein, »es gibt den Fall, dass man einem anderen etwas Schlechtes wünscht
und sich der Wunsch dann auch erfüllt.«
»Wenn das so
ist, dann bin ich schuld«, meinte Macho. »Ich garantiere dir, ich habe ihm
Schlimmeres an den Hals gewünscht, als dir überhaupt in den Sinn kommen
könnte.«
»Ach, jetzt
hört beide damit auf«, ermahnte Lorinda sie, während sie Roscoe einen
Kartoffelchip hinhielt. »Ihr klingt schon wie Dame Isolde Llewellyn!«
»Du musst ja
nicht gleich ausfällend werden«, ermahnte Freddie sie.
Besagte Dame
Isolde Llewellyn war Rhylla Montagues Serienheldin, sie spielte das Spinett und
war möglicherweise — Genaueres wusste man nicht — eine Spionin, und darüber
hinaus vielleicht auch noch eine weiße Hexe mit einer Vorliebe für Magie und Zaubertränke,
um Liebe und andere nützliche Reaktionen hervorzurufen. (Wie hätte sie sonst
noch vor ihrem 40. Geburtstag den Titel >Dame< erlangen können?)
»Arme Rhylla«,
äußerte sich ein von seinem eigentlichen Thema abgelenkter Macho. »Wenn man
sich vorstellt, dass sie sich in ein und demselben Monat um eine Enkelin und
einen Abgabetermin kümmern muss!«
»Ich sah sie
heute Morgen vorbeifahren«, sagte Lorinda. »Sie wirkte ziemlich gequält.«
»Sie ist das
Leiden Christi in Person«, fügte Freddie an. »Sie hat sogar Karla abgeholt, um
sie ins Krankenhaus zu bringen, noch bevor sie zum Bahnhof weiterfuhr, damit
sie Clarice in Empfang nehmen kann. Karla wird mit dem Taxi heimfahren, wenn
sie genug davon hat, den Patienten aufzumuntern. Das dürfte nicht allzu lange
dauern. Da der Unfall ihn nicht umgebracht hat, ist sie wegen seiner
Tollpatschigkeit ziemlich wütend auf ihn.«
Hätt-ich's und
Bloß-gewusst kamen aus der Küche spaziert, wo sie sich an Roscoes Fressnapf
bedient hatten, weshalb sie sich jetzt noch die Mäuler leckten. Als Hätt-ich's
sah, dass Lorinda Roscoe streichelte, kniff sie ein wenig die Augen zusammen,
änderte ihre Marschrichtung und begab sich zielstrebig auf Machos Schoß, der
sie sofort zu kraulen begann.
Bloß-gewusst
reagierte mehr betrübt als störrisch und warf Lorinda einen vorwurfsvollen
Blick zu, ehe sie zu Freddies Sessel stolzierte und es sich auf einer Armlehne
bequem machte. Wie von einem Reflex geleitet, massierte Freddie sie prompt
hinter den Ohren.
»O Gott, was
vermisse ich meinen süßen kleinen Horatio«, seufzte sie. »Aber jetzt, wo wir
uns doch hier allmählich eingelebt haben, könnte ich mir vielleicht wieder eine
Katze zulegen. Allerdings müsstet ihr dann bereit sein, ab und zu nach ihr zu
sehen, wenn ich nach London oder nach New York reisen muss.«
»Kein
Problem«, versicherte Macho ihr sofort.
Es folgte
ausgedehntes Schweigen, und Freddie zwinkerte wiederholt, als müsse sie gegen
Tränen ankämpfen. Das machte wiederum Macho äußerst nervös, da er Tränen nicht
ausstehen konnte.
Das dumpfe
Grollen eines Dieselmotors beendete die Stille und weckte die Hoffnung auf
einen Themenwechsel.
»Ein Taxi!«
Macho sprang aus seinem Sessel auf, ohne darauf zu achten, dass Hätt-ich's von
seinem Schoß geworfen wurde. »Das muss Karla sein. Wie wär's, wenn wir sie auf
einen Tee einladen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte er zur Haustür, und im
nächsten Moment hörten sie, wie er Karla zu sich rief.
»Eine Tasse
Tee und ein paar gute Freunde.« Karla lächelte sie an, als Macho sie ins
Wohnzimmer führte. »Das ist genau das, was ich jetzt nötig habe.«
»Wie geht es
Jack?«, fragte Lorinda.
»Jack?« Karla
sah sie sekundenlang ratlos an. »Ach so, Jack! Dieser Tölpel! Dem geht es so
gut, wie man es von ihm erwarten kann. Was auch sonst? Wenn er zur Abwechslung
mal darauf geachtet hätte, wohin er läuft, wäre das alles gar nicht erst
passiert.« Sie ließ sich in einen Sessel fallen und schloss die Augen.
Die anderen
nutzten die Gelegenheit, um sich gegenseitig fragend anzusehen. Der Vorwurf
erschien ihnen nicht so ganz gerechtfertigt, hatte der arme Jack doch immerhin
versucht, ein Leben zu retten, weil er die Puppe für lebendig
Weitere Kostenlose Bücher