Baby-Bingo
schlaugemacht.«
»Jetzt verstehe ich auch, warum das Nebensaisonpreise waren«, sagt Martin.
Ich fasse es nicht. Da fliege ich mit meinem Mann einmal im Leben auf die Malediven, und dann haben wir hier ein Wetter wie in den Schottischen Highlands.
»Und was ist mit dem Cranberrysaft?«, frage ich.
»Hatten sie nicht, sorry. Aber dafür eine wirklich gute Flasche Rotwein. Trauben sind Trauben. Hilft bestimmt auch.« Martin grinst.
Na ja, besser als nichts. Hilft wenigstens einzuschlafen, denke ich mir und greife nach dem Glas, das er mir reicht.
»Okay, und was machen wir jetzt?« Martin sieht mich erwartungsvoll an.
Ich schaue auf meine Uhr. 22.30 Uhr.
Meine Güte, jetzt geht das wieder los. Wie verständnisvoll von ihm! Da liege ich schwer krank mit Schmerzen im Bett, und mein Mann erwartet eine Late-Night-Show.
»Also ich für meinen Teil, gehe jetzt schlafen«, sage ich.
»Wie? Jetzt schon? Es ist doch noch viel zu früh!« Martin sieht mich überrascht an.
»Es ist halb elf. Ich finde, eine durchaus angemessene Zeit, schlafen zu gehen. Und außerdem geht’s mir nicht gut.«
Ich bin gereizt. Martin könnte ruhig ein bisschen mehr Mitgefühl zeigen.
»Hmm, ist es okay für dich, wenn ich noch ein bisschen joggen gehe?«
»Bei dem Wetter? Bist du wahnsinnig?«
Mein Mann verfügt schon immer über ein paar merkwürdige Eigenarten.
»Ich gehe aufs Laufband im Fitnessstudio«, sagt Martin.
»Meinetwegen.«
Was soll ich auch sonst sagen? Bleib lieber bei mir und erzähle mir eine Gutenachtgeschichte, bis ich eingeschlafen bin? Obwohl ich das zugegebenermaßen die schönere und romantischere Variante fände. Warum haben Männer eigentlich diesen total übertriebenen Sporttick? Da wird gejoggt, Gewichte gestemmt und Spinning gemacht, als trainierten sie alle für den nächsten Ironman. Ach, ich werde Männer nie verstehen.
Es ist noch stockdunkel, als uns laute Geräusche wecken. Ein Schiffsmotor heult auf, wir hören aufgeregte Stimmen. Helles Licht flackert durch die Jalousien.
Schlaftrunken steht Martin auf und öffnet die Terrassentür. »Carla, schau dir das an! Das gibt’s doch nicht.«
Müde und widerwillig steige ich aus dem Bett.
Wir sehen taghelles Flutlicht und zwei Frachtschiffe, die mit großen Containern beladen werden.
»Was machen die da mitten in der Nacht?«, frage ich.
»Keine Ahnung, aber es sieht so aus, als würden die Müll verladen.«
Martin schließt die Tür, und wir legen uns wieder ins Bett. Ich habe immer noch Schmerzen und will einfach nur schnell wieder einschlafen. Was sich als schwierig herausstellt. Denn der Lärm hört nicht auf. Diesmal bin ich es, die ausflippt. Ich rufe bei der Rezeption an.
» Sorry Ma’am , können Sie morgen früh anrufen? Ich bin nur der Nachtportier.«
Wütend knalle ich den Hörer auf. Verdammt, wir sind hier auf den Malediven! Da träumt man doch nicht von einem Zimmer am Rand eines Industriegebiets!
Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne. Martin geht zum Strand. Ich zum Inselarzt. Leider fühle ich mich immer noch nicht besser. Er untersucht mich und gibt mir Antibiotika.
Auf einmal höre ich laute Stimmen. Ist das nicht mein Mann, der da gerade flucht »So ein Mist«?
Martin humpelt auf einem Bein in die Praxis. Er ist leichenblass und wird von zwei Männern gestützt. Vom Tauchlehrer und dem Schweizer. Die beiden Männer hieven ihn auf die Liege in der Ecke der Praxis.
Der Arzt untersucht sofort Martins Fuß, der mittlerweile stark geschwollen ist.
»Sie sind auf einen Skorpionfisch getreten«, sagt er auf Englisch. »Seine Stacheln sind äußerst giftig. Aber normalerweise ist das nicht tödlich.«
Nicht tööödlich? Panik steigt in mir auf.
»Jetzt unternehmen Sie doch was«, schreie ich den armen Arzt an. »Wo ist das nächste Krankenhaus?«
»Beruhigen Sie sich, Ma’am. Wir müssen die Wunde erst mal auswaschen und desinfizieren. Dann spritze ich Ihrem Mann ein Gegengift. Keine Angst, er ist nicht der Erste hier, der in einen Skorpionfisch tritt. Sollte sich sein Zustand wirklich dramatisch verschlechtern, bringen wir ihn in die Klinik nach Malé.«
Wir sitzen im Wasserflugzeug, das uns zurück zum Flughafen bringt. Die Sonne kommt raus. Was für ein Urlaub. Zum Glück ging es Martin nach zwei Tagen wieder besser. Wobei ich einen Moment wirklich Angst hatte, dass er das Ganze nicht überlebt. Die erste Nacht war fürchterlich. Martin schwitzte so stark, dass ich ihm im Zehn-Minuten-Takt feuchte Kompres sen
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