Baby-Bingo
Strandvilla auf der anderen Seite der Insel ist noch frei, und wir können sofort umziehen. Schnell packen wir unsere Sachen zusammen und ziehen um.
Bevor wir an den Strand gehen, erkunden wir erst mal die Insel. Insgesamt eine Sache von zehn Minuten. Denn dann hat man sie einmal zu Fuß umrundet. Es gibt drei verschiedene Restaurants, zwei Bars, ein Spa, ein Fitnessstudio, eine Surfschule und einen Souvenirshop. Was braucht man auch mehr? Die Insel ist schließlich ein Hideaway für verliebte Honeymooner. Besonders hoch scheint die Heiratsrate unter Chinesen zu sein. Denn die ganze Insel ist von ihnen bevölkert. Neben dem Schweizer Paar und zwei Franzosen scheinen wir hier die einzigen Europäer zu sein.
Wir nehmen unsere Tauchbrillen und Schnorchel und gehen schwimmen. Auf der richtigen Seite der Insel, der Lagune mit dem Korallenriff. Auch hier ist das Wasser immer noch sehr niedrig, und man muss aufpassen, dass man beim Schwim men mit dem Bauch nicht wie ein gestrandeter Tanker auf dem Sand aufsetzt.
Ich komme mir vor, als wäre ich in ein Aquarium gehüpft. Tausende bunter Fische schwimmen neben, unter und über mir. Einige sehen aus wie Nemo , der Clownfisch aus dem Disneyfilm. Ein besonders frecher knabbert sogar das Bändchen meiner Bikinihose an. Ein Stück weiter draußen sehen wir Papageifische, Mantarochen und sogar Babyhaie. Wir sind so fasziniert, dass wir erst Stunden später aus dem warmen Wasser steigen.
Den Rest des Tages verbringen wir auf den dick gepolsterten Sonnenliegen mit einem Buch in der einen und einem tropischen Drink in der anderen Hand. Bis sich eine Wolke in unser Paradies schiebt.
Ich merke es zuerst. Was auch daran liegen kann, dass Martin auf seiner Liege eingeschlafen ist. Na ja, war ja auch eine kurze und aufregende Nacht für ihn gewesen.
Der Regen kommt so schnell und heftig, als hätte jemand eine Wasserfalldusche angestellt. Wir sind bereits patschnass, als wir im Laufschritt unsere kleine Strandvilla erreichen. Und plötzlich ist mir kalt. Verdammt kalt. Eine warme Badewanne wäre jetzt schön. Aber die ist draußen im Regen, denn unser Badezimmer ist nur zur Hälfte überdacht. Cooles Design, aber nur wenn die Sonne scheint.
Ich bestelle mir über den Room Service einen heißen Tee. Martin trinkt einen Whiskey. Sein Allheilmittel zur Immunstärkung.
Am Abend gehen wir essen. Drinnen. Denn draußen schüttet es immer noch. Wir können wählen zwischen einem asiatischen, mediterranen und internationalen Restaurant. Aber eigentlich gibt es in allen das Gleiche.
Als wir das Restaurant betreten, bin ich innerhalb von Sekunden schockgefrostet. Himmel, ist das kalt hier. Ich habe nie verstanden, warum so viele Restaurants auf Eiszeittemperatur runtergekühlt sind. Na ja, zumindest bleibt der Fisch frisch, wenn man in einem Tiefkühlfach sitzt.
Ich ziehe meine Strickjacke an und wickle mir ein Tuch um den Hals. Wahrscheinlich bin ich die erste Frau auf den Male diven, die wie ein Eskimo verkleidet beim Dinner sitzt. Hätte ich das gewusst, hätte ich meine Daunenjacke eingepackt.
Als wir zwei Stunden später zurückgehen, regnet es immer noch. Innerhalb von Minuten sind wir wieder bis auf die Haut durchnässt.
Die ersten Anzeichen spüre ich schon, bevor wir unsere Strandvilla erreichen. Ein Gefühl, als hätte jemand in mir vergessen den Wasserhahn abzustellen. Dazu diese typischen Schmerzen im Unterbauch. Das darf doch nicht wahr sein! Ich bekomme eine Blasenentzündung. Nicht jetzt! Nicht hier! Sofort lege ich mich ins Bett, wickle mich in sämtliche Decken ein und trinke innerhalb von fünf Minuten eine große Flasche Wasser. Die einzige Chance, diese verflixte Entzündung so schnell wie möglich wegzubekommen.
»Kann ich irgendwas für dich tun?«, fragt Martin.
»Vielleicht kannst du in der Hotelbar mal nachfragen, ob sie Cranberrysaft haben? Der soll helfen.«
»Kein Problem. Bin sofort wieder da.«
Es ist wirklich seltsam. Jetzt sind wir extra hier hergekommen, um unser Sexleben mal wieder so richtig durchzulüften und durch die Hitze die Leidenschaft zu befeuern. Stattdessen haben wir Dauerregen und ich eine Blasenentzündung.
»Stell dir vor, was mir der Schweizer erzählt hat, den ich gerade an der Bar getroffen habe.« Martin kommt zur Tür rein. Mit einer Flasche Rotwein in der Hand.
»Dieser Regen hier, das ist der Südwestmonsun. Der ist typisch für die Jahreszeit.«
»Aha, typisch. Na, super!«, sage ich. »Da hast du dich ja vorher richtig
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