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Baby-Bingo

Baby-Bingo

Titel: Baby-Bingo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla und Martin Moretti
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sein wird. Und das ist kein schönes Gefühl.

Martin
    Das Timing
    »Und es muss unbedingt jetzt am Mittag sein?«, murmle ich leise in den Telefonhörer, denn meine Bürotür steht wie immer offen. »Ich meine, geht es nicht auch ganz entspannt ein paar Stunden später am Abend? Meine Mittagspause ist heute extrem knapp, ich hab um 14 Uhr eine Konferenz, da muss ich pünktlich sein.«
    Carla experimentiert gerade mit einer neuen Supermethode, mit der wohl fast auf die Stunde genau die heiße Phase bestimmt werden kann. Sozusagen eine Ampel fürs Kinderkriegen. Ich möchte gar nicht im Detail wissen, wie das alles funktioniert. Carla beschwert sich gelegentlich, da sie das als Desinteresse wertet. Aber eine gewisse Ahnungslosigkeit macht es mir leichter, lässig zu bleiben und mich selbst nicht zu sehr in der Rolle eines Zuchthengstes zu sehen. Ich möchte trotz des Kinderwunsches noch ein bisschen Rennpferd bleiben.
    Mich erstaunt zunehmend, wie die Generationen vor uns ohne all diese Hightech-Hilfen überhaupt jemals Kinder bekommen konnten. Und nicht wenige. Wenn ich meine Eltern früher fragte, wie ein Kind entsteht, dann sagten sie: »Durch Liebe.« Das stimmt grundsätzlich. Aber der Liebe allein können Carla und ich unseren Fortpflanzungswillen leider nicht mehr überlassen. Und Carla hat also errechnet, dass es unbedingt heute passieren muss. Und zwar jetzt gleich.
    »So weit ist es schon, inzwischen muss ich betteln, dass mein Mann seine ehelichen Pflichten erfüllt«, sagt Carla gespielt entsetzt. »Früher hättest du für zehn heiße Minuten mit mir jede Konferenz sausen lassen.«
    Das berühmte »Früher«-Argument. Damit kriegt man jeden Mann und kann ihm ein schlechtes Gewissen verpassen. Was soll man dazu schon sagen? Klar geben wir Männer am Anfang einer Beziehung Vollgas, um so schnell wie möglich das zu bekommen, was wir wollen. Und uns bei einer neuen Liebe rasch unsterblich zu machen. Aber das kann man uns doch nicht in den Folgejahren der Beziehung zum Vorwurf machen! Ständig Vollgas geben, außer in Hollywood-Filmen schafft das niemand. Selbst einen Porsche fährt man schließlich nicht immer am Limit. Er bleibt aber trotzdem ein Porsche. Auch bei niedrigen Drehzahlen ist er was ganz Besonderes.
    Aber Autophilosophie kann man sich Carla gegenüber sparen. Für sie ist ein Auto ein Fortbewegungsmittel. Mehr nicht. Und schon gar nicht ein Argument für irgendwelche gewagten Theorien.
    »Und falls du es schon vergessen hast, mein Liebster, ich fahre heute Abend nach Frankfurt. Tut mir leid, dass ich es dir nur ungefähr zehnmal gesagt habe. Das war wirklich nicht oft genug, wie man sieht.« Ihr Ton wirkt nun leicht gereizt.
    »Hm, verstehe – das ist ja blöd«, sage ich etwas ratlos. »Aber bis ich zur Wohnung fahre und dann wieder zurück in den Verlag, ist meine Mittagspause um.«
    »Dann komm ich zu dir«, sagt Carla entschlossen.
    »Aber … wie stellst du dir das vor? In meinem Büro? Die Jungs von der Unternehmensberatung gegenüber werden sicher ihren Spaß haben.«
    Carla hat mich schon öfter im Verlag besucht und weiß, dass mein Büro rundum verglast ist. Zwar könnte man die Sonnenjalousien nach unten fahren. Theoretisch. Aber das an einem bewölkten Tag am Mittag zu tun, während des Besuchs seiner Frau, und dabei auch noch die Tür zu verschließen, das wären für den Flurfunk willkommene Neuigkeiten. Ganz zu schweigen von verräterischen Geräuschen, die nach außen dringen könnten.
    »Mann, sei doch nicht so ein Spießer!«, sagt Carla. »Ich warte um halb zwei in meinem Wagen in der Tiefgarage auf dem Besucherparkplatz auf dich. Du erkennst mich an meinem Trenchcoat, unter dem ich nichts tragen werde. Sei also pünktlich, damit du mich als Erster entdeckst und ich mich nicht erkälte.«
    »Aber … Carla?«
    Sie hat das Telefonat beendet. Also meint sie das ernst? Ich fürchte ja. Ein Mittagsquickie im Auto – sie hat recht, es gab Zeiten, da hätte bereits die Vorfreude darauf genügt, um an nichts anderes mehr denken zu können. Heute dagegen kreisen meine Gedanken weniger um schnellen Sex auf Ledersitzen, sondern darum, was passieren könnte, wenn wir dabei entdeckt werden.
    »Hey, Carla hat recht, du bist wirklich ein verdammter Langweiler geworden!«, höre ich den wilden Martin aus alten Tagen sagen. »Was ist nur los mit dir? Da macht dir eine tolle Frau ein verlockendes Angebot. Und du spielst die Spaßbremse.«
    Ja, eine tolle Frau ist Carla wirklich. Auch mit 38

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